Studierendenkollektiv LUNA verurteilt Attentat auf Nagihan Akarsel

Das im italienischen Bologna ansässige Studierendenkollektiv LUNA verurteilt die Ermordung der kurdischen Akademikerin Nagihan Akarsel und fordert ein Ende der Femizide weltweit.

Das Studierendenkollektiv LUNA in der italienischen Stadt Bologna verurteilt die Ermordung der kurdischen Akademikerin und Journalistin Nagihan Akarsel durch den türkischen Geheimdienst MIT und fordert ein Ende der Femizide weltweit. Als Zeichen des Protests gestalteten die Aktivistinnen des Verbands ein Banner, auf dem die Namen von Nagihan Akarsel und Jina Mahsa Amini sowie die kurdische Losung „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit) zu lesen waren, und brachten es an der Casa Vacanze an. Die Ferienwohnungsanlage wurde vergangene Woche aufgrund der anhaltenden Wohnungskrise in Bologna, die immer mehr Studierende und prekär Beschäftigte in die Obdachlosigkeit treibt, von dem Studierendenkollektiv besetzt.

„Seit Tagen wird ‚Jin, Jiyan, Azadî‘ rund um den Globus hinausgeschrieben. Mit diesen drei Worten sagt die Welt ‚Nein!‘ zu despotischen Regimen und fordert die Befreiung der Frauen. Die Ermordung von Nagihan richtet sich gegen die ideologische Grundlage dieses Slogans, die revolutionäre Wissenschaft der Jineolojî, an der Nagihan gearbeitet hat. Dieser Anschlag ist Teil des Vernichtungskonzepts des türkischen Staates gegen die kurdische Befreiungsbewegung und insbesondere die Befreiung der Frauen. Es ist ein Angriff auf die weltweite Ausweitung des Freiheitskampfes der kurdischen Frauen“, erklärten die Aktivistinnen von LUNA.

Ihre Solidarität gelte in diesen Tagen daher besonders den kämpfenden Frauen in Rojhilat, Iran und überall sonst, wo Weggefährtinnen im Widerstand sind, so die Mitglieder des Studierendenkollektivs. Das tödliche Attentat an Nagihan Akarsel, die vor einer Woche in der südkurdischen Metropole Silêmanî von einem türkischen Killerkommando erschossen wurde, bezeichnet LUNA als staatlichen Femizid. „Dieser fand zu einer Zeit statt, in der Frauen im gesamten Nahen Osten – von Kabul bis Teheran, von Rojava bis Rojhilat – gegen das Patriarchat rebellieren“, betonen die Aktivistinnen. Es liege in der Natur des patriarchalen kapitalistischen Systems, auf den Widerstand von Frauen mit Krieg, Gewalt und Frauenmorden zu antworten. Am Beispiel von Jina Mahsa Amini, deren gewaltsamer Tod durch die iranische Sittenpolizei Mitte September eine landesweite Volksrevolte ausgelöst hat, zeige sich aber auch, „dass es auch anders gehen kann und dass dem Aufschrei ein Aufstand folgen kann und muss“.

Jineolojî verinnerlichen, Frauenbefreiung zur Grundlage von allem machen

LUNA ruft zur internationalen Solidarität mit den kämpfenden Frauen und zur „Verinnerlichung“ der Jineolojî auf: „Unterstützen wir diese Aufstände, indem wir weiterhin Jin, Jiyan, Azadî rufen! Lasst uns alle Nagihans Kampf fortsetzen, indem wir die Befreiung der Frauen zur Grundlage unserer Forschung, unseres Denkens, unserer Praxis und der zukünftigen Gesellschaft machen.“