Gedenken an Gefallene und Bibliothekseröffnung in Nürnberg

In Nürnberg wurde der vor zwei Jahren in Südkurdistan gefallenen Kämpfer:innen Asya Kanîreş, Koçer Medya und Azad Şergeş gedacht. Zudem wurde die Bibliothek Azad Şergeş eröffnet, die an das Leben und Wirken des Internationalisten erinnern soll.

Asya Kanîreş, Koçer Medya, Azad Şergeş

In Nürnberg haben am Samstag rund 130 Menschen der vor zwei Jahren in Südkurdistan gefallenen Internationalist:innen Asya Kanîreş (Kadriye Tetik), Koçer Medya (Diyako Saidi) und Azad Şergeş (Thomas Johann Spies) gedacht. Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wurde im kurdischen Volkshaus eine Bibliothek in Erinnerung an sie eröffnet.

Die drei Kämpfer:innen der kurdischen Guerilla waren am 15. Juli 2023 im Zuge türkischer Luft- und Bodenangriffe auf die Xakurke-Region ums Leben gekommen, die im Nachgang zu einer koordinierte Guerillaaktion erfolgten. Das Gedenken begann mit einer Schweigeminute, mit der auch der Ende April bei einem türkischen Drohnenangriff ermordeten deutschen Internationalistin Tîjda Zagros (Kelly Freygang) gedacht wurde.

In mehreren Redebeiträgen betonten Sprecher:innen verschiedener Organisationen, darunter der sozialistischen Jugend „Yuna“ und „Perspektive Kommunismus“, die Bedeutung der Gefallenen für die internationale Solidarität und den kurdischen Freiheitskampf. Die Biografien von Asya, einer Türkin aus der Schwarzmeerregion, Koçer aus Ostkurdistan und Azad, einem gebürtigen Deutschen, stünden exemplarisch für den grenzüberschreitenden Charakter des kurdischen Befreiungskampfes.

„Sie kämpften nicht nur für Kurdistan, sondern für die Freiheit aller Menschen“, erklärte ein Sprecher des kurdischen Volkshauses. Die Beiträge erinnerten auch an die aktuelle politische Lage im Mittleren Osten, die von neuen Eskalationen geprägt ist. Die Redner:innen sprachen sich für eine auf demokratischem Miteinander basierende Lösung der regionalen Konflikte aus.

In persönlichen Ansprachen kamen auch Angehörige der Gefallenen zu Wort. Eine Schwester von Asya Kanîreş schilderte eindrücklich die Politisierung der Familie durch Begegnungen mit kurdischen Saisonarbeiter:innen und die gemeinsame Reise an die Grenze zu Kobanê im Jahr 2014. Die Mutter von Azad Şergeş trug ein Gedicht von Khalil Gibran vor, während Auszüge aus Tagebuchaufzeichnungen der Gefallenen verlesen wurden.

Den letzten Beitrag hielt ein ehemaliger Weggefährte von Azad Şergeş. Das Gedenken an die gefallenen Genoss:innen bedeute, die fortschrittlichen und widerständigen Kämpfe der Unterdrückten überall auf der Welt entsprechend der jeweiligen politischen Realität zu führen und darüber hinaus zu vernetzen, um den internationalen Revolutionären Prozess als Ganzes voranzubringen. Dies gelte auch weiterhin, erklärte er.

Im Anschluss wurde die neu eingerichtete Bibliothek Azad Şergeş im kurdischen Volkshaus eröffnet. Zahlreiche Besucher:innen hatten Bücher gespendet, viele mit Schwerpunkt auf revolutionären Persönlichkeiten wie Olga Benario, Che Guevara, Inge Viett, Andrea Wolf oder Lenin. Die Bibliothek soll künftig als offener Raum für politische Bildung und Erinnerung dienen.

Die Veranstaltung endete mit dem gemeinsamen Singen des antifaschistischen Lieds „Bella Ciao“.