Die kurdische Frauenbewegung TJA (Tevgera Jinên Azad, Bewegung Freier Frauen) ist wie viele weitere zivilgesellschaftliche Organisationen seit dem schweren Erdbeben am 6. Februar in den betroffenen Regionen auf türkischem Staatsgebiet im Einsatz, um das Leid zu mindern und die Menschen mit Nahrung und Hilfsgütern zu versorgen. Zur aktuellen Situation erklärt die TJA:
„Als TJA waren und sind wir im Geiste der Mobilisierung in den zehn von den beiden Erdbeben in Maraş am 6. Februar 2023 betroffenen Provinzen in großer Solidarität mit all unseren Menschen, insbesondere den Frauen.
Katastrophen treten auf der Erdoberfläche häufig auf und sind oftmals eine Folge von Kriegen und wildem Kapitalismus. In diesem Zusammenhang tragen die Staaten bei Katastrophen eine große Verantwortung. Angesichts dieser Katastrophe wird der Staat seiner Verantwortung nicht gerecht und versucht, die Menschen dazu zu bringen, sie als Schicksal hinzunehmen. Die AKP/MHP-Regierung versucht, die berechtigte Wut der von der Katastrophe betroffenen Bevölkerung auf die Verantwortungslosigkeit und Gleichgültigkeit der Regierung zu unterdrücken, indem sie Menschen als Provokateure beschuldigt und Gewalt, Drohungen und Zensur einsetzt.
Die Regierung ist nicht in der Lage, offenzulegen, wofür die seit Jahren von der Bevölkerung erhobenen Erdbebensteuern verwendet wurden, und sie lässt die Bevölkerung im Stich, indem sie die gesellschaftliche Solidarität verhindert. Während die Regierung ihre eigenen Verpflichtungen nicht erfüllt, wird die große gesellschaftliche Solidarität und Sensibilität unterdrückt.
Das Erdbeben hat nicht nur Menschenleben gekostet, sondern auch psychologische, soziologische und wirtschaftliche Schäden verursacht. Es ist bekannt, dass Frauen, Kinder und gefährdete Gruppen stärker von Katastrophen betroffen sind. Diese Situation kann bei ihnen aufgrund der unterschiedlichen Bewältigungsmechanismen ein tiefes Trauma auslösen. Insbesondere Frauen können bei Katastrophen körperlicher, sexueller und psychologischer Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sein und Sicherheitsprobleme haben. In der ersten Phase der Katastrophe kann es aufgrund des Schockzustands zu Frühgeburten und zur Unterernährung der Wöchnerinnen kommen. Kinder, die ihre Angehörigen verloren haben, erleben ein tiefes Trauma. Bei diesem Erdbeben, von dem alle Menschen betroffen sind, müssen die Bedürfnisse von Frauen, Kindern, älteren Menschen, Behinderten und allen gefährdeten Gruppen berücksichtigt werden. Es ist sehr wichtig, die Bereitstellung von Hygieneartikeln, Unterkünften und Waschmöglichkeiten zu gewährleisten, um möglichen Epidemien vorzubeugen.
In diesem Zusammenhang rufen wir als TJA alle Frauenorganisationen, Plattformen, NGOs und Aktivistinnen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen. Wir stehen unserem Volk vom ersten Tag an zur Seite und werden unsere Solidarität angesichts der Probleme, mit denen es konfrontiert ist, weiter ausbauen.“