Am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Dieser Tag hat insbesondere für die kurdische Freiheitsbewegung eine große Bedeutung, denn der antipatriarchale Kampf ist im apoistischen Paradigma nicht nur der Kampf gegen einen sozialen Widerspruch unter vielen, sondern der Kampf um die Wurzel der kapitalistischen Moderne. Die kurdische Freiheitsbewegung hat die Formel geprägt, dass ohne die Befreiung der Frau keine Befreiung der Gesellschaft möglich ist. Anlässlich des 25. Novembers sprachen Kämpfer:innen der HPG (Volksverteidigungskräfte) und YJA Star (Verbände freier Frauen) über die Bedeutung des Frauenfreiheitskampfes.

„Das Patriarchat basiert auf der Vernichtung der Frau“

Die Guerillakämpferin Eylem Göksu Gabar analysierte: „Das vom patriarchalen Geist beherrschte Machtsystem wertet die soziale Bedeutung von Frauen ab und schließt sie aus allen gesellschaftlichen Bereichen aus. Im Neolithikum wurde das Leben unter der Führung von Frauen gelebt. Die Frauen waren selbstbewusst und zeigten der Gesellschaft den Weg. Doch mit der Entstehung von Staat und Herrschaft begann die Gewalt gegen Frauen; man wollte sie von ihrem Wesen und ihrer Wirklichkeit entfernen. Heute versucht dieses System, die Frauen körperlich, geistig und seelisch zu zerstören.

„Frauen werden ermordet und ihre Leichen verstümmelt“

Diese Mentalität beruht auf der Vernichtung der Frau. Die Zunahme der Femizide Jahr für Jahr ist eine Folge dieses Systems. Das patriarchale System ermordet aber nicht nur Frauen, sondern versucht, sie durch Zerstückelung zu zerstören. Es gibt viele Beispiele für die Grausamkeit gegenüber Frauen, die sich nicht ergeben. So wurde die junge Frau Garibe Gezer im Kerker durch Folter in den Tod getrieben und sogar ihre Leiche wurde misshandelt. Die achtjährige Narin wurde in Amed ermordet, ihr lebloser Körper wurde in einen Sack gesteckt und ins Wasser geworfen. Und es ist immer noch nicht bekannt, wie Rojin in Wan ermordet wurde. Das System akzeptiert die Existenz von Frauen nicht, aber die Frauen kämpfen weiter.“

„Die Frauen führen den antifaschistischen Kampf an“

Eylem Göksu Gabar fuhr fort: „Um Rêber Apo [Abdullah Öcalan] haben sich nicht nur die Kämpferinnen der YJA Star zusammengeschlossen, sondern Frauen aus der ganzen Welt. Frauen wurden auf der Grundlage seiner Ideen zu Vorreiterinnen des Widerstands. Als apoistische Kämpferinnen schreiten wir in unserem Kampf gegen dieses patriarchale System immer weiter voran. Heute leisten die Kämpferinnen der YJA Star in Metîna, Avaşîn und Zap großen Widerstand gegen den Faschismus und das System der Herrschaft. In diesem Kampf stellen sich die Frauen auf der Grundlage ihrer eigenen Kraft den schwersten Angriffen entgegen. Sie führen einen großen Kampf.

Wie unsere Kommandantinnen Berwar Dêrsîm und Sara Tolhildan haben viele Genossinnen unter schwersten Bedingungen mutigen Widerstand geleistet und sind gefallen. Sie gingen als große Beispiele des Widerstands in die Geschichte ein. Die Kommandantin Sara Tolhildan prägte den Widerstand in den ‚Şehîd Doğan‘-Kriegstunneln und kämpfte bis zum letzten Moment. Auch Kommandantin Bêrîtan Nûrheq Çiya kämpfte bis zuletzt und opferte sich, um nicht in feindliche Gefangenschaft zu geraten. Dank des Widerstands dieser heldenhaften Genossinnen kommt der türkische Besatzerstaat keinen Schritt voran. Wir werden als YJA Star den Feind besiegen.“

„Der Frauenkampf hat kurdische Männer tiefgreifend verändert“

Der HPG-Kämpfer Çalak Mazlûm sagte: „Seit Tausenden von Jahren entwickelt sich die Menschheit unter patriarchaler Herrschaft. Dieser Prozess hat dazu geführt, dass die von Frauen geschaffenen Werte usurpiert und sowohl ihre materiellen als auch ihre ideellen Freiheiten geraubt worden sind. Im Laufe der Geschichte hat es viele Organisationen, Kämpfe und Aufstände gegen das Patriarchat, das alle Lebensbereiche von Frauen erfasst hat, gegeben. Der Kampf der PKK ist auch ein solcher. Er wird von den Frauen angeführt. Er zielt darauf ab, die Auswirkungen der kapitalistischen Moderne auf das Individuum und die Gesellschaft zu durchbrechen. Insbesondere kurdische Männer haben durch diesen Kampf eine tiefgreifende Veränderung erfahren.

Dadurch hat sich bei den kurdischen Männern die Idee von Freiheit, Gleichheit, Hevaltî und einem freien Zusammenleben mit Frauen entwickelt. Auf der Grundlage des Frauenbefreiungskampfes wird ein neues Leben aufgebaut, das auf gegenseitigem Respekt und wahrer Liebe beruht. Die PKK kämpft seit 50 Jahren auf dieser Grundlage. Heute sind Frauen nicht mehr bereit, die Sklaverei wie früher hinzunehmen. Sie lehnen alle Formen der patriarchalen Herrschaft in der Gesellschaft ab. Angeführt von den kurdischen Frauen haben Frauen des Nahen Ostens und der Welt begonnen, diese Ungerechtigkeit infrage zu stellen und sich gegen die seit Jahrtausenden bestehenden Ungleichheiten zu wehren. Die Frauen sind heute besser organisiert, bewusster und stärker in ihrem Kampf. Insbesondere die Arbeit der Jineolojî, die durch die Initiative von Rêber Apo entwickelt wurde, hat eine neue Ebene in Bezug auf die Freiheit der Frauen und die soziale Realität geschaffen.

„Der Frauenkampf wird die patriarchale Ordnung niederreißen“

Die Jineolojî ist wegweisend. Sie bezieht sich nicht ausschließlich auf die Rechte der Frauen, sondern verteidigt die Rechte der Gesellschaft und der Menschheit. Auf diesem Weg sind Frauen zu Vertreterinnen universeller Freiheiten geworden. Rêber Apo betont, dass eine organisierte Frau die Lösung und eine Kraft für Freiheit darstellt. Die organisierte Frau steht für Gleichheit, Erfolg, Schönheit, Freiheit, Arbeit und ein bedeutsames Leben. Der Befreiungskampf der Frauen hat das Leben für sie selbst und für die gesamte Menschheit bedeutsamer und schöner gemacht. Frauen werden ermordet, versklavt, gekauft und verkauft, in den Selbstmord getrieben – all das basiert auf dem Patriarchat. Doch der von Frauen angeführte Kampf wird diese Ordnung niederreißen.

Frauen kämpfen nicht mehr nur, sie leben das Leben in vollen Zügen. Sie waren früher Sklavinnen und haben heute ihrem Leben eine eigene Bedeutung gegeben. Frauen sind heute in allen Bereichen präsent, von der Politik bis zum gesellschaftlichen Leben. Unsere Genossinnen von der YJA Star haben mit ihrem Widerstand Frauen auf der ganzen Welt inspiriert. Aus den Reihen YJA Star gingen große Heldinnen, große Kommandantinnen hervor. Sie haben der ganzen Welt gezeigt, welche Kraft Frauen haben können, wenn sie sich organisieren, und dass sie das den Frauen seit Jahrtausenden aufgezwungene Schicksal durchbrechen können, indem sie das patriarchale System zerschlagen.

Unsere Genossinnen der YJA Star haben sich selbst ausgebildet, bewaffnet und organisiert, denn sie glauben an die Freiheitsideen von Rêber Apo. Unsere ersten weiblichen Gefallenen, Genossinnen wie Bêrîtan und Zîlan, sind zu Symbolen geworden, die dies beweisen. Die Frauenidentität in der PKK steht für diese Realität. Sie ist eine Quelle der Inspiration, der Kraft und der Moral für Frauen auf der ganzen Welt. Nicht nur Frauen, sondern auch wir als junge Männer werden von dieser Kraft inspiriert. Wir hinterfragen mehr und empfinden mehr Wut auf die patriarchale Mentalität. Das zeigt uns die Notwendigkeit, einen Wandel in uns selbst herbeizuführen. Der Frauenfreiheitskampf ist die Grundlage des Paradigmas von Rêber Apo.“