Auftakt des langen Marschs der kurdischen Jugend in Bielefeld

In Bielefeld ist der Startschuss der Demonstration „Langer Marsch 2024“ der kurdischen Jugendbewegung gefallen. Zentrales Anliegen der mehrtägigen Veranstaltung ist „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine Lösung der kurdischen Frage“.

„Langer Marsch 2024“

In Bielefeld ist am Montag der Startschuss für den „Meşa Dirêj“ (Langer Marsch) der kurdischen Jugendbewegung gefallen. Zentrales Anliegen der traditionellen Demonstration, die in diesem Jahr nach Duisburg führt, ist die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage. Diese könne nur erreicht werden, wenn der PKK-Begründer seiner Rolle als Akteur einer Demokratisierungsbewegung nachkommen kann, hieß es in einer Stellungnahme der veranstaltenden Organisationen TCŞ und TekoJIN. „Dafür muss die Isolation auf Imrali aufgehoben werden. Ohne deren Ende kann es keine politische Lösung der kurdischen Frage geben. Abdullah Öcalan muss mit seinen Ideen für eine demokratische Lösung als Verhandlungspartner wahrgenommen werden. Und dafür muss er freikommen.“

In der Erklärung wurde weiter darauf verwiesen, dass Abdullah Öcalan, der sein Leben seit 1999 in politischer Geiselhaft des türkischen Staates auf der Gefängnisinsel Imrali verbringt, sich seit Jahren in vollständiger Isolation befindet. Der letzte Anwaltsbesuch fand 2019 statt, letztmaligen Familienbesuch empfing er im Jahr darauf. Nach einem kurzen und aus unbekannten Gründen unterbrochenen Telefonat mit seinem Bruder am 25. März 2021 gab es keinen Kontakt mehr zu Abdullah Öcalan. Der 75-Jährige unterliegt einer Incommunicado-Haft, die im Widerspruch zu internationalen Menschenrechtsstandards steht. Die TCŞ und TekoJIN sehen darin politische Willkür mit dem Ziel, Öcalan und seine Ideen von seiner Außenwelt zu isolieren und die Kluft, die die ungelöste Kurdistan-Frage geschaffen hat, weiter aufzureißen. Die in Ankara gültige Politik der Ignoranz und Lösungslosigkeit sei jedoch ausschließlich auf eine Vertiefung des Problems ausgerichtet und produziere immer neuere und vor allem schärfere Krisen. Außerdem verhindere diese Haltung die Begegnung der Türkei und aller anderen Länder in der Region mit der Demokratie.

Den eigentlichen Auftakt des diesjährigen langen Marschs der kurdischen Jugendbewegung bildete am Sonntag eine Konferenz zur Lage Abdullah Öcalans


„Wir sind überzeugt: Die Schaffung eines gleichberechtigten und friedlichen Zusammenlebens der Völker kann nur mit Abdullah Öcalan erfolgen“, hieß es weiter. Kritik richteten die Jugendorganisationen an das Antifolterkomitee des Europarats (CPT) und andere Einrichtungen auf EU-Ebene, weil diese das „Unrecht auf Imrali“ ignorierten und sich zu „Handlangern“ des Regimes in Ankara machten. Sie müssten aktiv werden und Druck auf den türkischen Staat ausüben, und die Aufhebung der Imrali-Isolation einzufordern. „Lasst Abdullah Öcalan sprechen, um die kurdische Frage und die Probleme der Völker der Türkei und des Nahen Ostens zu lösen“, forderten die Jugendlichen.

Marsch führt nach Duisburg

Nach weiteren Reden zog die Demonstration vom Bielefelder Hauptbahnhof los. Die nächsten Zwischenstationen sind Hamm, Dortmund und Essen. Ihr Ziel Duisburg wollen die Beteiligten, darunter auch internationalistische Aktivist:innen, am Freitag erreichen. Dort soll dann auch eine größere Abschlusskundgebung stattfinden.