Izmir: Studentinnen machen Polizeiübergriffe öffentlich

Feministische Studentinnen haben in Izmir öffentlich gemacht, dass sie von Polizisten belästigt und bedroht werden. Ihr Kampf gegen patriarchale Gewalt wird kriminalisiert und es wird versucht, sie als Informantinnen anzuwerben.

In Izmir werden Studentinnen systematisch von Polizisten belästigt und zur Spitzeltätigkeit aufgefordert. Das machte die Initiative „Frauen sind gemeinsam stark“ am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Menschenrechtsverein IHD in Izmir öffentlich.

Eine der betroffenen Studentinnen ist Rozana Urkun. Sie schilderte auf der Pressekonferenz, wie sie und ihre Kommilitoninnen in den vergangenen Tagen auf der Straße von Polizisten angehalten wurden: „Diese Personen sagten, dass sie uns beobachten und keine ,faschistischen Polizisten der AKP' seien. Sie wollten sich nur mit uns irgendwo hinsetzen und unsere Ansichten verstehen. Dann unternahmen sie einen Anwerbeversuch. In den folgenden Tagen wurden wir von Behörden- und Privatnummern angerufen und belästigt. In den Telefonaten wurde über den Antiterrorkampf gesprochen und gesagt, dass sie sich mit uns treffen wollen. Unser Kampf gegen männliche Gewalt, Armut und Frauenmorde wurde als terroristisch dargestellt. Auch unsere Familien wurden von diesen Personen angerufen und es wurden Fotos und Videos von uns bei Aktionen und Prozessen weitergeleitet.“

Die Polizei nahm laut Rozana Urkun sogar Kontakt zum Rektor der Universität Bakırçay auf, um den politischen Kampf der Studentinnen zu diskreditieren. Konkret ging es dabei um Solidaritätsboxen für Monatsbinden, die auf den Toiletten der Universität ausgelegt wurden. „Eine unserer Kampfgefährtinnen wurde in ihrer Wohnung festgenommen. Nach der Festnahme setzte die Polizei die Nachbarn unter Druck und forderte sie auf, derartigen Personen im Stadtteil keinen Unterschlupf zu gewähren. Auch mit ihrer Arbeitsstelle wurde Kontakt aufgenommen und es wurden Drohungen ausgesprochen. Unserer Freundin ist damit das Recht auf Arbeit und Wohnen genommen worden“, so die Studentin.

Zehra Akbiyik von „Frauen sind gemeinsam stark“ erklärte, dass zu Polizeiübergriffen nicht geschwiegen werden darf und die Initiative weiter gegen derartige Angriffe und Repression kämpfen wird.