In Nordkurdistan (Bakur) haben große Kundgebungen zum Weltfrauentag stattgefunden. In Amed (tr. Diyarbakir) kamen Tausende Frauen zu einer Veranstaltung der Bewegung freier Frauen (TJA) und der Frauenplattform Dicle-Amed (DAKAP) auf dem Istasyon-Platz in der Neustadt zusammen. Das Motto lautete „Mit Jin-Jiyan-Azadî zum 8. März“. Die Teilnehmerinnen mussten polizeiliche Kontrollstellen passieren und wurden zunächst aufgehalten, wogegen mit Parolen und Trillern protestiert wurde. Viele Frauen trugen traditionelle Kleidung.
Auf Transparenten wurde Solidarität mit den kämpfenden Frauen in Belutschistan, Afghanistan, Iran und Pakistan bekundet. Ein Spruchband war der ehemaligen Oberbürgermeisterin von Amed gewidmet, die im Gefängnis bei den bevorstehenden Kommunalwahlen in Ankara kandidiert: „Von Amed nach Ankara, wir grüßen Gülten Kışanak!“ Weitere Botschaften lauteten „Wir sagen Jin-Jiyan-Azadî und Nein zum Krieg!“ und „Wir werden eure organisierte Schlechtigkeit mit unserem organisierten Kampf besiegen!“.
Die Kundgebung begann mit einer Schweigeminute. Die DBP-Politikerin Sultan Yaray begrüßte die Teilnehmerinnen im Namen der Veranstalterinnen und erinnerte an politische Gefangene wie Gültan Kışanak, Figen Yüksekdağ und Hülya Alökmen. Nach einer Rede der Friedensmütter-Initiative kamen die Kandidatinnen der DEM-Partei für die Kommunalwahl in der Provinz Amed auf die Bühne. Serra Bucak, die als Ko-Oberbürgermeisterin der Provinzhauptstadt kandidiert, erklärte: „Das achtjährige Regime der Zwangsverwaltung hat viele Errungenschaften von Frauen zunichte gemacht. Nach den Wahlen am 31. März werden wir wieder Frauenpolitik machen und Frauenzentren eröffnen.“
Die DEM-Abgeordnete Adalet Kaya, die zugleich Mitglied der kurdischen Frauenbewegung TJA ist, forderte die Freilassung von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage und sagte: „Wir sind Kurdinnen, wir sind Frauen und wir sind hier. Wir werden ein demokratisches und freies Leben aufbauen. Dem System, das uns ignoriert, werden wir uns niemals beugen.“
Die Ko-Vorsitzende der DEM-Partei, Tülay Hatimoğulları, ging in ihrer Rede auf die im Iran ermordete Kurdin Jina Mahsa Amini und die durch ihren Tod ausgelöste Revolte ein und sagte: „Wir gedenken ihrer heute ein weiteres Mal und rufen gemeinsam Jin-Jiyan-Azadî. Solange Frauen organisiert kämpfen, wird uns kein autoritäres Männerregime besiegen können.“
Nach den Reden traten Ayşenur Kolivar und die Gruppe Jin Ma auf. Zu der Musik wurde lange getanzt.