In der Türkei ist heute der Internationalistin Ekin Ceren Doğruak gedacht worden. Die 1981 als Tochter einer türkischen Familie in Ankara geborene Soziologin starb vor 14 Jahren bei einem tödlichen Autounfall in der Nähe der südkurdischen Kleinstadt Qeladizê. Bei dem Unglück am 31. Mai 2005 verlor auch die deutsche Internationalistin Uta Schneiderbanger ihr Leben. Die beiden Frauen befanden sich auf dem Rückweg von der III. Generalversammlung des Volkskongresses Kurdistans (Kongra Gel) nach Europa, als es zu dem Unfall kam.
Zum Gedenken an Ekin Ceren Doğruak, genannt Amara, kamen ihre Eltern Hülya und Nusret Doğruak, Freund*innen aus ihrer Schul- und Universitätszeit und Mitglieder des Provinzverbands der HDP an ihrem Grab auf dem Karşıyaka-Friedhof zusammen. Die Trauergäste legten Margeriten und Rosen nieder.
Ceren Ekin Doğruak und Uta Schneiderbanger beteiligten sich als Internationalistinnen jahrelang aktiv an dem Freiheitskampf des kurdischen Volkes und dem Aufbau einer internationalistischen Frauenbewegung. Sie haben mit ihrer Überzeugung, ihren Arbeiten und Anstrengungen eine wichtige Rolle in der Organisierung der kurdischen Frauenbewegung gespielt.
Ekin Ceren Doğruak lernte während ihrer Studienzeit an der Universität in Ankara die kurdische Befreiungsbewegung kennen und beteiligte sich an den Kampagnen der kurdischen Studierendenbewegung. Nachdem sie aufgrund ihres politischen Engagements verhaftet worden war, ging sie nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis nach Europa. Hier spielte sie bis zum Frühjahr 2005 eine aktive Rolle in der Arbeit der kurdischen Frauenbewegung. Darauf kam auch Avni Kalkan in seiner Gedenkrede zu sprechen: „Ekin Ceren wird für immer in unseren Herzen weiterleben. Wir werden sie niemals vergessen und den Kampf, den sie führte, fortsetzen“, sagte der Aktivist.
„Wir vermissen sie sehr“
Anschließend richtete Ekin Ceren Doğruaks Vater Nusret einige Worte an die Anwesenden. Die Sehnsucht zu seiner Tochter würde mit jedem Tag, der vergeht, zunehmen. „Meine geliebte Tochter, in die Berge verliebte Seenixe; wir lieben dich sehr und vermissen dich“, sagte Doğruak.
Uta Schneiderbanger
Der Weg von Uta Schneiderbanger - genannt Nûdem -hingegen führte von ihrem Engagement in der Schüler*innen- und Jugendbewegung in den 70er Jahren in Mülheim hin zum Anti-AKW-Widerstand, zum Häuserkampf- und der FrauenLesbenbewegung in Berlin. Über zwei Jahrzehnte hinweg wirkte sie mit an linken, feministischen, anti-imperialistischen und internationalistischen Organisierungsansätzen in Berlin, überregional und international.
Sie versuchte immer wieder, Erfahrungen aus Kämpfen weiterzugeben, neue Ansätze zu entwickeln, feministische und internationalistische Standpunkte in die unterschiedlichen Bewegungen hineinzutragen. Ihr Interesse an Politik, Menschen, Freundschaften, der Natur und Umwelt, Pflanzen, alternativen Heilmethoden und Gesundheit waren für Uta untrennbar miteinander verbunden. Auf der Suche nach neuen Organisierungsansätzen, aus denen alternative, kollektive Lebensformen hervorgehen könnten, bemühte sie sich insbesondere darum, Erfahrungen aus verschiedenen Befreiungsbewegungen, unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Gruppen zusammenzubringen. Die Entwicklungen in der kurdischen Befreiungsbewegung und vor allem die Organisierung kurdischer Frauen verfolgte Uta Schneiderbanger von Anfang an mit großem Interesse. Mit ihren revolutionären Ideen, Lösungsansätzen und Kritiken regte sie sowohl in linken Gruppen und Frauenorganisationen in Deutschland als auch in der kurdischen Bewegung immer wieder neue Auseinandersetzungen an und entwickelte neue Initiativen. Bei vielen ihrer Aufenthalte in Kurdistan – so auch bei ihrem letzten Besuch – legte sie den Grundstein für neue Projekte, die den aktuellen Bedürfnissen von Frauen entsprachen und die Stärkung ihres Befreiungskampfes zum Ziel hatten.
Wie eine gelernte Heilpraktikerin zur PKK kam, haben Freundinnen von Uta Schneiderbanger in dem Buch „Mit Kampf und Liebe für eine neue Zeit – Nûdem. Aus dem Leben von Uta Schneiderbanger“ nachgezeichnet. Mit dem Verbot vom Mezopotamien-Verlag durch einen Erlass des Bundesinnenministers Anfang des Jahres ist das 2010 erschienene Werk nicht mehr erhältlich.