Die PDK als Motor von Verrat und Kollaboration II

Im zweiten Teil der Analyse zum Barzanî-Regime und der PDK in Südkurdistan geht es um die Zusammenarbeit zwischen dem türkischen Geheimdienst MIT und dem PDK-Geheimdienst Parastin.

Geheimdienstliche Zusammenarbeit

Während im ersten Teil der Serie die Geschichte der Kollaboration der PDK und des Barzanî-Clans mit verschiedenen Besatzungsmächten und Regionalstaaten beschrieben und die korrupten Hintergründe der dynastischen Clanherrschaft in Südkurdistan analysiert wurden, geht es in diesem Teil um die Betrachtung der Zusammenarbeit des PDK-Geheimdiensts „Parastin“ und dem türkischen MIT.

Die Geschichte des Parastin

Der PDK-Geheimdienst Parastin wurde 1965 gegründet. An der Gründung des Geheimdienstes waren Persien und Israel beteiligt. Damals herrschte noch der Schah Reza Pahlevi mit seiner grausamen Diktatur im Iran. Der persische Staat hatte eine klare Westbindung und das Pahlevi-Regime war vom US-Imperialismus abhängig. Entsprechend hatte dieses Regime Beziehungen mit Israel. Auf der Grundlage dieses Bündnisses gingen die von Barzanî persönlich ausgewählten PDK-Funktionäre Şekîb Akreyî, Ezîz Akreyî und Mihemed Hirsîn nach Israel, um dort mit dem Aufbau des Geheimdiensts der PDK zu beginnen. Şekîb Akreyî war bis zu seinem Tod im Parastin tätig und agierte zwischen Israel, Persien und dem Barzanî-Clan. Der Parastin stand bis zum Abkommen von Algier, das den Abzug persischer Kräfte aus dem Irak markierte, in enger Verbindung mit Shalom Nakdimon vom israelischen Mossad. Mit dem Abzug der Schah-Truppen aus dem Irak wurde diese Verbindung unterbrochen. Das sogenannte Ashbetal, ein weiterer Verrat der PDK, wurde damit eingeleitet, dass Molla Mustafa Barzanî das Ende des Widerstands ausrief und sich in den Iran zurückzog. Im selben Jahr gründet Jalal Talabanî die Patriotische Union Kurdistans (YNK) und geriet damit sofort in den Fokus der Angriffe der Barzanî-Partei.

Savak und Mossad standen Paten

In seinem Buch „Mossad im Irak und Nahen Osten" schrieb Shalom Nakdimon: „Für den Aufbau des Parastin mussten die israelischen und iranischen Geheimdienste, Savak und Mossad, für die Familie Barzanî ein Netz von Agenten schaffen.“ Mahmoud Osman brachte in einem Artikel, der am 13. Oktober 1997 in Alwest, einer in Europa erscheinenden saudi-arabischen Zeitung, veröffentlicht wurde, die Beziehungen zwischen Barzanî und Israel mit den folgenden Zeilen klar zum Ausdruck: „Zwischen 1965 und 1975 organisierte der Mossad vier große Trainingskurse für PDK-Agenten. Auch danach wurden kurze Ausbildungseinheiten organisiert. Mit dieser Arbeit verstärkte der Mossad seine geheimdienstlichen Aktivitäten im Irak und in den Ländern der Region. Die erste Ausbildung in den zu Parastin gehörenden Stützpunkten fand in der Region Choman statt. Diese Ausbildungseinheiten wurden dann auf den Stützpunkten in der Region weiter durchgeführt.“

Hauptaufgabe: Liquidierung der kurdischen Freiheitsbewegung

Der Chef des Parastin war Mesûd Barzanî. Zwischen 1967 und 1980 war es die Hauptaufgabe des Parastin, die Barzanî-Dynastie und ihre Männer in den politischen Schulen, Zentralkomitees, Büros und Zweigstellen des Clans und seiner Partei vor ihren Feinden zu schützen. Dabei ging der Parastin insbesondere gegen Personen und Stämme vor, die den kurdischen Kampf unterstützten oder die sie als Konkurrenz betrachteten. Der Vorwurf, „gegen die Barzanîs zu sein“, führte immer wieder dazu, dass diese Personen nie wieder das Sonnenlicht sehen sollten. Hunderte Kurd:innen wurden vom Parastin ermordet. Die Hauptaufgabe des Parastin ist also der Schutz der Interessen der Barzanî-Dynastie und der Staaten, mit denen sie kollaboriert. Der Parastin steht in Kontakt mit allen antikurdischen Geheimdienstorganisationen.

Die Beziehungen zwischen MIT und Parastin

Der Parastin ging nach der Revolution von Rojava 2012 eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem türkischen MIT ein und wurde aktiver Bestandteil des seit dem 24. Juli 2015 umgesetzten türkischen „Niederwerfungsplans“, der auf die vollständige Vernichtung der kurdischen Freiheitsbewegung abzielt. Dabei war der Parastin hauptsächlich in der Informationsbeschaffung für den MIT tätig. Er konnte dabei aus seinem Informantennetzwerk und den Aussagen von desertierten Guerillakämpfer:innen schöpfen. Diese Informationen kosteten vielen Guerillakämpfer:innen ihr Leben. 2022 wurde ein gemeinsames Geheimdienstkoordinierungszentrum von MIT und Parastin eingerichtet. Parastin hat sein Netz von Informant:innen darauf angesetzt, die Koordinaten der Stützpunkte der Guerilla zu ermitteln. Außerdem wurden Dutzende von Agenten/Informanten eingesetzt, um die Bewegungen der Guerilla zu verfolgen. Die Informationen, die Parastin von seinem eigenen Agentennetz erhält, werden zusammen mit dem MIT in diesem gemeinsamen Operationsraum ausgewertet und analysiert, und anschließend werden die Guerillagebiete von Kampfflugzeugen oder Drohnen angegriffen. Auf diese Weise wurden Hunderte von Guerillakämpfer:innen getötet.

Aufbau von paramilitärischen Sondereinheiten

Einer der beiden MIT-Kader, die 2017 von der PKK bei einer revolutionären Spionageabwehroperation festgenommen worden waren, machte gegenüber der Guerilla folgende Aussage. „Wir haben wöchentliche Treffen mit dem Parastin organisiert, um Informationen auszutauschen. An diesen Treffen nahmen auch der türkische Konsul und Vertreter des MIT teil. An Sitzungen des Parastin nahmen ebenfalls unsere Vertreter teil. Ich erinnere mich, dass der Leiter der PKK-Abteilung von Parastin einmal 40.000 Dollar erhielt. Bei den wöchentlichen Treffen, die institutionell zwischen dem Konsulat und dem MIT organisiert wurden, wurden Informationen ausgetauscht. Auch Einzelpersonen konnten sich jederzeit treffen, wenn sie wollten.

Nach der Einrichtung der Abteilung für Sonderaufgaben im Irak (des MIT) wurde beschlossen, paramilitärische Strukturen zu schaffen. In diesem Rahmen wurden auch die Roj-Peschmerga aufgebaut. Ich weiß nicht, ob nach der Gründung der Abteilung für Sonderaufgaben im Irak noch andere Dinge passiert sind oder zu welchen anderen Gruppen Beziehungen bestanden. Sie bewaffneten diese Gruppen, um sie gegen die PKK in Anschlag zu bringen.“

Diese Aussagen beschreiben die Beziehung zwischen MIT und Parastin von vor zehn Jahren. Betrachtet man das derzeitige Niveau der Beziehungen, so wäre es nicht übertrieben, die Einschätzung zu treffen, dass die Kollaboration in den vergangenen neun Jahren im sozialen, politischen, kulturellen, wirtschaftlichen, diplomatischen und militärischen Bereich aufs höchste Niveau getrieben wurde. So haben die PDK-Führer und ihr Geheimdienst die Invasionen und Annexionsbestrebungen des türkischen Staates 2019 in Xakurke, 2020 in Heftanîn, 2021 in Avaşîn, Metîna, Zap und erneut 2022/23/24 in Avaşîn-Zap, Metîna und Xinêre mit größerem Einsatz unterstützt. Sie handeln de facto wie Kolonialbeamte des türkischen Staates.