Arzt, Politiker, ehemaliger HDP-Abgeordneter, Ex-Gefangener
In der nordrhein-westfälischen Stadt Wuppertal fand am Montag eine gut besuchte Informationsveranstaltung zur politischen Lage in Kurdistan und zum „Aufruf für Frieden und eine demokratische Gesellschaft“ von Abdullah Öcalan statt. Hauptredner war der kurdische Arzt, Politiker und frühere HDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Idris Baluken, der derzeit im Exil lebt.
Die Veranstaltung wurde von Vertreter:innen zahlreicher zivilgesellschaftlicher Gruppen und Einzelpersonen besucht und begann mit einer Schweigeminute für die Gefallenen der kurdischen Freiheitsbewegung.
„Kurdische Bewegung gestaltet nicht nur die Gegenwart, sondern die Zukunft“
In seiner Rede betonte Baluken zuvor die historische Bedeutung des am 27. Februar veröffentlichten Aufrufs Öcalans, den er als Wendepunkt in der kurdischen Frage bezeichnete. Der Aufruf richte sich nicht allein an eine Organisation, sondern an das gesamte kurdische Volk und habe eine strategische Dimension: „Die von Öcalan seit über 30 Jahren verfolgten Lösungsperspektiven haben nun ein neues Maß an Relevanz und Resonanz erreicht“, so Baluken.
Von der Verteidigung zur politischen Gestaltung
Baluken verwies auf die Ankündigung eines einseitigen Waffenstillstands sowie auf den Auflösungsprozess der PKK – beides sei „im Geiste“ des Öcalan-Aufrufs erfolgt. Diese Schritte eröffneten eine reale Perspektive auf eine politische Lösung der Kurdistan-Frage und des damit einhergehenden jahrzehntelangen Konflikts in der Türkei, betonte er – vorausgesetzt, auch staatliche Stellen zeigten Entgegenkommen.
Der Politiker ordnete die gegenwärtige Situation in einen historischen Kontext ein: „Von Şêx Seîd und Seyid Riza bis zu den politischen Gefangenen der Gegenwart – die kurdische Bewegung ist Ausdruck einer kontinuierlichen Widerstandslinie. Heute jedoch geht es nicht mehr nur um das Erinnern an Unterdrückung, sondern um aktive Gestaltung der Zukunft.“

Kurd:innen zentralere Akteur:innen im politischen Gefüge des Nahen Ostens
Baluken fügte hinzu, die Kurd:innen seien mittlerweile nicht nur eine marginalisierte Volksgruppe, sondern ein zentraler Akteur im politischen Gefüge des Nahen Ostens. Die aktuelle Phase des Kampfes sei daher „nicht rückwärtsgewandt, sondern eine politische und gesellschaftliche Strategie zur Gestaltung der Zukunft“, betonte der Politiker. Die Veranstaltung endete mit einer offenen Fragerunde.