KJK: „Die Existenz der Menschheit hängt am Frauenfreiheitskampf“
Die Gemeinschaft der Frauen Kurdistans eröffnet die politische Kampagne zum bevorstehenden Frauenkampftag unter dem Slogan: „Mit Jin, Jiyan, Azadî zur Frauenrevolution“.
Die Gemeinschaft der Frauen Kurdistans eröffnet die politische Kampagne zum bevorstehenden Frauenkampftag unter dem Slogan: „Mit Jin, Jiyan, Azadî zur Frauenrevolution“.
Die Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) hat den Start ihrer Kampagne anlässlich des Frauenkampftags am 8. März bekannt gegeben. Die Kampagne unter der Parole „Mit Jin-Jiyan-Azadî zur Frauenrevolution“ richtet sich sowohl an die kurdische Frauenbewegung wie auch an Frauen auf der ganzen Welt. Die KJK ruft zum Aufbau einer Weltfrauenbewegung auf.
„Die Frauenrevolution ist nicht nur ein Traum“
In der Erklärung heißt es: „Der Frauenkampftag am 8. März steht bevor. Angesichts unserer wachsenden Frauenfreiheitskämpfe erleben wir, dass diese sich nicht mehr auf einen Moment, auf einen Tag oder einen Ort beschränken, sondern überall und zu jeder Zeit gelebt werden. Der Frauenfreiheitskampf ist universell geworden. Dass Frauenrevolutionen nicht nur Traum sind, zeigen die freiheitlichen Entwicklungen im Leben der Frauen und die Ergebnisse konkreter Kämpfe, die in verschiedenen Formen und Schattierungen in Kurdistan, im Nahen Osten und in verschiedenen Teilen der Welt, insbesondere in Rojava, geführt werden. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass das 21. Jahrhundert ein Jahrhundert der Frauenrevolutionen sein wird.
Die Menschheit hofft auf den wachsenden Widerstand und den Kampf unter Führung der Frauenfreiheitskämpfe gegen das patriarchale System. Ganze Gesellschaften, die Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit fordern, schließen sich um den Kampf unter der Führung der Frauen zusammen. Es wird immer mehr zum allgemeinen Wunsch, den Staat als Werkzeug des patriarchalen Systems mit seiner Ungerechtigkeit und Skrupellosigkeit zu überwinden und an seiner Stelle ein selbstverwaltetes, ökologisches Leben zu erschaffen.
In diesem Zusammenhang hat unsere Ideologie der Frauenbefreiung auf der Grundlage der Jineolojî, unser Freiheitsparadigma, unser Frauenwiderstand und unsere Organisierung eine wichtige Vorreiterrolle auf dem Weg der Menschheit in Richtung Schönheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Freiheit übernommen. Die strategische Bedeutung unseres Frauenfreiheitskampfes wird angesichts der umfassenden und massiven Probleme der Menschheit von Tag zu Tag größer. Es wird immer deutlicher, dass die Menschheit das Denken, das Handeln, die Organisierung und die Neuschaffung des Lebens durch freie Frauen dringend benötigt. Es wäre keine Übertreibung zu sagen, dass die Existenz der Menschheit von der Entwicklung der Befreiungskämpfe der Frauen abhängt.
„Wir versprechen, die Frauenrevolution umzusetzen“
Wir gedenken unserer Gefallenen in Dankbarkeit und erneuern unser Versprechen, die Revolution der Frauen zu verwirklichen. Anlässlich dieses Tages des Widerstands möchten wir der 129 Arbeiterinnen gedenken, die am 8. März 1957 während eines Streiks in einer Textilfabrik in New York, USA, verbrannt wurden, sowie aller Frauen in der Welt, die mit großem Mut und unter großen Opfern den Kampf für die Freiheit geführt haben, von Clara Zetkin und Rosa Luxemburg bis zu Sakine Cansız, Viyan Caf, Şirin Elemhuli, Şîlan Kobanê und Arîn Mîrkan. Wir grüßen die Frauenaufstände, die uns zuletzt von Jina Amini in Ostkurdistan übergeben wurden, und alle kämpferischen Frauen in den vier Teilen Kurdistans, in Afghanistan, im Nahen Osten und in der ganzen Welt.
Wir gedenken allen Gefallenen der YJA Star und HPG im Jahr 2022 und erinnern an Frauen wie Sara Tolhildan, Rûken Zelal, Mizgîn, Rojda, Avzem, Nalîn, Norşîn Efîn, Mizgîn Koçero, Melsa Muş und Esmer. Sie haben unsere sich auf der ganzen Welt verbreitende radikale Frauenbefreiungslinie in Zap und Avaşîn auf dem höchsten Niveau vertreten. Wir gedenken voller Respekt unserer Freundinnen Bêrîvan Zîlan, Delal Nurhak, Jiyan Tolhildan, Peyman Bagok, Çiçek Harunî und Zeynep Saruhan, die in verschiedenen Bereichen unseres Kampfes gefallen sind, sowie Evîn Goyî und Zîlan Konya, die in Paris und Silêmanî auf grausame Weise ermordet wurden.
Je weiter sich unser Frauenbefreiungskampf entwickelt, desto umfassender werden die Angriffe des herrschenden patriarchalen Systems, insbesondere des faschistischen türkischen Staates. Die Vorreiterinnen und Kader unserer Bewegung werden ins Visier genommen, ermordet oder in Gefängnisse gesteckt. Auf der anderen Seite werden kurdische Mädchen und Frauen mit brutalsten Methoden der Spezialkriegsführung zur Prostitution, zum Drogenkonsum und zum Agententum gezwungen. Dagegen wehren sich Frauen überall mit großem Durchsetzungsvermögen, Entschlossenheit und Leidenschaft.
Über unsere Gefallenen hinaus sind wir uns auch des Widerstands unserer kurdischen Mütter, der Familien der Gefallenen, der jungen Mädchen und Frauen, allen Leiden und Schwierigkeiten zum Trotz, bewusst. Unser Frauenbefreiungskampf wird definitiv gewinnen und die hässliche, unmoralische, skrupellose patriarchale Herrschaft wird besiegt werden. Auf dieser Grundlage gedenken wir am 8. März, dem internationalen Kampftag der arbeitenden Frau, erneut all unserer Gefallenen der Freiheit voll Respekt und Dankbarkeit. Wir feiern am 8. März unsere Friedensmütter, unsere Genossinnen im Gefängnis, unsere Kämpferinnen in den Bergen, unsere versehrten Freundinnen, unsere Völker, unsere Freundinnen, unsere internationalen Genossinnen, wir feiern alle Frauen, die für Freiheit kämpfen. Vor diesem Hintergrund erneuern wir unser Versprechen, die Frauenrevolution Schritt für Schritt zu erkämpfen.
„Befreiung von Öcalan eine zentrale Aufgabe“
Die Freiheitsideen unseres Vordenkers Abdullah Öcalan haben sich in der ganzen Welt verbreitet. Die Verbreitung und Umsetzung dieser Ideen und unseres Kampfes für seine physische Freiheit ist eine grundlegende Aufgabe des Frauenfreiheitskampfes. Das Freiheitsparadigma und die Philosophie von Rêber Apo verbreiten sich rasant auf der Welt. Obwohl Rêber Apo seit 24 Jahren unter einem System der massiven Isolation und Folter inhaftiert ist, wird er von den Menschen und Oppositionskräften, die ein besseres, gerechtes, menschliches und ehrliches Leben wollen, gelesen und analysiert, und seine Gedanken werden auf verschiedene Weise in die Praxis umgesetzt.
Was die Befreiungskämpfe der Frauen betrifft, so hat Rêber Apo eine historische Rolle. Die Entwicklung und zunehmende Stärke kurdischer Frauen basieren ebenso wie ihre beispielhafte Position auf dem Werk von Rêber Apo. Mit der Ideologie, die er für die Frauen entwickelt hat, mit der Bildung eines Frauenkaders und der praktischen Umsetzung dieser Konzepte, wurden Entwicklungen, die Jahrhunderte gebraucht hätten, in wenigen Jahren möglich gemacht. Er hat die Frauen in eine neue Ära geführt. In dieser Hinsicht sind unsere Linie, Ideologie und Philosophie der Freiheit der Frauen universell. In diesem Zusammenhang ist Rêber Apo vor allem auch ein Repräsentant der Frauen. Frauen haben auf der Grundlage der freiheitlichen Methoden, die Rêber Apo vorgeschlagen hat, die Ehre, eine freie Frauenidentität und ein freies Leben zu führen.
Abdullah Öcalan hat uns mit seiner Praxis gezeigt, dass er ein wahrer Genosse und Freund der Frauen ist. In diesem Sinne grüßen wir anlässlich des internationalen Tags der arbeitenden Frauen am 8. März 2023 Rêber Apo mit großer Dankbarkeit, Liebe und Respekt. Wir feiern seine freiheitliche Haltung und den Imrali-Widerstand. Der eigentliche Krieg wird auf Imrali geführt. Rêber Apo leistet umfassenden Widerstand. Seine Freiheit ist die Freiheit der Frauen. Unser Kampf für seine physische Freiheit ist strategisch. In diesem Zusammenhang ist es unsere Aufgabe als Frauenbewegung, die körperliche Freiheit unseres Vordenkers sicherzustellen und seine Gedanken, Perspektiven und seine Lebensform zu verbreiten.
„Dem faschistischen Regime ein Ende bereiten“
Die Erdbebenkatastrophe in Nordkurdistan und die Tatsache, dass die Politik des faschistischen AKP/MHP-Regimes die Folgen dieser Katastrophe verschlimmert hat, sind offensichtlich. In dieser Hinsicht müssen wir unseren Kampf, dem faschistischen AKP/MHP-Regime ein Ende zu setzen, eilig und effektiv führen.
Millionen von Menschen sind betroffen, obdachlos geworden und geflohen und Zehntausende Menschen haben ihr Leben verloren. Es ist nicht das Erdbeben, das die Menschen tötet, sondern die unmenschliche Sozialpolitik der AKP. In unseren Erdbebengebieten erleiden die Menschen großen Schmerz, Tränen und Not. Unser gesamtes Volk, auch die Frauen, sollten sich für die Erdbebenopfer einsetzen und jede Art von Hilfe und Unterstützung leisten. Die Frauen müssen für die Erdbebengebiete eintreten. Lasst uns anlässlich des 8. März in diesen schwierigen Tagen den Frauen und unseren Völkern beistehen. Lasst uns aus dieser schrecklichen Katastrophe mit großer Frauen- und gesellschaftlicher Solidarität hervorgehen. Als Frauen müssen wir uns noch stärker engagieren, die faschistische Regierung zu stürzen und von der Macht zu verdrängen. Wir müssen unseren Kampf für die Befreiung der Frauen verstärken.
Die faschistische AKP/MHP-Regierung ist dabei, ihre eigene Krise zu vertuschen, gleichzeitig ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen zu verfolgen und dieses Erdbeben durch die Verschiebung der Wahlen zu ihren Gunsten zu nutzen. Die Frauen und freiheitlichen Kräfte in der Gesellschaft dürfen dies nicht zulassen. Frauenplattformen in der Türkei haben in allen Widerstandskämpfen die Führung übernommen. In den schwierigsten Momenten traten Frauen in den Vordergrund.
Wir, die Frauen des Nahen Ostens, die Völker und die verschiedenen religiösen Identitäten müssen unsere Kräfte bündeln, um die unsozialste, frauen- und volksfeindlichste Regierung im Nahen Osten zu stürzen. Wir dürfen nicht vergessen, dass, wenn wir die AKP/MHP-Regierung, die Vertreterin des grausamen patriarchalen Geistes in der Türkei, besiegen, eine demokratische Strömung im Nahen Osten entstehen wird. Dies wird den Frauen und Völkern des Nahen Ostens und der Welt Luft zum Atmen und einen Hauch der Freiheit bringen.
„Frauen, Leben, Freiheit“
Die Aufstände im Iran und in Rojhilatê Kurdistanê, die unter der Führung von Frauen mit der Parole ‚Jin Jiyan Azadî‘ begannen und die gesamte Gesellschaft erfassten, sind eine Premiere in der Geschichte des Nahen Ostens und der Welt. Die iranische Revolution ist die Revolution des Nahen Ostens. Die iranischen Frauen und Völker können erfolgreich sein, wenn sie ihre organisierten Kräfte vereinen und gemeinsam kämpfen.
Nach der Ermordung der Kurdin Jina Amini am 16. September 2022 durch die iranische Sittenpolizei haben sich die Völker des Irans und Ostkurdistans, angeführt von Frauen, gegen den patriarchalen Staat erhoben und einen Kampf für die Freiheit unter der Parole ‚Jin, Jiyan, Azadî‘ begonnen.
Zum ersten Mal in der Geschichte Kurdistans, des Nahen Ostens und der Menschheit erheben sich die Völker gemeinsam unter einer Frauenparole gegen ein unterdrückerisches und grausames Regime. ‚Jin, Jiyan, Azadî‘ ist zu einer weltweiten, universellen Parole geworden, denn die Gesellschaften sehen ihre Freiheit in der Freiheit der Frauen. Diese Situation zeigt auch den Grad der Verbreitung des apoistischen Paradigmas und die hohe Akzeptanz, welche die Ideen der Freiheit der Frauen im Nahen Osten und in der Welt erfahren.
Anlässlich des 8. März beglückwünschen und begrüßen wir den Widerstand der Frauen und Völker des Irans, Ostkurdistans und Belutschistans gegen den iranischen Staat.
Es ist auch sehr wichtig, dass das aserbaidschanische, persische, arabische, belutschische und armenische Volk im Iran in der Lage ist, gemeinsam zu kämpfen. Die Frauen im Iran und in Kurdistan müssen eine führende Rolle bei der Entwicklung sowohl der kurdischen nationalen Einheit als auch der Einheit der Völker des Irans spielen. Obwohl die Aufstände im Iran konjunkturellen Schwankungen unterliegen, werden sie sich nun kontinuierlich entwickeln. Die Frauen und Völker im Iran sind sich dessen bewusst. Sie werden die Sklaverei niemals akzeptieren.
In Afghanistan will die Taliban-Regierung die afghanischen Frauen in tiefster Dunkelheit halten. Es herrscht ein großer Krieg gegen die freie Meinungsäußerung und die Stimme der Frauen. Die afghanischen Frauen setzen ihren Widerstand in verschiedenen Formen sehr mutig fort. Auf dieser Grundlage begrüßen wir ihren Widerstand.
Der Widerstand der Guerilla
Unsere Kämpferinnen der Frauenguerilla YJA Star haben außergewöhnliche Leistungen bei der Entwicklung des Guerillawiderstandes und der Selbstverteidigung unseres Landes im Krieg gegen den türkischen Staat in den Regionen Zap und Avaşîn an den Tag gelegt. Zum ersten Mal haben kurdische Frauen die Ausweitung des Widerstandes in allen Bereichen so stark und effektiv vertreten. Und dieser Frauenwiderstand hat den faschistischen türkischen Staat daran gehindert, in Zap und Avaşîn vorzurücken und Erfolge zu erzielen.
Zum 30. Jahrestag der Gründung der Frauenarmee haben die YJA Star mit ihrer erfolgreichen und kreativen Haltung und ihrer Teilnahme am Kampf in Zap und Avaşîn eine neue Seite in der Geschichte des Frauenfreiheitskampfes aufgeschlagen. Das Niveau, das die Kommandantinnen und Kämpferinnen in den Bergen erreicht haben, hat den ganzen Krieg beeinflusst. Es ist ein Novum in der Geschichte der Menschheit und der Frauen.
In den Jahren 2021 und 2022 haben die YJA Star eine herausragende Stellung bei der Führung und Organisation des Kampfes, beim unterirdischen Widerstand in den Tunnelsystemen, bei der Verwirklichung von Aktionen und bei der Ausbildung und Organisation der Guerilla entwickelt. Sie leisteten Pionierarbeit beim Aufbau der Guerrilla der demokratischen Moderne. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit haben Frauen in solch organisierter, quantitativ und qualitativ herausragender Weise eine derartig strategische Rolle im Kampf eines Volkes und einer Armee gespielt. In diesem Zusammenhang ist es unserer Frauenguerillaorganisation YJA Star gelungen, ihre Aufgaben zu erfüllen und eine strategische Rolle bei der Schaffung einer modernen Guerilla zu übernehmen.
Unsere Frauenrevolution in Rojava verwirklicht Schritt für Schritt die Neugestaltung der Gesellschaft im Sinne der Freiheit der Frauen. Rojava ist das wichtigste Gebiet für die Entwicklung der kurdischen Frauenbewegung. Die Garantie für die Revolution in Rojava ist die Arbeit für die Befreiung der Frau. Der Aufbau des demokratischen Konföderalismus der Frauen durch Kommunen, Versammlungen, Akademien und Kooperativen in den Lebensbereichen Soziales, Politik, Wirtschaft, Diplomatie, Gesundheit, Presse, Kultur, Selbstverteidigung, Bildung und Jineolojî sowie die Entwicklung des Systems des Ko-Vorsitzes und der paritätischen Vertretung in allen Bereichen sind von essentieller Bedeutung. Die Kampf zum Aufbau eines neuen Lebens wird auf der Grundlage der Entwicklung eines alternativen Lebenssystems entwickelt. Tausende Frauen haben an der Rojava-Revolution teilgenommen und arbeiten in ihr. Tausende von kurdischen, arabischen, armenischen, assyrischen und turkmenischen Frauen beteiligen sich daran mit großem Vertrauen. Auffallend ist die schnelle Entwicklung und Beteiligung der arabischen Frauen. Das kurdisch-arabische Bündnis, das sich unter den Völkern und Frauen des Nahen Ostens entwickelt hat, führt zu einer raschen Verbreitung und Akzeptanz des Modells einer demokratischen Nation in dieser Region. Die Frauen sind hier Vorreiterinnen. Unsere Frauenrevolution in Rojava ist in dieser Form eine Revolution, aus der die Frauen der Welt sehr wichtige Schlüsse ziehen, von ihr profitieren und sich von ihr inspirieren lassen können.
„Die Freiheitskämpfe der Frauen weltweit“
Angesichts der kapitalistischen Ausplünderung, Ausbeutung und Umweltzerstörung ist das demokratische, ökologische und frauenbefreiende Paradigma von Rêber Apo die Lösung für die Krisen. Die zweite Frauenrevolution beinhaltet auch die Lösung für die durch den schmutzigen Krieg verursachten Krisen. Die kapitalistische Moderne hat den Krieg gegen die Gesellschaft und die Natur als Methode zur Überwindung ihrer tiefgreifenden Krise auf den Höhepunkt getrieben. In der Tat kann man sagen, dass wir im Jahr 2022 Entwicklungen erlebt haben, die das 21. Jahrhundert zusammenfassen. In fast allen Teilen der Welt verursacht die Profitgier der kapitalistischen Moderne große Zerstörungen im Boden, im Wasser, in den Wäldern, in der Luft, überall in der Natur, bei jedem Lebewesen, in der Gesellschaft und bei den Frauen. Mit Krieg, Industrialisierung und der schrecklichen Kultur des Konsums findet ein Angriff statt, der zur Vernichtung des Menschen führt. Auf der anderen Seite gibt es einen weit verbreiteten demokratischen Kampf, der von Frauen geführt wird, um sich selbst, die Gesellschaft und die Natur zu verteidigen. Die Welt der kapitalistischen Moderne und die Welt der demokratischen Moderne befinden sich in einem verschärften Konflikt. Das grundlegendste Problem, das sich den demokratischen Kräften stellt, ist die Unfähigkeit, die bestehenden Organisations- und Kampfstrukturen zu gemeinsamen und kontinuierlichen Kräften zu vereinen. Unter diesem Gesichtspunkt arbeitet unsere Frauenbewegung mit der Schaffung der Alternative im Weltfrauenkonföderalismus am Aufbau einer wirksamen einenden Kraft.
Wenn wir den Nahen Osten und Nordafrika im Allgemeinen betrachten, sehen wir eine deutliche Zunahme von Gewalt gegen Frauen und sexistischen Übergriffen, aber auch ein Erwachen und eine Mobilisierung der Frauen. Es ist festzustellen, dass die Frauenbewegungen im Jahr 2022 deutlich an Schwung gewonnen haben, auch wenn sie noch nicht das Niveau erreicht haben, um auf diese sehr tiefe Krise im Nahen Osten umfassend reagieren zu können. Die Frage, die hier besonders beachtet und angesprochen werden muss, ist, dass diese Suche der Frauen nicht in den Grenzen des Systems stecken bleiben und nicht von einer formalen Gleichstellungspolitik aufgezehrt werden darf. Denn es besteht die Gefahr, dass so die Frauenfreiheitsfrage nicht durch eine Frauenrevolution gelöst wird, sondern auf der Grundlage der patriarchalen etatistischen Politik, indem die Frauen ins patriarchale System eingebunden und ihnen einige formale Rechte zugestanden werden. Damit sollen Frauen von ihrem Kampf abgelenkt werden. So soll beispielsweise aus Tunesien eine Astronautin ins All geschickt werden, ein zwölfjähriges Mädchen aus Saudi-Arabien erhält den Titel als jüngste Schriftstellerin und Frauen wird es erlaubt, Auto zu fahren. Es wäre ein Fehler, das als eine Entwicklung für die Freiheit der Frau anzusehen. Auf diese Weise wird versucht, Frauen, die sich in einer äußerst schwierigen Situation befinden, zu täuschen und mit kleinen Dingen abzulenken. Es soll verhindert werden, dass sich der Kampf der Frauen radikalisiert und die Linie der Freiheit weiter verfolgt wird. Im Kampf für die Freiheit der Frauen im Nahen Osten, die aller Rechte beraubt sind, ist es von großer Bedeutung, dieser Gefahr Aufmerksamkeit zu schenken, sie zu beseitigen und mit einer darüberhinausgehenden Perspektive des Kampfes zu handeln. Aus diesem Grund müssen die Frauen in diesen Fragen sehr vorsichtig und aufmerksam sein.
Ein Ansatz, der in den westlichen Ländern seit einigen Jahren Aufmerksamkeit erregt, ist die steigende Zahl von Frauen in staatlichen Verwaltungen. Darüber hinaus haben Außenministerinnen in Deutschland, Schweden, Kanada und Norwegen feministische Außenpolitik auf die Tagesordnung gesetzt, auf der NATO-Tagung für ein gemeinsames Foto posiert und gesagt: ‚Die NATO sind wir‘. Das ist eine sehr ernstzunehmende Falle für die feministische Bewegung und die Frauen. So soll eine Radikalisierung der Frauen verhindert werden. Frauen sollen auf die Seite des patriarchalen Systems gezogen werden. Denn während von feministischer Außenpolitik oder ‚wir sind die NATO‘ die Rede ist oder Frauen auf verschiedenen Ebenen des Staates präsent sind, werden die meisten Femizide und Massaker an Völkern durch Krieg, Armut, Vergewaltigung, Prostitution, Drogen, ökologische Angriffe durch diese Staaten und Organisationen durchgeführt. Einen solchen Feminismus und eine feministische Außenpolitik kann es nicht geben. Massaker an Völkern und Frauen können nicht im Namen der Frauen begangen werden. Es wird versucht, eine schrecklich verzerrte Wahrnehmung von Freiheit und Gleichheit zu schaffen. Auf diese Weise soll der Kampf der Frauen eingedämmt, vom richtigen Weg abgelenkt und vom Patriarchat geschluckt werden.
Es gibt eine Welt der Lügen, die mit einer verzerrten Wahrnehmung Freiheit und Gleichheit überdeckt und eine bis zum Äußersten gespannte Spirale der Gewalt beinhaltet. Auch hier werden die Energie und der Kampf der Frauen auf raffinierte Weise in das System hineingezogen. In den letzten Jahren haben Frauen im Westen, in Lateinamerika und in verschiedenen Teilen der Welt mit immer lauterer Stimme damit begonnen, klarzumachen, dass der Hauptschuldige der Staat, das patriarchale System ist. Sie haben Aktionen und Proteste dagegen durchgeführt. Um dieses erwachte Bewusstsein zu verzerren, das bestehende organisierte und politische Bewusstsein zu erschüttern und es von seinem Wesen abzulenken, werden alle Arten von Phänomenen im Spezialkrieg gegen Frauen als Politik des Feminizids eingesetzt. Während auf der einen Seite die Gewalt gegen Frauen zunimmt, entwickeln sich auf der anderen Seite die Kämpfe der Frauen weiter. Wie Rêber Apo erklärt hat, wird das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Frauen.
Dieses Bild zeigt das tiefe Chaos und die Krise, die die kapitalistische Moderne verursacht hat. Das einzige Heilmittel für ein solch tiefes Chaos ist das demokratische, ökologische und frauenbefreiende Paradigma des Apoismus. Die Ideologie der Frauenbefreiung, ihre Organisation, Selbstverteidigung und die Wissenschaft der Frauen, die Jineolojî, erheben den Anspruch, die Lösung für die Probleme aller Frauen und der Gesellschaft rund um dieses Paradigma zu entwickeln. Die Frauenrevolution von Rojava, die auf dieser Grundlage stattfand, ist das konkreteste Beispiel dafür.
In diesem Sinne befinden wir uns in einer Zeit, in der die Frauenrevolution weltweit einen qualitativen und quantitaven Höhepunkt erreicht und sich globalisiert hat. Dieser Frauenaufstand schließt nun auch die Gesellschaft und die Männer, die befreit werden wollen, ein. Wir beobachten die allmähliche Entstehung bedeutender Gruppen von Männern, die das herrschende Männersystem nicht akzeptieren und dagegen protestieren. Wenn wir uns im Jahr 2023 und in den kommenden Jahren gut organisieren und unsere alternative Aufbauarbeit stark entwickeln können, wird unser Frauenbefreiungskampf viele neue, weitere, revolutionäre, qualitative Sprünge machen und gesellschaftlich werden.
Als kurdische Frauen sind wir heute die am besten organisierte Frauenkraft in den vier Teilen Kurdistans und im Ausland. Unsere Organisationen spielen eine wirksame Rolle in allen Lebensbereichen, von der Selbstverteidigung bis zur Kultur, von der Wirtschaft bis zur Bildung, von der demokratischen Organisation und Verwaltung des politischen Bereichs bis zur Entwicklung von Ethik und Ästhetik. In diesem Sinne erklären wir als kurdische Frauenbewegung unter der Parole „BI JIN JIYAN AZADÎ RE BER BI ŞOREŞA JINÊ!" (Mit Jin Jiyan Azadî zur Frauenrevolution), dass wir unseren Freiheitskampf sowohl lokal als auch weltweit mit einer neuen Offensive weiterentwickeln wollen.
Mit dieser Offensive soll eine ernsthafte gesellschaftliche Mobilisierung angestrebt werden. Diese soll von der Selbstverteidigung bis zur Gesundheit, von der Bildung bis zur Wirtschaft, von der Diplomatie bis zur Kultur, von der Kindererziehung bis zum sozialen Bereich reichen. Heute gibt es überall Anlässe, eine gemeinsame Basis gegen die zunehmende sexistische Politik und die Angriffe in der ganzen Welt, insbesondere im Nahen Osten, zu organisieren. Unsere Bewegung verfolgt in diesem Sinne das Verständnis und den Ansatz, eine demokratische Frauenfront in der ganzen Welt, insbesondere in Kurdistan, aufzubauen und zu entwickeln. Statt eine abwartende, passive Haltung einzunehmen, wird sich die Bewegung auf der Grundlage des Ziels entwickeln, die Gesellschaft und die Männer mit Initiativen, der Vertiefung des Gefühls der weiblichen Genossinnenschaftlichkeit und Aktionen zu verändern,
Einerseits werden wir die Offensive ‚Dem dema Azadiyê ye‘ (Zeit für Freiheit), die wir zusammen mit der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) für die physische Freiheit von Rêber Apo führen, fortsetzen, gleichzeitig werden wir den Aufbau der Frauenfront und unseres Frauensystems ausweiten und weiterentwickeln.
Wir widmen unsere Offensive Evîn Goyî, Zîlan Konya, Bêrîvan Zîlan, Delal Nurhak, Peyman Bagok, Jiyan Tolhildan, Çiçek Harunî, Ekin Ankara, Delal Şoreş, Mizgîn Ronahî, Sara Tolhildan, Rûken Zelal und den Gefallenen des Jahres 2022, die bei der Verwirklichung der Frauenrevolution große Anstrengungen und Opfer gebracht haben, und auch Şilêr Resulî und Jina Amini, die ebenfalls durch staatliche Gewalt ermordet wurden.
Aus diesem Grund wird unsere Offensive ‚Mit Jin, Jiyan, Azadî zur Frauenrevolution‘, wie die Offensive der letzten Jahre, eine wichtige historische Rolle spielen. Wir sollten nicht vergessen, dass unsere Bewegung auch eine Bewegung des sozialen Aufbaus ist. Es geht um das Durchdringen aller gesellschaftlichen Bereiche durch die organisierte Kraft der Frauen, um die Schaffung eines Lebens auf der Grundlage von Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein. Das ist es, was ‚Xwebûn‘ (Selbstsein) bedeutet.
Auf dieser Grundlage sollten wir das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert machen, in dem sich gesellschaftliche Freiheit auf der Grundlage der Freiheit der Frauen im gemeinsamen Kampf mit den Kräften für Demokratie und Freiheit auf der ganzen Welt entwickelt. Lasst uns gemeinsam den von den Frauen angeführten gesellschaftlichen Kampf ausweiten.
Lasst uns den demokratischen Frauenkonföderalismus gegen staats- und machtorientierte Kräfte entwickeln und den Kampf gemeinsam aufnehmen. Lasst uns unsere Philosophie des freien Lebens auf der Grundlage von ‚Jin, Jiyan, Azadî‘, der Losung des demokratischen Frauenföderalismus, in ein organisiertes Leben übersetzen.
Angesichts der Erdbebenkatastrophe in Nordkurdistan wollen wir den Frauen in der Region beistehen. Lasst uns unsere Unterstützung zeigen. Machen wir alle Demonstrationen und Veranstaltungen am 8. März zu Plattformen, auf denen die AKP bloßgestellt wird. Zeigen wir unsere Unterstützung für alle kämpfenden Frauen in der Welt, insbesondere für die Aufstände im Iran und Ostkurdistan.
Wenn sich die Genossinnenschaftlichkeit und die Liebe der Frauen im Bewusstsein der Freiheit entwickeln, entsteht die konstruktivste und positivste Energie der Welt. Lasst uns die Frauensolidarität und die Einheit und Hevaltî der Frauen ständig weiterentwickeln. Auf dieser Grundlage sollten wir an den Demonstrationen des 8. März auf die kraftvollste Weise teilnehmen und mit unserer Praxis zeigen, wie das 21. Jahrhundert zu Jahrhundert der Frauen wird.
Wir sagen erneut ‚Jin, Jiyan, Azadî‘.“