Kurdische Bürgermeisterin suspendiert
Nach dem Kommunalputsch in Êlih (tr. Batman), Mêrdîn (Mardin) und Xelfetî (Halfeti), bei dem die Ko-Bürgermeister:innen der DEM-Partei vom türkischen Innenministerium durch Zwangsverwalter ersetzt wurden, stehen die Zeichen auf Widerstand. Eine der abgesetzten Ko-Bürgermeister:innen ist Gülistan Sönük. Die kurdische Politikerin wurde im März mit den Stimmen von 64,52 Prozent der 300.000 Wähler:innen in der nordkurdischen Provinzhauptstadt Êlih gewählt. Seit ihrer Absetzung am Montag gehen in der Stadt Tausende Menschen rund um die Uhr auf die Straße.
Gülistan Sönük teilte mit, dass sie über ihre Suspendierung nicht informiert wurde und erst durch die Belagerung des Rathauses durch ein großes Polizeiaufgebot davon erfuhr: „Als wir am Morgen zum Rathaus kamen, wurden wir nicht ins Gebäude gelassen. Aber die Menschen leisten seitdem großartigen Widerstand und treten für ihren Willen ein. Von Minute zu Minute wird ihre Anzahl größer. Wir sind hier. Solange die Entscheidung über die Ernennung des Zwangsverwalters nicht zurückgenommen wird, werden wir den Platz vor unserem Rathaus nicht verlassen. Diejenigen, die meinen, dass sie uns mit ein paar Drohungen und Absperrungen zum Rückzug bringen können, täuschen sich. Wir werden gemeinsam mit unserem Volk im Widerstand bleiben, bis diese Entscheidung zurückgenommen wird.“
„Unser Kampf geht weiter“
Weiter erklärte Gülistan Sönük: „Wir haben diese Stadtverwaltung gemeinsam mit unserem Volk übernommen. Êlih hat 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Das Rathaus hier ist die Verwaltung der Frauen, der Jugend und der gesamten Dynamik der Stadt, deren Wille immer missachtet wurde. So wie wir während der Wahlen mobilisiert und gearbeitet haben und das Rathaus von der Zwangsverwaltung befreit haben, werden wir nun unseren Widerstand auf dieselbe Weise fortsetzen. Insbesondere möchten wir alle Frauen auf der ganzen Welt dazu aufrufen, den Willen der Frauen, der hier missachtet und mit Füßen getreten werden soll, zu verteidigen. Wir laden alle Frauen ein, gemeinsam mit uns vor Ort Widerstand gegen diesen institutionalisierten Faschismus zu leisten.“
Aufruf zum Widerstand
Gerichtet an die Linke in der Türkei und der Welt appellierte Gülistan Sönük: „Wir fordern alle Menschen, die sich als demokratisch verstehen und die Grundrechte verteidigen, zum Handeln auf. Das Rathaus gehört uns allen, den Völkern. Die Ernennung von Zwangsverwaltern zersetzt die Demokratie. Die Zwangsverwaltung wurde in der Absicht eingeführt, die Hoffnung der Völker auf Frieden, Einheit, Demokratie und Geschwisterlichkeit zu zerstören. Wir sind davon überzeugt, dass wir die Hoffnung auf Frieden und Freiheit nähren können, indem wir Schulter an Schulter Widerstand leisten. Wir heißen alle, die sich als demokratisch, links und sozialistisch bezeichnen, in den unter Zwangsverwaltung gestellten Gemeinden willkommen. Lasst uns gemeinsam den Kampf vor Ort Schulter an Schulter fortsetzen.“