Gedenken an Uta Schneiderbanger in Berlin

Im Berliner „Heilkräutergarten Hevrin Khalaf” ist Uta Schneiderbanger gedacht worden. Die Internationalistin, die bei der kurdischen Frauenbewegung den Namen „Nûdem” trug, ist vor 16 Jahren in Qeladizê zusammen mit Ekin Ceren Doğruak tödlich verunglückt.

In Berlin gedachten am Sonntag kurdische und internationalistische Aktivist:innen im „Heilkräutergarten Hevrin Khalaf” Uta Schneiderbanger. Die Internationalistin, die den kurdischen Namen „Nûdem“ (deutsch: Neue Zeit) trug, wurde 1961 in Mülheim an der Ruhr geboren. Sie war viele Jahre in Berlin in unzähligen Bereichen und Kämpfen aktiv, in welche sie internationale Perspektiven von Frauen*befreiung und eine nicht selbstverständliche Verbundenheit zur Natur einbrachte.

Ende der 1970er Jahre lernte Schneiderbanger die kurdische Befreiungsbewegung  kennen und erkannte früh deren Bedeutung für die revolutionäre Bewegung in Deutschland. Insbesondere durch die Verteidigungsschriften Abdullah Öcalans konnte sie Antworten auf die Widersprüche finden, welche vielen nationalen Befreiungsbewegungen und sozialistischen Bewegungen ihrer Zeit innewohnten. „Wir haben nach Lösungswegen für eine neue Zeit gesucht. Nach einem kollektiven und menschlichen Leben!” schrieb Schneiderbanger, die Mitglied in der kurdischen Frauenbewegung war, in ihren Aufzeichnungen.

„Ihr Leben war wie das vieler Anderer beispielhaft für eine Haltung, die sich durch einen praktischen anti-imperialistischen Internationalismus ausmacht”, sagte einer der Aktivist:innen bei dem Gedenken. Dabei führte ihr Streben Schneiderbanger in die Berge Kurdistans, wo sie am 31. Mai 2005 bei einem Verkehrsunfall zusammen mit der Internationalistin Ekin Ceren Doğruak (Amara) bei einem tragischen Autounfall in der Nähe von Qeladizê tödlich verunglückte.

„Utas Ideen sind wie die Samen einer Pusteblume von Kurdistan aus in die Welt getragen worden und tragen mittlerweile die schönsten Blüten. Uta reiht sich mit ihrem Wirken in die Widerstandsgeschichte ein, welche Frauen* heute an vielen Orten zu Selbststärkung, Selbstorganisation und Selbstversorgung anregt und unsere Idee von Internationalismus mit den buntesten Farben und Geschichten bereichert. Das Gedenken in diesem Kräutergarten bedeutet vor allem für uns Berliner:innen, dass wir Utas Wirken als Teil unserer eigenen Geschichte, das heißt sowohl dem Kampf in Berlin und in Kurdistan, verstehen und damit an ihre Geschichten und Ideen anknüpfen.”

Heilkräutergarten Hevrin Khalaf

Den „Heilkräutergarten Hevrin Khalaf” in Berlin-Neukölln, der nach der kurdischen Politikerin Hevrin Khalaf (auch Hevrîn Xelef ) benannt wurde, gibt es seit dem 20. Oktober 2019. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt des Berliner Netzwerks für geflüchtete Frauen* und Kinder Flamingo e.V. und des Frauendorfs Jinwar, das sich bei Dirbesiyê im nordsyrischen Kanton Hesekê befindet. Hevrin Khalaf war die Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens. Am 12. Oktober 2019 wurde sie beim völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Rojava von Türkei-treuen Dschihadisten ermordet.