Leichnam von Nagihan Akarsel nach Konya verabschiedet

Der Leichnam der unlängst in Silêmanî ermordeten Akademikerin und Journalistin Nagihan Akarsel ist mit einer Zeremonie in die Türkei verabschiedet worden. Dort soll sie in ihrer Geburtsstadt Konya beigesetzt werden.

Unter großer Anteilnahme ist der Leichnam von Nagihan Akarsel aus Südkurdistan in die Türkei verabschiedet worden. Die Beisetzung soll in ihrer Geburtsstadt Konya stattfinden, wie Angehörige mitteilten. Bevor der Sarg in einem langen Konvoi auf den Weg nach Zentralanatolien gebracht wurde, ist in Silêmanî eine Zeremonie durchgeführt worden. Viele Weggefährtinnen und Freundinnen waren gekommen, um Abschied zu nehmen.

Nagihan Akarsel war eine bekannte Persönlichkeit in der kurdischen Community und seit dreißig Jahren politisch aktiv. Sie arbeitete lange Zeit als Journalistin und Autorin und war aufgrund ihres Engagements in der kurdischen Frauenbefreiung jahrelang im Gefängnis. In Rojava förderte sie die Bildungsarbeit im Bereich der Jineolojî – der Wissenschaft der Frau, in Şengal betrieb sie Feldforschung zur Situation von Frauen nach dem vom „Islamischen Staat“ (IS) begangenen Genozid und Femizid. Zuletzt arbeitete sie mit Frauen aus Südkurdistan im Forschungszentrum für Jineolojî. Eines ihrer laufenden Projekte war die Einrichtung einer kurdischen Frauenbibliothek, außerdem gab sie die Zeitschrift „Jineolojî“ heraus. Am Dienstag wurde Akarsel vor ihrer Wohnung in Silêmanî mit elf Schüssen niedergestreckt, es wird von einem politischen Attentat durch den türkischen Geheimdienst ausgegangen.


„Die Kugeln, die heute Nagihan trafen, können schon morgen eure Liebsten töten. Wer glaubt, in der Kurdistan-Region Irak sicher zu sein vor solchen Attentaten, der irrt sich gewaltig“, sagte Necibe Qeredaxî bei der Trauerfeier. Die Frauenrechtsaktivistin engagiert sich ebenfalls im Jineolojî-Zentrum und ist eine langjährige Kollegin und Freundin von Akarsel.

KNK: Keine Politik der Zugeständnisse an die Türkei

In einer Botschaft des Frauenkomitees des Nationalkongress Kurdistan (KNK), die Perwa Ali vortrug, wurden die Regierungen in Hewlêr (Erbil) und Bagdad aufgefordert, den Femizid an Nagihan Akarsel restlos aufzuklären und die Ergebnisse eines eigens eingesetzten Untersuchungsteams öffentlich zugänglich zu machen. „Wir verlangen außerdem, gerade in diesem Fall von einer Politik der Zugeständnisse an die Türkei unbedingt abzusehen“, hieß es in der Botschaft weiter.

Der Frauenverband Kurdistans wurde bei der Trauerfeier für Akarsel von Seywan Rostem vertreten. Die Politikerin betonte, dass sich Bestrebungen für die Emanzipation und Befreiung der Frauen durch Mord nicht unterdrücken ließen. „Solche Tötungen wie jene von Nagihan Akarsel führen dazu, dass der revolutionäre Widerstand der Frauen für ihre Rechte und Freiheit noch stärker wird. Nehmt ihr uns eine, antworten wir alle.“

HDP: Der Mord an Nagihan war ein terroristischer Anschlag

Vor Ort war auch der HDP-Abgeordnete Hüseyin Kaçmaz, der aus seinem Wahlkreis, der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) angereist war. Kaçmaz stellte fest, dass Nagihan Akarsel nicht das erste Opfer eines mutmaßlich vom türkischen Geheimdienst MIT ausgeführten politischen Attentats in Südkurdistan war. „Sie wird vermutlich auch nicht die letzte gewesen sein, die diese Kräfte auf dem Gewissen haben. Der Mord an dieser Revolutionärin war ein terroristischer Anschlag. Wir fordern die Behörden in der KRI auf, die Täter zu benennen, sie zu bestrafen und künftige Attentate zu verhindern.“