Demonstration in Amed gegen Drogen und Ausgrenzung

Mit einem Marsch durch Amed haben zivilgesellschaftliche Gruppen und Parteien auf die wachsende Bedrohung durch Drogenkonsum und soziale Marginalisierung reagiert. Anwaltskammerpräsident Abdulkadir Güleç forderte umfassende Präventionsstrategien.

„Wir müssen auf allen Ebenen handeln“

In der kurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) haben hunderte Menschen am Samstagabend gegen den zunehmenden Drogenkonsum und die damit verbundenen sozialen Gefahren protestiert. Unter dem Motto „Schützt die Gesellschaft – Nein zu Drogen und Prostitution“ marschierten sie durch das Stadtzentrum.

Organisiert wurde die Demonstration mit anschließender Kundgebung vom zivilgesellschaftlichen Bündnis „Şiyar Be – Plattform gegen Sucht“. Die Parteien DEM und DBP, lokalen Nichtregierungsorganisationen sowie die Anwaltskammer von Amed unterstützten die Veranstaltung.

Die Teilnehmenden trugen Transparente mit Aufschriften wie „Nicht zum Gift, sondern zur Arbeit greifen“ und „Werdet zur Barrikade gegen Drogen“ und riefen Parolen wie „Schulter an Schulter gegen Drogen“ und „Amed – schweig nicht, steh zu deiner Jugend“.

„Drogen sind Teil eines systematischen Angriffs“

Abdulkadir Güleç, Präsident der Anwaltskammer Amed, erklärte im Anschluss an die Demonstration, die steigende Verbreitung von Drogen sei nicht isoliert zu betrachten, sondern Teil eines umfassenderen politischen Problems. „Wenn wir wirklich verhindern wollen, dass der kurdischen Gesellschaft ihre Identität, ihr politisches Bewusstsein und ihre organisierte Struktur genommen wird, dann reicht es nicht, auf polizeiliche Maßnahmen zu setzen. Wir müssen in allen Lebensbereichen handeln – bei Bildung, Wohnraum, Armutsbekämpfung“, sagte Güleç.

Der Jurist appellierte an staatliche Institutionen und Kommunen, endlich Verantwortung zu übernehmen. Gerade unter Jugendlichen habe sich der Konsum in den vergangenen Jahren dramatisch verbreitet. „Wir als Gesellschaft sind bereit, unseren Teil der Verantwortung zu tragen – aber der Staat muss handeln“, so Güleç.

„Kinder schmelzen vor unseren Augen dahin“

Auch Zahit Çiftkuran, Vertreter des Verbands lokaler Vereine, fand eindringliche Worte: „Unsere Kinder verschwinden vor unseren Augen und wir dürfen nicht tatenlos zusehen. Die Gesellschaft muss sich gegen ein System wehren, das gezielt unsere Zukunft zerstört.“

Akça: „Sucht ist Teil der Kriegsstrategie“

Die DEM-Abgeordnete Ceylan Akça bezeichnete Drogen als ein „Instrument sozialer Zersetzung“ und Teil einer verdeckten Kriegsführung in Kurdistan. „Unser Ziel ist es, eine ethisch fundierte Gesellschaft aufzubauen. Wenn ihr heute in einer Sucht gefangen seid, seid ihr nicht allein. Wir als Parteien, Anwält:innen, Jugend- und Frauenorganisationen sind bereit, uns mit aller Kraft für eure Befreiung einzusetzen.“ Akça kündigte an, den Kampf gegen die Ausbreitung von Drogen fortzusetzen, „bis diese Gefahr aus unseren Straßen verschwunden ist“.

Praktische Forderungen

Die Veranstaltung endete mit Applaus und einem klaren Signal an Staat und Gesellschaft: Der Kampf gegen Drogenmissbrauch sei nicht nur eine Frage der Ordnungspolitik, sondern ein gesamtgesellschaftliches Projekt. Gefordert wurden unter anderem der Ausbau von Präventions- und Bildungsangeboten, eine flächendeckende soziale Unterstützung für gefährdete Jugendliche und eine entschlossene öffentliche Haltung gegen alle Formen sozialer Verwahrlosung.