Women Defend Rojava: Es ist Zeit für Solidarität!

„Die Erdbeben haben ein Ausmaß, das die Situation in Kurdistan nachhaltig verändern wird. Es ist unsere Verantwortung, in dieser Situation an der Seite des kurdischen Volks zu stehen“, erklärt die Kampagne Women Defend Rojava und ruft zur Solidarität auf.

Nach den zwei massiven Erdbeben am Montag, dem 6. Februar, in Kurdistan, Syrien und der Türkei haben bereits viele tausend Menschen ihr Leben verloren. Viele weitere sind verletzt, werden vermisst oder sind von den verheerenden Folgen betroffen. Die Zahlen steigen von Tag zu Tag. Ganze Dörfer und Stadtteile wurden zerstört. Bei Wintertemperaturen und Schnee müssen Hunderttausende Menschen nun in der Kälte um ihr Überleben kämpfen.

Als Kampagne Women Defend Rojava sind wir zutiefst betroffen. Wir drücken unser Beileid für alle betroffenen Menschen aus und gedenken in diesen Tagen den Opfern der Katastrophe. Unsere Gedanken und Herzen sind mit dem kurdischen Volk.

Die Situation in Nordkurdistan ist verheerend

Die Erdbeben ereigneten sich in Nordkurdistan und Rojava, konkret in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien. Während wir aus Nordkurdistan täglich neue schreckliche Bilder sehen, gibt es bisher sehr wenig Informationen über die Situation in Rojava. Die Situation in Nordkurdistan ist verheerend. Es gibt Informationen, dass noch 100.000 Menschen unter den Trümmern verschüttet sind. Auch wenn der Auslöser für diese Katastrophe ein Erdbeben war, so können wir das Ausmaß der Zerstörung nicht ohne die politischen Entwicklungen in Kurdistan verstehen. Ein Großteil der Menschen, die in den Städten ihr Leben verloren haben, sind Menschen, die in den 1990er Jahren vor den Angriffen des türkischen Staats aus ihren Dörfern fliehen mussten. Die Zerstörung und Verbrennung von dreitausend Dörfern führte damals zu einer Zwangsumsiedlung großer Teile der kurdischen Bevölkerung. In den Städten mussten sie fortan in baufälligen Hochhäusern leben. Hochhäuser, die nun durch das Erdbeben wie Kartenhäuser zusammengebrochen sind.

In dieser Katastrophe wird keinerlei Hilfe vom Staat ausgehen

Auch fünf Tage nach dem Erdbeben am Montag gibt es keinerlei Hilfe durch den türkischen Staat in den betroffenen Gebieten. Die verpflichtende Erdbebensteuer wird seit Jahren vor allem dafür genutzt, das Militär weiter aufzurüsten, um damit Krieg in Kurdistan zu führen. An einer Rettung der Menschen gibt es kein Interesse. Ganz im Gegenteil. Die Zerstörung zahlreicher kurdischer Städte und Dörfer sowie die damit verbundene Vertreibung der Menschen ist ein Ziel türkischer Staatspolitik. Es ist Teil der Strategie, Kurdistan zu entvölkern und mit Türk:innen und Araber:innen neu zu besiedeln.

Für uns ist klar: in dieser Katastrophe wird keinerlei Hilfe vom Staat ausgehen. Es liegt an den Menschen, an den Gesellschaften, der Zerstörung des Erdbebens zu begegnen. Dafür werden vor allem Spenden gebraucht, die direkt an die Menschen vor Ort gehen. Ein Großteil der großen und staatlichen Spendenkampagnen wird die gesammelten Gelder direkt an das türkische Regime weitergeben. Wir sehen darin eine große Gefahr. Denn es ist klar, dass diese Gelder nicht für, sondern gegen das kurdische Volk genutzt werden. Deswegen rufen wir alle dazu auf, direkt an Heyva Sor a Kurdistanê e.V. zu spenden. Außerdem werden vor Ort dringend Ärzt:innen und andere Unterstützung gebraucht. Wir rufen alle Hilfsorganisationen dazu auf, nach Kurdistan zu reisen und die Menschen direkt und vor Ort zu unterstützen.

Bisher gibt es sehr wenig Informationen zur Situation in Rojava. Durch das Embargo und die Grenzschließungen an der syrisch-türkischen und syrisch-irakischen Grenze werden die Hilfslieferungen aktuell massiv beeinträchtigt. Deswegen fordern wir ein sofortiges Ende des Embargos und die Öffnung der Grenzen. Zudem fordern wir einen sofortigen Stopp der türkischen Angriffe auf Nord - und Ostsyrien.

Türkische Angriffe auf Erdbebengebiete

Noch während weltweit die schrecklichen Bilder aus den Erdbebenregionen gezeigt wurden, bombardierte das türkische Militär zeitgleich Orte in Nordsyrien aus der Luft. Es zeigt wieder einmal das unmenschliche Gesicht des türkischen Regimes, das wir seit Jahren kennen. Die Beileidbekundungen der Staaten an das kurdische Volk sind nicht ernst zu nehmen, wenn die internationale Staatengemeinschaft diese Angriffe nicht stoppt. Wir fordern die sofortige Schließung des Luftraums und eine Flugverbotszone über Nord- und Ostsyrien, damit die Rettungsarbeiten weitergeführt und die Menschen endlich in Frieden leben können. Um unserer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben wir eine Erklärung veröffentlicht, die unter [email protected] unterschrieben werden kann.

Auch in Deutschland haben viele Menschen Familienangehörige und Freund:innen durch die Erdbeben verloren. In verschiedenen kurdischen Gesellschaftszentren wurden Krisenstabe und Orte zum Trauern eingerichtet. Dort gibt es die Möglichkeit die Menschen zu unterstützen, Spendenaktionen zu planen und Beileidsbekundungen abzugeben. Informiert Euch, was und wo Ihr auch die Menschen hier vor Ort, die kurdische Diaspora unterstützen könnt. Zeigen wir unseren Freund:innen, dass wir den Schmerz und die Verzweiflung teilen und an ihrer Seite stehen.

Die Erdbeben finden in einer Zeit statt, in der das kurdische Volk einem Vernichtungskrieg durch den türkischen Staat und alle seine internationalen Verbündeten ausgesetzt wird. Die Erdbeben haben ein Ausmaß, das die Situation in Kurdistan nachhaltig verändern wird. Es ist unsere Verantwortung in dieser Situation an der Seite des kurdischen Volks zu stehen, über die Entwicklungen zu informieren und dafür zu sorgen, dass die Staaten die Situation nicht für ihre eigenen Machtinteressen ausnutzen können.

Auch in dieser Zeit gilt: Hoch die internationale Solidarität!

Spenden an:

Deutschland:
Heyva Sor a Kurdistanê e.V.
Kreissparkasse Köln
Wilhelmstr. 12
53840 Troisdorf
IBAN: DE49 3705 0299 0004 0104 81
BIC/SWIFT: COKSDE33XXX
Oder über Paypal:
www.paypal.me/heyvasorakurdistane

Schweiz:
Kurdistan Roter Halbmond Schweiz (Croissant Rouge du Kurdistan Suisse)
Rue des Savoises 15, 1205 Genève
Banque Cantonale Vaudoise (Kantonalbank)
Konto N°: 10-725-4
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