Soziologin nach Mobbing-Vorwürfen zum Toilettendienst abkommandiert

In Êlih sorgt ein neuer Mobbing-Fall in der zwangsverwalteten Stadtverwaltung für Empörung. Die Soziologin Rojin Akat wurde nach einer Strafanzeige gegen ihre Vorgesetzte zur Toilettenreinigung abgestellt.

Machtmissbrauch bei der Zwangsverwaltung in Êlih

In der kurdischen Provinzstadt Êlih (tr. Batman) spitzt sich die Kritik an der unter Zwangsverwaltung stehenden Stadtverwaltung weiter zu. Wie lokale Menschenrechtsgruppen und Gewerkschaften berichten, wurde die städtische Soziologin Rojin Akat zur Reinigung öffentlicher Toiletten abgestellt – unmittelbar nachdem sie gegen ihre Vorgesetzte im Amt für Frauen- und Familienangelegenheiten Strafanzeige wegen Mobbings und Amtsmissbrauchs erstattet hatte.

Die Vorwürfe gegen die kommissarische Amtsleiterin Esen Tunç wiegen schwer: Akat beschreibt in ihrer Anzeige, sie sei trotz ihrer fachlichen Qualifikation wiederholt zur Ausgabe von Tee und Kaffee gezwungen, mit privaten Aufgaben beauftragt und zur Bespitzelung von Kolleginnen gedrängt worden. Als sie sich weigerte, sei sie beschimpft und unter massiven psychischen Druck gesetzt worden. Ende Mai erlitt sie daraufhin einen Nervenzusammenbruch, ein Rettungswagen musste gerufen werden (ANF berichtete).

Kurz nach ihrer Anzeige wurde Akat an das städtische Amt für Grünflächen versetzt und zur Reinigung öffentlicher Anlagen in einem Park eingeteilt. Als sie sich weigerte, diese Tätigkeit auszuführen, wurde ihr die Reinigung des Mittelstreifens an einer vielbefahrenen Straße zugewiesen.

Systematische Schikane unter Zwangsverwaltung

Gewerkschaftsvertreter:innen sprechen von einem systematischen Vorgehen. Seit der Absetzung der demokratisch gewählten Bürgermeisterin Gülistan Sönük (DEM-Partei) im vergangenen November durch das türkische Innenministerium und der Einsetzung eines staatlichen Zwangsverwalters mehren sich Berichte über autoritäre und rechtswidrige Praktiken gegenüber städtischen Beschäftigten. Insbesondere Frauen und politisch missliebige Personen würden gezielt unter Druck gesetzt, versetzt oder schikaniert, berichtete der Gewerkschaftsverband Genel-İş. Der aktuelle Fall sei nur „die Spitze des Eisbergs“.

Foto: Polizeilich abgeschirmtes Rathaus in Êlih während der Zwangsverwaltung zwischen 2019 und 2024 © MA