In der Türkei finden am 31. März Kommunalwahlen statt. Gültan Kışanak wurde 2016 während ihrer Amtszeit als Oberbürgermeisterin von Amed (tr. Diyarbakir) verhaftet und wird als politische Geisel des Erdogan-Regimes im Hochsicherheitsgefängnis Kandıra festgehalten. Die kurdische Politikerin lässt sich auch im Gefängnis nicht mundtot machen und tritt zusammen mit dem Menschenrechtsanwalt Öztürk Türkdoğan zur Oberbürgermeisterwahl in Ankara an. Ihr Wahlkampf wird vom Frauenrat der DEM-Partei geführt.
Gültan Kışanak ist eine der 108 Angeklagten im sogenannten Kobanê-Verfahren. Vor dem Gerichtssaal im Haftkomplex Sincan forderte die DEM-Fraktion am Freitag ihre Freilassung. Die Vizefraktionsvorsitzende Gülistan Kılıç Koçyiğit bezeichnete Gültan Kışanak als unbeugsame Kämpferin der Frauenbewegung und des kurdischen Volkes und wies darauf hin, dass sie bereits nach dem Militärputsch von 1980 Widerstand gegen die Folter im Kerker von Amed leistete. Ihre Inhaftierung sei rechtswidrig und müsse sofort beendet werden.
Heute veranstaltete der Frauenrat der DEM-Partei eine Wahlkampfkundgebung im Kuğulu-Park in Ankara. Die Frauenratssprecherin Halide Türkoğlu wiederholte die Forderung, Gültan Kışanak freizulassen, damit die Politikerin ihren Wahlkampf selbst führen könne. Auf der Kundgebung wurde ein Brief von Gültan Kışanak aus dem Gefängnis verlesen, in dem die Politikerin Frauen zum kollektiven Kampf aufrief. Der Brief endete mit der Botschaft: „Die Solidarität und der organisierte und gemeinsame Kampf von Frauen für Freiheit und Demokratie werden siegen. Jin Jiyan Azadî!“