Vorträge in Lviv zur kurdischen Befreiungsbewegung

In der westukrainischen Stadt Lviv hat es zwei Veranstaltungen zur kurdischen Befreiungsbewegung gegeben, Referentin war eine Vertreterin der feministischen Organisierung „Gemeinsam kämpfen!“. Anlass war der Jahrestag der Rojava-Revolution.

Zum zehnten Jahrestag der Revolution in Rojava gab es in Lviv, einer Stadt im Westen der Ukraine, zwei Veranstaltungen zur kurdischen Befreiungsbewegung. An den Veranstaltungen nahmen vorwiegend ukrainische Aktivist:innen teil. Die Referentin war eine Vertreterin der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen! Für Selbstbestimmung und Demokratische Autonomie“, die auch Teil einer Delegationsreise nach Nord- und Ostsyrien im Jahr 2018 war. Neben einer Vorstellung des Aufbaus selbstverwalteter Frauenstrukturen und der aktuellen Lage in Kurdistan ging es bei den Veranstaltungen darum, feministische Verbindungen zu schaffen, welche die Widerstände gegen den russischen Angriffskrieg und gegen den türkischen Angriffskrieg zusammenbringen.

Die erste Veranstaltung trug den Titel „Frauenrevolution in der Praxis und Erfahrungen aus Rojava“. Mit einer kurzen Einleitung zum historischen Hintergrund der kurdischen Frauenbewegung wurden das autonome Frauensystem und einige Beispiele selbstverwalteter Frauenstrukturen in Nord- und Ostsyrien vorgestellt. Fokus lag hierbei auf den Bereichen Gerechtigkeit und Selbstverteidigung. Weitere Schwerpunkte waren die Jineolojî und das Frauendorf Jinwar.


Die zweite Veranstaltung widmete sich dem Thema „Aktuelle Lage in Kurdistan und Perspektiven für einen feministischen Internationalismus“. Hierbei wurde auf alle vier Teile Kurdistans eingegangen und die aktuelle Angriffsphase in Süd- und Westkurdistan betont. Besonderes Interesse weckten die Verhandlungen zwischen dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin der letzten Tage. „Erdogan hat gegenüber Putin ein Druckmittel, indem er für Getreide, das Russland aus der Ukraine gestohlen hat, die Durchfahrt über das Schwarze Meer erlaubt. Gleichzeitig fordert er vom Kreml grünes Licht für die Besatzung Nordsyriens“, sagte die Referentin während der Veranstaltung. Auch die Bedingungen für den NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens mit der Zustimmung, kurdische Aktivist:innen stärker zu kriminalisieren, war Thema während der Analyse zur aktuellen Lage. Anschließend ging es um eine globale Einordnung der Lage und um das Thema „Dritter Weltkrieg“, sowie die Perspektive eines „Demokratischen Weltfrauenkonföderalismus“.

Vorträge von ukrainischer NGO Feminist Workshop organisiert

Beide Vorträge wurden von „Feminist Workshop“ veranstaltet. „Feminist Workshop“ ist eine Nicht-Regierungsorganisation, die autonome Räume für Feminist:innen in Lviv und anderen Teilen der Ukraine schafft. Mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges hat die Organisation ihre Tätigkeiten ausgeweitet – zum Beispiel mit der Unterstützung von geflüchteten Frauen und Kindern. Seit Juni dieses Jahres hat „Feminist Workshop“ Räume angemietet, in denen Veranstaltungen stattfinden können und es Wohnraum für Frauen und Kinder aus den umkämpften Gebieten im Osten der Ukraine gibt. Für die Miete der Räume werden Spenden gesammelt.