20 Jahre KJK: Gemeinschaft der Frauen Kurdistans feiert Jubiläum

Die Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) feiert ihr Gründungsjubiläum: „Mit Jin, Jiyan, Azadî in die Zukunft: 20 Jahre KJK – 20 Jahre Frauenwiderstand gegen Patriarchat und Staat“.

Mit Jin, Jiyan, Azadî zum Frühling der Frauen

Unter dem Motto „Jin, Jiyan, Azadî – Frau, Leben, Freiheit“ begeht die kurdische Frauenbewegung das 20. Gründungsjubiläum der Komalên Jinên Kurdistanê (Gemeinschaft der Frauen Kurdistans, kurz KJK). In ihrer Stellungnahme erinnert die KJK-Koordination an den historischen Schritt vom 18. April 2005, als sich Frauen im Kontext der kurdischen Freiheitsbewegung im Rahmen des Koma Jinên Biling (Hoher Rat der Frauen) reorganisierten und damit einen systematischen Aufbruch zur Errichtung einer alternativen Gesellschaftsordnung einleiteten. Seit 2014 firmiert der Dachverband als KJK – als strukturierter Teil des demokratischen Konföderalismus, wie er von Abdullah Öcalan konzipiert wurde.

Die KJK versteht sich seither nicht nur als politisches Organ kurdischer Frauen, sondern als transnationale Bewegung mit dem Anspruch, eine „Demokratische Moderne“ aufzubauen – jenseits von Nationalstaat, Kapitalismus und Patriarchat. Der Aufbau einer auf Rätestrukturen, Ökologie, Pluralismus und explizitem Feminismus basierenden Gesellschaft ist erklärtes Ziel.

Eine Konföderation aus der Frauenbefreiung geboren

In ihrer Erklärung zum Jubiläum bezeichnet die KJK ihre Entstehung als eine Zäsur in der Geschichte der Frauenbefreiung – nicht nur im kurdischen Kontext, sondern mit globalem Anspruch. Die Gründung sei „ein neuer qualitativer Schritt in der systematischen Organisierung der Frau als politisches Subjekt“, heißt es. Inspiriert durch die Ideen Abdullah Öcalans und die konkreten Erfahrungen der Frauen in der Guerilla und in basisdemokratischen Selbstverwaltungen, habe sich die KJK als „System innerhalb des Systems“ etabliert – als Fundament einer demokratischen, geschlechterbefreiten Gesellschaft.

Revolutionäre Bausteine: Von der Frauenguerilla bis zur Jineolojî

Die KJK verweist in ihrem Rückblick auf die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, zu denen sie unter anderem die Gründung der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ), das Konzept der „ideologischen Scheidung“ vom Patriarchat, die Ausbildung in Jineolojî (Frauenwissenschaft) und das Modell der genderparitätischen Doppelspitze zählt. Diese Prinzipien seien kein Beiwerk, sondern die „grundlegenden Motive des neuen Gesellschaftsgewebes“, das die Frauenbewegung aufbaue – und das im Kontrast zur kapitalistischen Moderne stehe.

Die lilafarbene KJK-Fahne auf einer Newroz-Feier in Binarê Qendîl © ANF

„Die KJK ist Ausdruck des kollektiven Willens, das patriarchale Weltsystem nicht nur zu kritisieren, sondern es durch ein anderes zu ersetzen“, erklärt die KJK-Koordination. Sie betont, dass die Systematik des Frauenkonföderalismus nicht als geschlossene Binnenstruktur gedacht sei, sondern als „offene, interaktive Plattform“ für eine globale feministische Bewegung.

Ein Aufruf zur Frauensolidarität über Grenzen hinweg

In ihrer Stellungnahme ruft die KJK zu einer weiteren Internationalisierung des Widerstands auf. Der Leitspruch „Jin, Jiyan, Azadî“, der sich im Zuge der Frauenrevolte in Ostkurdistan (Westiran) weltweit verbreitet hat, sei Ausdruck dieser Internationalität: „Diese magischen Worte hallen heute in den Herzen rebellischer Frauen in Lateinamerika, Europa, Afrika und Asien wider – als lebendiger Ausdruck unserer vereinten Kämpfe.“

Die KJK betont, dass der Aufbau eines Frauenkonföderalismus auf globaler Ebene eine reale Perspektive darstelle, „nicht als abstrakte Utopie, sondern als praktische Antwort auf das Scheitern männlich dominierter Gesellschaftsmodelle“.

Politische Relevanz: Der Kampf gegen Isolation und für die Freiheit Öcalans

Die KJK verknüpft das Jubiläum auch mit aktuellen politischen Forderungen: Sie ruft dazu auf, sich der Kampagne für die physische Freiheit Abdullah Öcalans anzuschließen. Die seit Jahren andauernde Isolation des kurdischen Vordenkers auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali sei Ausdruck der patriarchalen Machtordnung, der die kurdische Bewegung mit ihrem alternativen Gesellschaftsmodell den Kampf angesagt habe. „Die vereinte Kraft der Frauen wird das Isolations- und Foltersystem von Imrali durchbrechen“, so die KJK. Der von Öcalan formulierte „Aufruf für Frieden und eine demokratische Gesellschaft“ sei dabei nicht nur ein Appell, sondern ein Manifest des 21. Jahrhunderts – eines, das maßgeblich von Frauen getragen werden müsse.

Der Frauenfrühling: Symbolische Aktionen und konkreter Aufbau

Zum Jubiläum ruft die KJK dazu auf, den „Frühling der Frauen“ auch symbolisch zu begehen. In Gedenken an Sakine Cansız, Mitbegründerin der PKK und Gefallene der internationalen Frauenbewegung, werden alle Frauen dazu eingeladen, Bäume zu pflanzen und Blumen zu säen – als Zeichen des Lebens, des Widerstands und des Aufbruchs. „In einer Zeit, in der sich patriarchale Gewalt, Kriege und Krisen zuspitzen, wollen wir nicht nur protestieren, sondern aufbauen“, heißt es abschließend. Die KJK fordert dazu auf, das 21. Jahrhundert „zum Zeitalter der Frauenrevolutionen“ zu machen – und ruft alle Frauen auf, sich an dem Widerstand zu beteiligen, um das „Gewebe eines freien Lebens“ gemeinsam zu gestalten.