KJAR ruft zum Eintreten für gefangene Frauen auf

Die Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans ruft zu Solidarität mit weiblichen politischen Gefangenen in iranischen Haftanstalten auf. Der Verband ist besorgt über die Situation von Zeynab Jalalian, Samira Sabzian und Varishe Moradi.

Die Situation politischer Gefangener in iranischen Gefängnissen ist katastrophal. Angesichts der fortgesetzten Inhaftierung der Kurdin Zeynab Jalalian sowie der Entführung der Aktivistin Varishe Moradi und zunehmender Repressalien gegenüber Frauen hinter Gittern ruft die Gemeinschaft der freien Frauen von Rojhilat (KJAR) dazu auf, sich auf allen Ebenen für die Gefangenen einzusetzen. 

Regime schlägt um sich gegen Frauen

In der KJAR-Erklärung heißt es, das iranische Regime agiere aufgrund des unter der Führung von Frauen nach der Tötung von Jina Mahsa Amini begonnen „Jin, Jiyan, Azadî“-Aufstands in Panik. Obwohl der Repressionsapparat mit aller Gewalt um sich schlage, gehe der Widerstand weiter. Zur Situation von Zeynab Jalalian betont der Verband: „In den letzten Tagen wurden Berichte über das Verhör der zu lebenslanger Haft verurteilten kurdischen Gefangenen Zeynab Jalalian bekannt, und alle, deren Herz für die Freiheit schlägt, haben ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht. Seit fast 16 Jahren gibt Zeynab Jalalian trotz aller Folterungen durch das faschistische iranische Regime nicht auf.“

Gefängnisse sind zur Festung des Widerstands geworden

Jalalian ist derzeit im Gefängnis von Yazd inhaftiert. Anfang Dezember war bekannt geworden, dass sie zum wiederholten Mal von Beamten des iranischen Geheimdienstministeriums gefoltert wurde, um sie für die Bereitstellung medizinischer Versorgung zu einem Geständnis vor laufender Kamera zu zwingen. „Zeynab leidet an Mundsoor, Bindehautentzündung, Sehschwäche, Asthma, Verdauungs- und Nierenproblemen, dennoch wird ihr der Zugang zu medizinischer Versorgung verweigert. Natürlich beschränken sich die Angriffe und die Gewalt gegen sie nicht darauf. Beamte des Geheimdienstministeriums haben immer wieder versucht, Zeynab Jalalian zu einer Reuebekundung zu zwingen, doch sie leistet radikalen Widerstand. Das Regime kann trotz Unterdrückung sein Ziel nicht erreichen“, betont die KJAR.

Zeynab Jalalian, Varishe Moradi und Pakhshan Azizi

Zeynab Jalalian – Seit 2008 in Haft

Die 1982 in Makû geborene Zeynab Jalalian wurde im Sommer 2008 in Kirmaşan verhaftet und im Januar 2009 vor einem dortigen Revolutionsgericht wegen „Feindschaft zu Gott“ zum Tode verurteilt. Die Verurteilung steht mit ihrer Mitgliedschaft in der „Partei für ein freies Leben in Kurdistan“ (PJAK) in Zusammenhang. Das Todesurteil gegen sie wurde im November 2011 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.

Die KJAR erklärte weiter: „Das frauenfeindliche Regime im Iran sieht aktive Frauen, die über ihre Identität und ihre Rechte sprechen, als eine Bedrohung an. Andere aktive Frauen wie unsere Freundin Varishe Moradi oder auch Golrokh Ebrahimi Iraei, Pakhshan Azizi und Narges Mohammadi haben sich ebenfalls für die Identität, die Rechte und das Leben von Frauen eingesetzt. Es findet ein psychologischer Krieg gegen Frauen durch ständige Verhöre, Repression gegen die Familie und Zensur statt. Inzwischen ist das Gefängnis zu einem Spiegel der gesamten Gesellschaft geworden. Ob zuhause, in der Stadt, im Gefängnis oder auf der Straße, die Festungen des Widerstands sind untrennbar miteinander verbunden. Weder Hinrichtungen noch lebenslange Haft oder Folter werden ihre Ziele erreichen. Denn der Widerstand der Frauen und der Kampf im Gefängnis haben eine lange Geschichte. Wir haben gesehen, wie die freiheitsliebende Gesellschaft im ganzen Iran zur Stimme der aktiven Frauen geworden ist.“

Varishe Moradi – vom Geheimdienst verschleppt

Varishe Moradi (andere Schreibweise Warisheh), die auch als Ciwana Sine bekannt ist, war am 1. August im Zuge einer Polizeikontrolle in der Nähe ihrer Geburtsstadt Sine (Sanandadsch) festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden. Die Aktivistin, die Mitglied der Koordination der KJAR ist, dem Dachverband der kurdischen Frauenbewegung in Iran, engagierte sich für frauenpolitische und feministische Themen wie beispielsweise Gewaltschutz, Gleichstellung oder Selbstbestimmtheit und wirkte mit gezielten Projekten auf positive gesellschaftliche Transformation in vielen Bereichen hin – zum Missfallen des Mullah-Regimes.

Hinrichtung von Samira Sabzian um eine Woche verschoben

„Neben der Verlegung von Pakhshan Azizi in die Frauenabteilung des Evin-Gefängnisses gab es in dieser Woche auch Berichte, dass eine Gefangene, Samira Sabzian, hingerichtet werden soll. Samira ist eine junge Frau, die bereits seit zehn Jahren im Gefängnis sitzt. Sie ist Mutter von zwei Kindern, und die frauenfeindliche iranische Regierung versucht, ihr das Leben zu nehmen.“ Wie mittlerweile bekannt wurde, sollte Samira Sabzian am 13. Dezember hingerichtet werden. Die Exekution der zweifachen Mutter, die im Alter von 15 Jahren Opfer einer Kinderehe wurde, soll um eine Woche verschoben worden sein. Zum Tod durch Erhängen wurde Sabzian wegen der Tötung ihres gewalttätigen Ehemannes verurteilt.