Die Bewegung Freier Frauen (Tevgera Jinên Azad, TJA) und der Frauenrat der Demokratischen Partei der Völker (HDP) haben ein gemeinsames Programm rund um den Frauenkampftag am 8. März vorgestellt. Die TJA stellt ihre Veranstaltungen unter das Motto „Frauensolidarität hält am Leben“, die Devise der HDP-Frauen laut „Wir sind nicht allein, wir sind zusammen – Jin Jiyan Azadî“.
Im Fokus des Veranstaltungsprogramms steht die Solidarität mit den Erdbebenopfern. Aus den Regionen Ägäis, Marmara, Mittelanatolien, Serhed und Amed werden im Vorfeld des 8. März gemeinsame Fahrten in die vom Erdbeben betroffenen Provinzen Meletî (tr. Malatya), Hatay, Dîlok (Antep), Gurgum (Maraş) und Semsûr (Adiyaman) organisiert. Die TJA plant am Frauenkampftag außerdem Demonstrationen in Wan, Êlih (Batman), Sêrt (Siirt), Şirnex (Şirnak) und Mêrdîn. Auch die Fraktionssitzung der HDP am 7. März ist dem Frauentag gewidmet.
Die TJA erklärt dazu: „Wir sind hier und wir werden unseren Kampf mit dem Erbe der Vergangenheit und der Verantwortung für die Zukunft fortsetzen.“ Der 8. März sei eines der Kampffelder gegen die patriarchal-etatistische Denkweise und werde der Überzeugung begangen, „dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Frauen sein wird“.
„Am 6. Februar haben wir bei den Erdbeben in Maraş, die Kurdistan, die Türkei und Syrien heimgesucht haben, wieder einmal gesehen, dass das Hauptphänomen, das die sozialen Probleme offenbart und vertieft, das von Männern dominierte staatliche System ist. Während Erdbeben aufgrund ihrer Natur nicht verhindert werden können, können ihre negativen Folgen und die von ihnen verursachten Zerstörungen durch die richtige Politik gemindert werden. Die Regierung basiert auf Plünderung und Profit und ist die Hauptverantwortliche für diese Zerstörungen. Der Angriff der von Männern dominierten Regierungen auf das ökologische Leben, das Versäumnis, sichere Lebensräume zu schaffen, die ungeplante Urbanisierung und Praktiken wie die Bauamnestie gehören zu den Hauptursachen für das Ausmaß der Zerstörung“, so die TJA.
Die Unfähigkeit des Staates nach dem Erdbeben habe einmal mehr gezeigt, wie wichtig die lokalen Verwaltungen und eine organisierte Gesellschaft sind, stellt die TJA fest: „Während Frauen, Jugendliche und Menschen aus Kurdistan, der Türkei und sogar aus Europa angesichts des Erdbebens soziale Organisation und Solidarität aufbauten, versuchte die Regierung, die Solidarität zu brechen und ihre Schuld durch die Verhängung des Ausnahmezustands zu verbergen.“
Ein weiterer Grund, warum die Folgen des Erdbebens so gravierend sind, sei der andauernde Krieg: „Die Ressourcen, die der Gesellschaft gehören und ihr gestohlen wurden, werden in Kriegen gegen die Gesellschaft eingesetzt. Die Kriege in Kurdistan, im Nahen Osten und in vielen Teilen der Welt bringen enorme Probleme wie Ausbeutung, Zerstörung, Armut, Flucht, Umweltzerstörung und Vertreibung mit sich. Der schmerzhafteste dieser Kriege wurde in Südkurdistan geführt, wobei chemische Waffen eingesetzt und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden. Die ökologische und soziologische Zerstörung, die durch chemische Waffen verursacht wird, ist enorm. Diese Kriegspolitik, die ihre ideologische Quelle in der Frauenfeindlichkeit hat, ist ein Angriff auf den Freiheitskampf des kurdischen Volkes. Anlässlich des 8. März appellieren wir erneut an die gesamte demokratische Öffentlichkeit und die internationalen Organisationen, diesem Krieg ein Ende zu setzen. Wir wissen auch, dass alle Angriffe auf Rojava ein Angriff auf die Frauenrevolution sind, und wir rufen alle Frauen auf, gegen Krieg und Besatzung zu kämpfen.“