Gedenken an Gulistan Tara und Hêro Bahadîn

In Bergisch Gladbach wurde Gulistan Tara und Hêro Bahadîn gedacht. Die beiden Journalistinnen sind nur zwei der unzähligen Opfer türkischer Drohnenmorde in Kurdistan.

Türkischer Drohnenmord an Journalistinnen

In Bergisch Gladbach hat eine Gedenkveranstaltung für Gulistan Tara und Hêro Bahadîn stattgefunden. Die beiden Journalistinnen waren im August bei einem gezielten Drohnenangriff des türkischen Staates in der Kurdistan-Region des Irak getötet worden. „Wir werden uns am 8. September zu einer Gedenkveranstaltung versammeln, um in der Person von Gulistan und Hêro aller Gefallenen der freien Presse zu gedenken und ihren Kampf fortzusetzen“, hatte es in der Einladung zu der Zusammenkunft geheißen. Diese wurde vom Verband kurdischer Journalistinnen (ROJIN) und der Initiative der Medienschaffenden Kurdistans ausgerichtet.

Die Veranstaltungsstätte Saal 2000 war bis auf die letzte Reihe gefüllt. An den Wänden waren Bilder der ermordeten Journalistinnen und anderer weiblicher Opfer türkischer Drohnenmorde angebracht worden. Neben zahlreichen Kolleginnen und Kollegen von Tara und Bahadîn waren auch Mitglieder verschiedener in Deutschland ansässiger kurdischer Organisationen und Aktive der kurdischen Exil-Zivilgesellschaft anwesend, um sich an dem Gedenken zu beteiligen. Die Stimmung war emotional und aufgewühlt, aber gleichzeitig kämpferisch.

Gulistan Tara (40) und Hêro Bahadîn (27) sind am 23. August bei der Bombardierung eines Autos in der Nähe von Silêmanî ums Leben gekommen. Sechs weitere Medienschaffende wurden bei dem Anschlag zum Teil schwer verletzt. Bis heute haben weder die irakische noch die kurdische Regionalregierung den gezielten Angriff des türkischen Staates verurteilt. Hêro Bahadîn stammte aus Silêmanî und arbeitete als Redakteurin für die Produktionsfirma CHATR. Gulistan Tara arbeitete seit 2000 als Journalistin und war seit drei Jahren politische Beraterin für TV-Berichte von CHATR Production. Vorher war sie an verschiedenen Orten für freie kurdische Medien tätig, so auch für den Frauensender Jin TV in Rojava/Nordsyrien.


Nach einer Schweigeminute für die Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes hielt Ülkem Isem eine Rede. Sie würdigte ihre Schwester Gulistan Tara für ihr langjähriges Wirken für die freie kurdische Presse und die Menschen in ihrer Geburtsstadt Êlih (tr. Batman) in Nordkurdistan, die sich Polizeiterror und staatlicher Willkür entgegengestellt hatten, um der Journalistin eine würdevolle Beerdigung zu ermöglichen. „In allen vier Teilen Kurdistans rief das Massaker an Gulistan und Hêro Massaker große Wut hervor. Diese Reaktion der Bevölkerung erinnerte uns an das Gefühl der gemeinsamen Solidarität, nach der sich das kurdische Volk schon lange sehnt.“

„Keine Zugeständnisse bei der Wahrheit“

Şengê Kahraman sprach für den Verein KOMAW, in dem sich Angehörige von Gefallenen der kurdischen Befreiungsbewegung organisieren. Sie verurteilte die Ermordung von kurdischen Medienschaffenden. Die freie Presse sei die Stimme des Kampfes für Demokratie und Menschenrechte und Angriffe wie jener auf Gulistan und Hêro hätten das Ziel, diese Stimme zum Schweigen zu bringen. „Doch unsere Journalistinnen und Journalisten bleiben ihrem Leitspruch „Keine Zugeständnisse bei der Wahrheit“ treu und kämpfen seit Jahren gegen Unterdrückung, Verfolgung und juristische Schikane. Das würdigen wir“, sagte Kahraman. Sie rief internationale Menschenrechtsorganisationen und Medienverbände auf, eine klare Haltung gegen die Tötung von kurdischen Journalist:innen zu beziehen.

Roni Eylem von ROJIN berichtete von ihren persönlichen Erlebnissen mit Gulistan Tara. Sie beschrieb ihre Kollegin als eine „beharrliche Verfechterin der Wahrheit“ und wichtige Vertreterin der Kultur des Widerstands gegen die Angriffe auf freie kurdische Medien. Diese Tradition habe sie an viele Kolleginnen und Kollegen weitergegeben, so auch an Hêro Bahadîn. „Ihr Mut und ihr Widerstand sollte uns in unserem Kampf für die Wahrheit inspirieren und leiten“, sagte Eylem.  

Dündar: Die PDK begeht Verrat

Weitere Reden gab es unter anderem von Pero Dündar. Die kurdische Exilpolitikerin, die in der Türkei Abgeordnete der HDP war und sich mittlerweile für die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) engagiert, beschuldigte die Türkei des Staatsmordes an Gulistan Tara und Hêro Bahadîn. Der von der Barzanî-Familie dominierten PDK (Demokratische Partei Kurdistans), die in der Kurdistan-Region des Irak herrscht und mit dem türkischen Faschismus kollaboriert, bescheinigte Dündar eine „kriminelle und historische“ Verantwortung bei Tötungen von Kurdinnen und Kurden durch die Türkei. „Die PDK hat nicht nur die Grenzen Kurdistans eingerissen, um dem türkischen Staat bei seinem Expansionsfeldzug unter die Arme zu greifen. Sie leistet auch aktive Unterstützung bei der Ermordung von kritischen Medienschaffenden und anderen Oppositionellen. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Verrat“, so Dündar.

Lieder von Bermal Çem

Im Anschluss wurde ein kurzer Film über das Leben und Wirken von Gulistan Tara und Hêro Bahadîn gezeigt. Beendet wurde der Abend mit Liedern der kurdischen Künstlerin Bermal Çem.