„Kurdische Frauenbewegung in der Türkei unter Druck“

Vertreterinnen des Frauenvereins Rosa und der Bildungsgewerkschaft in Amed werden am Donnerstag auf Einladung des kurdischen Frauenbüros Cenî im Kiezraum in Berlin über die aktuelle Situation von Frauen in der Türkei und in Kurdistan berichten.

Ankündigung: Veranstaltung von Cenî in Berlin

Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V., lädt für den 26. September in Berlin zu einer Veranstaltung mit Referentinnen aus Amed (tr. Diyarbakir) ein. Suzan Işbilen vom Frauenverein Rosa und Ezgi Çelik von der Bildungsgewerkschaft Eğitim Sen werden über die aktuelle Situation von Frauen in der Türkei und in Kurdistan berichten.

Frauenrechte und die kurdische Frauenbewegung in der Türkei unter Druck“

In der Ankündigung der Veranstaltung heißt es: „Die Repression des türkischen Staates gegen Kurd:innen richtet sich besonders stark gegen Frauen, die eine besonders verletzliche Gruppe darstellen. Sie sind häufig unzureichend vor verschiedenen Formen staatlicher und häuslicher Gewalt geschützt und sehen sich zudem mit wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert. Diese Gewalt geht oft über einfache Diskriminierung hinaus und erreicht das Niveau des Feminizids, also der systematischen Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Dieser Begriff umfasst nicht nur physische Gewalt, sondern auch die strukturelle Vernachlässigung und Unterdrückung, die Frauenleben gefährdet.

In der kurdischen Freiheitsbewegung spielen Frauenrechte und der Kampf gegen patriarchale Strukturen eine zentrale Rolle. Frauen sind nicht nur Opfer, sondern auch aktive Kämpferinnen gegen Ungerechtigkeit. Daher ist es kein Zufall, dass die kurdische Frauenbewegung besonders starken Repressionen durch die türkische Regierung ausgesetzt ist. Die türkische Führung sieht in dieser Bewegung eine Bedrohung ihrer eigenen autoritären und patriarchalen Machtstrukturen. Dies zeigte sich erneut in diesem Jahr durch die willkürliche Festnahme von Aktivistinnen der kurdischen Frauenbewegung im Vorfeld der Kommunalwahlen. Die Festnahmen zielen darauf ab, den wachsenden Einfluss und die Selbstbestimmung kurdischer Frauen zu unterdrücken, die sich gegen diese repressiven Verhältnisse wehren.

Die eingeladenen Referentinnen werden über die aktuelle Situation von Frauen in der Türkei und in Kurdistan berichten, wobei sie auf die systematische staatliche Gewalt gegen kurdische Frauen und die Folgen des türkischen Austritts aus der Istanbul-Konvention eingehen werden. Dieser Austritt hat den Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt massiv geschwächt und trägt zum Anstieg von Feminiziden bei. Auch die Auswirkungen der erzwungenen Migration der 1990er Jahre sowie die Ereignisse von 2016 werden im Fokus stehen, da sie das Leben kurdischer Frauen nachhaltig verändert und sie in noch tiefere Unsicherheit gestürzt haben."

Die Veranstaltung findet am 26. September 2024 um 19 Uhr im Kiezraum (Dragoner Areal, Mehringdamm) statt. Einlass ist ab 18.30 Uhr.

Frauenverein Rosa

Suzan Işbilen ist Vorsitzende des 2018 in Amed gegründeten Frauenvereins Rosa. Der Verein kämpft gegen Gewalt an Frauen und setzt sich für Gendergerechtigkeit, Umweltschutz und eine demokratische Friedenskultur in der Gesellschaft ein. Als Teil der kurdischen Frauenbewegung stehen die Vereinsmitglieder seit Jahren im Fokus der Repression. 2020 wurden zehn Frauen wegen „Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation“ verhaftet. Damals hieß es, der Verein sei gegründet worden, um mit öffentlichkeitswirksamen Themen wie Feminizid und Gewalt an Frauen Mitglieder für eine terroristische Vereinigung zu gewinnen. Bei einer zweiten Repressionswelle im April 2021 wurde der Verein von der Polizei aufgebrochen und durchsucht. Mehrere Aktivistinnen wurden zu verschieden hohen Gefängnisstrafen verurteilt, darunter die Linguistin Narin Gezgör, die Journalistin Nurcan Yalçın und die Friedensmutter Hayriye Türkekul. In den folgenden Jahren kam es zu weiteren Operationen gegen die kurdische Frauenbewegung, von denen auch der Verein Rosa betroffen war.