Zwangsverwaltung: Gewerkschaften prangern Mobbing gegen Frauen an

In der von einem Zwangsverwalter geführten Stadtverwaltung in Êlih sehen sich Mitarbeiterinnen laut Gewerkschaften zunehmendem Mobbing, Einschüchterung und Versetzungsdrohungen ausgesetzt. Die Gewerkschaften fordern ein sofortiges Ende der Übergriffe.

Mobbing, Einschüchterung und Versetzungsdrohungen in ÊLih

Die Gewerkschaften Genel-İş und TÜM BEL-SEN haben am Montag in Êlih (tr. Batman) schwere Vorwürfe gegen die von einem staatlichen Zwangsverwalter geführte Stadtverwaltung erhoben. In einer gemeinsamen Presseerklärung vor dem Menschenrechtsdenkmal in der Innenstadt kritisierten sie, dass insbesondere weibliche Angestellte systematischem Mobbing, Schikane und psychischer Gewalt ausgesetzt seien.

Seit der Ernennung des Zwangsverwalters im November vergangenen Jahres habe sich das Arbeitsklima deutlich verschlechtert, erklärte Nalin Erol, Ko-Vorsitzende der Gewerkschaft Genel-İş in Êlih. „Unsere Kolleginnen und Kollegen werden ausgegrenzt, unter Druck gesetzt und zur Denunziation gezwungen. Die Arbeitsbedingungen sind willkürlich verschärft worden, und wer sich widersetzt, wird mit Versetzung oder Entlassung bedroht“, so Erol.

Besonders betroffen sei die Abteilung für Frauen- und Gleichstellungspolitik. Die Gewerkschafterin betonte, dass diese Zustände nicht nur rechtswidrig, sondern auch psychisch belastend seien. Viele Beschäftigte hätten das Vertrauen in die Arbeitsstruktur verloren.

„Wir lassen uns nicht einschüchtern“

Erol forderte die Verantwortlichen zur sofortigen Intervention auf: „Sollten diese Maßnahmen eigenmächtig durch Vorgesetzte erfolgen, müssen sie gestoppt werden. Falls sie jedoch auf Anweisung der Zwangsverwaltung geschehen, werden wir sie öffentlich machen und juristisch bekämpfen.“

Die Gewerkschaften kündigten an, allen betroffenen Beschäftigten zur Seite zu stehen. „Wir werden jede rechtswidrige Maßnahme dokumentieren und öffentlich machen. Unsere Kolleginnen und Kollegen, die am Existenzminimum arbeiten, verdienen Respekt – nicht Repression“, so Erol abschließend.

Regierung ignoriert Volkswillen

Die betroffene Stadtverwaltung war zuvor von der gewählten DEM-Partei geführt worden, bevor der türkische Staat nach der Kommunalwahl erneut einen Zwangsverwalter eingesetzt hatte. Die mit 64,52 Prozent der Stimmen gewählte Ko-Bürgermeisterin Gülistan Sönük war wegen vermeintlichen „Terrorvorwürfen“ abgesetzt und durch den Provinzgouverneur, der Beamter der regierenden AKP ist, ersetzt worden. Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen kritisieren diese Praxis als undemokratisch und politisch motiviert.