Rojava: Armenische Frauen organisieren Selbstverteidigung

Auf einer Konferenz in Hesekê ist ein armenischer Frauenrat gegründet worden. Das Ziel ist die Selbstverteidigung von Frauen auf allen Ebenen.

In Hesekê haben sich am 31. August 150 Delegierte versammelt und den Armenischen Frauenrat in Nord- und Ostsyrien gegründet. Die Nachrichtenagentur Mezopotamya hat mit der Sprecherin Anahit Qesebiyan über die Ziele der Organisierung gesprochen.

Kein Angriff konnte unseren Enthusiasmus, uns zu organisieren, bremsen“

Qesebiyan berichtet, dass vor der Konferenz 80 Versammlungen an verschiedenen Orten abgehalten wurden, um alle armenischen Frauen in der Region zu erreichen. Allerdings war das schwierig: „Die Organisierung der Treffen stellte ein großes Problem dar, und dann begannen auch noch die Luftangriffe der Türkei. Keiner dieser Angriffe konnte jedoch unseren Enthusiasmus bremsen, diese Konferenz zu organisieren, und wir kamen am 31. August als armenische Frauen zusammen.“ Das zeigte auch an der breiten Teilnahme von Delegierten an der Konferenz, so kamen armenische Frauen aus Raqqa, Ain Issa und Dêrik. Darüber hinaus nahmen auch Vertreterinnen der Frauengremien von Parteien, der Selbstverwaltung und Institutionen teil.

Bildung in Selbstverteidigung

Qesebiyan erinnert daran, dass seit dem Genozid am armenischen Volk 107 Jahre vergangen sind, und unterstreicht, dass der Schaden dieses Genozids bis heute an den armenischen Frauen zu erkennen sei. In diesem Zusammenhang berichtet Anahit Qesebiyan von ihren Erfahrungen im Vorfeld des Kongresses: „Bei der Vorbereitung des Kongresses konnten wir beobachten, wie entfremdet armenische Frauen von ihrer Sprache, Kultur und Geschichte sind. Wir erreichten diese Frauen, die mittlerweile in arabischen, kurdischen und assyrischen Gemeinschaften leben, nur sehr schwer und stellten fest, dass die Frauen, die wir zusammenbrachten, unter dem Einfluss des patriarchalen Denkens und des Regimes standen. In dieser Hinsicht war es eine schwierige Prüfung, armenische Frauen zu ihren Wurzeln, ihrer Sprache und ihrer Geschichte zurückzuführen. Mit Unterstützung von Frauenorganisationen arbeiten wir Schulter an Schulter, um armenische Frauen in Bezug auf physische und ideologische Angriffe aufzuklären. Wir sehen in diesen Schulungen unsere Verantwortung, um zu verhindern, dass sich der Völkermord und die Massaker an Frauen wiederholen.“

Die Bedeutung der Revolution

Die Sprecherin weist darauf hin, dass die Teilnehmerinnen aus vielen Orten zur Konferenz gekommen seien und die Revolution von Rojava die Moral der Frauen deutlich gestärkt habe: „Indem wir unsere Arbeit innerhalb der Autonomieverwaltung verstärken, wollen wir sowohl auf den Völkermord, der 107 Jahre zurückliegt, als auch auf mögliche neue Angriffe deutlich reagieren.“

Wir sind hier und wir haben uns erhoben“

Qesebiyan berichtet, dass während der Konferenz zahlreiche Luftangriffe geflogen wurden und jeder Angriff ihre Entschlossenheit gesteigert habe. Die Frauen hätten nun die Bedeutung solcher Konferenzen besser verstanden. „Millionen Menschen sind bei dem Völkermord gestorben. Der Schwerpunkt dieser Angriffe lag auf den Frauen. Mit dieser Konferenz haben wir den Mördern gezeigt, dass es uns noch gibt und dass wir uns erhoben haben. Wir haben die Botschaft übermittelt, dass wir diesen großen Völkermord, bei dem man uns vor Jahren aus unserer Heimat vertrieben und die Frauen vergewaltigt und ermordet hat, nicht noch einmal erleben werden“, erklärt sie.

Die getroffenen Entscheidungen

Auf der Konferenz wurde beschlossen, die ideologische Bildung von Frauen auszuweiten, so dass sie in Gesellschaft und Familie eine entscheidende Rolle spielen können. Darüber hinaus wurde an die Frauen appelliert, ihren Kindern muttersprachlichen Unterricht zu ermöglichen. Hierzu seien die Vorbereitungen bereits abgeschlossen. Es werde von der Selbstverwaltung daran gearbeitet Schulunterricht auf Armenisch einzuführen.

Außerdem sollen die Frauen eine militärische Ausbildung erhalten und ihre Fähigkeit zur Selbstverteidigung verbessern. Gleichzeitig sollen Verbindungen zu Armenierinnen, die assimiliert wurden oder sich im Exil befinden, aufgenommen und sie dabei unterstützt werden, zu ihren Wurzeln, ihrer Sprache und ihrer Kultur zurückzukehren.