„Kurdische und iranische Frauen müssen zusammenhalten"

Peyman Viyan, Mitglied der ostkurdischen Frauenorganisation KJAR, weist auf die Zunahme der psychischen und physischen Folter in iranischen Gefängnissen und die Situation von der kurdischen politischen Zeynab Jalalian hin.

Die Kurdin Zeynab Jalalian wird seit nunmehr 13 Jahren als politische Gefangene in Haftanstalten des iranischen Regimes festgehalten und ist immer stärker von psychischer und physischer Folter betroffen. Die letzte bekannt gewordene Nachricht war, dass sie an Covid-19 erkrankt ist. Peyman Viyan, Mitglied des Exekutivrates der Gemeinschaft der Freien Frauen Ostkurdistans (Komalgeha Jinên Azad a Rojhilatê Kurdistanê, KJAR), hat sich gegenüber ANF zur aktuellen Lage von Zeynab Jalalian und zur politischen Strategie des iranischen Regimes gegen inhaftierte politische Frauen geäußert:

„Momentan wird sehr großer Druck auf politische Gefangene ausgeübt, diesen bekommen vor allem Frauen deutlich zu spüren. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie hat der iranische Staat ein weiteres Mittel an die Hand bekommen, das er ausnutzen will. Es wird versucht, die Krankheit unter den politischen Gefangenen zu verbreiten. Das Regime bedroht die Gefangenen seit Jahren und setzt sie gezielt unter Druck. Doch der Wille der kurdischen Frauen ist ungebrochen, deswegen wird jetzt bewusst das Coronavirus unter den politischen Gefangenen verbreitet. Mit dieser neuen Methode soll der Durchhaltewillen der Gefangenen gebrochen werden. Eine der Gefangenen, die Ziel dieses Angriffs wurde, ist Zeynab Jalalian. Seit 13 Jahren muss sie psychische und physische Folter erleiden und hat trotzdem standgehalten und Widerstand geleistet. Sie ist mittlerweile zu einem Vorbild des Frauenbefreiungskampfes geworden.“

Über die bewusste Verbreitung des Coronavirus und die Situation von Zeynab Jalalian sagt Peyman Viyan: „Der Iran setzt alle zur Verfügung stehenden Mittel in Bewegung, um in der Person von Zeynab Jalalian den Willen und den Widerstand von weiblichen politischen Gefangenen zu zerschlagen. Auch die iranischen Gefängnisse sind mittlerweile zu Orten geworden, an denen spezifische Frauenarbeit stattfindet. Das ist es, wovor der iranische Staat Angst hat. Durch die Corona-Pandemie ist die Gesellschaft abgelenkt und nicht dazu in der Lage, das System zu bekämpfen.“

Peyman Viyan sieht die Gesellschaft für den Schutz der inhaftierten Frauen verantwortlich und erklärt: „Es sind diese Frauen, die den politischen Willen der Gesellschaft und vor allem der Frauen repräsentieren. Es ist an der Zeit, gegen die Politik des iranischen Regimes, alle oppositionellen Stimmen zum Schweigen zu bringen, gemeinsam zu agieren. Kurdische und iranische Frauen müssen an einem Strang ziehen und gegen das iranische System aufbegehren. Gerade jetzt muss ein Aufschrei der Gesellschaft gegen diese Politik kommen.“

Peyman Viyan appelliert an Menschenrechtsorganisationen, sich für Zeynab Jalalian und die anderen politischen Gefangenen im Iran einzusetzen.

Zeynap Jalalian: Seit 2008 im Gefängnis

Die 1982 in Makû (Mako) geborene Zeynab Jalalian wurde im Sommer 2008 in Kirmaşan verhaftet und im Januar 2009 wegen vermeintlicher Mitgliedschaft in der „Partei für ein freies Leben in Kurdistan“ (Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê – PJAK) zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde im November 2011 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.

Zeynap Jalalian ist an Covid-19 erkrankt und leidet an diversen Vorerkrankungen. Das iranische Regime macht bereits seit Jahren ein öffentliches Reuebekenntnis zur Vorbedingung für eine fachärztliche Behandlung, was von Jalalian abgelehnt wird.