TJK-E: Wir verteidigen uns mit Jin Jiyan Azadî

Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) stellt ihre Aktivitäten zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen unter das Motto „Euer Krieg bedeutet unser Blut – Mit Jin Jiyan Azadî verteidigen wir uns“ und ruft zur Teilnahme auf.

Aktionsplan zum 25. November

Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) hat einen Aktionsplan für ihre diesjährigen Aktivitäten zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen veröffentlicht und teilt dazu mit:

Euer Krieg bedeutet unser Blut – Mit Jin Jiyan Azadî verteidigen wir uns

Die anhaltende Welle von Frauenmorden und Gewaltverbrechen gegen Frauen in der Türkei und anderen Teilen Kurdistans ist ein erschütterndes Beispiel für ein System, das auf Unterdrückung, Gewalt und dem Erhalt patriarchalischer Machtstrukturen basiert. Allein im Jahr 2024 wurden in der Türkei fast 300 Frauen ermordet, häufig in ihrem eigenen Zuhause – einem Ort, der eigentlich Schutz bieten sollte. Tragische Fälle wie die Ermordung des achtjährigen Mädchens Narin Güran und Rojin Kabaiş sowie das seit zwei Jahren ungelöste Verschwinden der kurdischen Studentin Gülistan Doku sind keine isolierten Ereignisse, sondern Teil eines systematischen Problems: einer politisch motivierten Unterdrückung, die den patriarchalen und kapitalistischen Interessen dient.

In Rojhilat, im Iran, sehen wir ähnliche Gewaltmuster, bei denen kurdische Frauenaktivistinnen verfolgt, gefoltert und hingerichtet werden, weil ihre Stimmen als Bedrohung für das bestehende System wahrgenommen werden. Der Aufstand im Jahr 2022 nach der Ermordung von Jina Mahsa Amini zeigt, dass staatlich geförderte Morde und Hinrichtungen vor allem dazu dienen, den Widerstand zu brechen und die patriarchalen Strukturen zu festigen.

Gesellschaftlicher Wandel im Kontext der kurdischen Freiheitsbewegung

Die kurdische Freiheitsbewegung erkennt diese Gewalt als wesentlichen Bestandteil des patriarchalen Systems und fordert eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation, die auf Freiheit, Gleichberechtigung und der Befreiung der Frau basiert. Die Philosophie von Abdullah Öcalan, dem führenden Kopf der kurdischen Freiheitsbewegung, ist dabei zentral. Er betont, dass die Befreiung der Frau der Schlüssel zu einer gerechten und freien Gesellschaft ist und dass die patriarchalen Strukturen, die Frauen unterdrücken, gleichzeitig die Wurzeln der kapitalistischen Moderne bilden. In diesem Kontext ist die Bewegung „Jin, Jiyan, Azadî“ – „Frau, Leben, Freiheit“ entstanden, die eine Zukunft ohne patriarchale und kapitalistische Unterdrückung anstrebt und die Frauen in den Mittelpunkt des Widerstands stellt.

Globaler Krieg gegen die Freiheit und das Leben von Frauen

Der Widerstand der Frauen ist eine Verteidigung gegen die Kriege des männerdominierten Systems, die sie tagtäglich erleben. Die zunehmende Gewalt gegen Frauen, die systematischen Morde und die Zerstörung ihrer Rechte sind nicht zufällig, sondern Teil eines globalen Krieges gegen die Freiheit und das Leben von Frauen. In diesem Zusammenhang ist es entscheidend zu verstehen, dass es sich um eine Verteidigung handelt, die über nationale Grenzen hinausgeht. Der Slogan „Mit Jin Jiyan Azadî verteidigen wir uns“ ist nicht nur eine Aufforderung zum Widerstand, sondern ein klares Bekenntnis, dass die Frauen weltweit in ihren Kämpfen verbunden sind und sich gegen die Unterdrückung durch ein patriarchales und kapitalistisches System wehren.

Vergewaltigungen als Kriegsstrategie

Ein tragisches Beispiel für das Ausmaß der Verzweiflung, die dieses System hervorruft, ist der Fall im Sudan, wo 130 Frauen sich kollektiv im Selbstmord vereinten, um der Gewalteinheit zu entkommen, die Vergewaltigungen als Kriegsstrategie einsetzt. Dieses schockierende Beispiel verdeutlicht, wie tief die Gewalt gegen Frauen geht und wie diese in Kriegen und Konflikten als Waffe missbraucht wird. Es zeigt die verzweifelte Lage vieler Frauen, die in einem Krieg ums Überleben kämpfen – einem Krieg, der nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in den patriarchalen Strukturen, die weltweit existieren, geführt wird.

Kollektiver Kampf für ein freies Leben

Die kurdische Freiheitsbewegung und ihre Philosophie bieten eine Hoffnung für die Welt: eine Gesellschaft, in der Frauen nicht nur als Individuen frei sind, sondern aktiv die gesellschaftliche Transformation gestalten. Ihr mutiger Widerstand, oft unter extremen Risiken und persönlichen Opfern, ist ein starkes Signal des Widerstands über ihre Region hinaus. Die Organisierung von Frauen und der Kampf für Geschlechtergerechtigkeit, inspiriert von Öcalans Philosophie, zeigt uns weltweit Wege auf, wie patriarchale Gewalt und kapitalistische Ausbeutung überwunden werden können. Es ist an der Zeit, dass wir uns als Frauen auf allen Ebenen organisieren, unsere Stimmen erheben und unser Recht auf ein freies Leben verteidigen. Es ist eine Verteidigung, die uns nicht nur als Individuen betrifft, sondern als Teil eines kollektiven Widerstands gegen die strukturelle Gewalt und Unterdrückung, die uns allen aufgezwungen wird.

Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen

Die TJK-E ruft zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zur Teilnahme an Aktivitäten in Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien, Schweiz, Norwegen, Dänemark und Schweden auf. In Deutschland sind folgende Demonstrationen angekündigt:

Samstag, 23. November

Düsseldorf: 13 Uhr, DGB-Haus, Friedrich-Ebert-Platz

Stuttgart: 14 Uhr, Puste Brunnen

Hamburg: 14 Uhr, Bahnhof Dammtor

Hannover: 16 Uhr, „Ni una menos“-Platz (Goseriedeplatz)

Frankfurt: 16 Uhr, Willy-Brand-Platz

Sonntag, 24. November

Berlin: 13 Uhr, Kottbusser Tor

Hannover: 16 Uhr, „Ni una menos“-Platz (Goseriedeplatz)

Bremen: 14 Uhr, Wallet Bitte e.V./ Dedesvorfer Platz

Montag, 25. November

Hannover: 18 Uhr, Mahnwache vor dem Amtsgericht

Celle: 17.30 Uhr, Gertrud-Schröter-Platz

Darmstadt: 17 Uhr, Wilhelminen-Platz

Mannheim: 18 Uhr, Paradeplatz

Saarbrücken: 15 Uhr, Am Landwehrplatz

Kiel: 16 Uhr, Asmus-Bremer-Platz

Hamburg: 17 Uhr, Alma-Wartenberg-Platz

Freiburg: 18 Uhr, „Ni una menos-Platz (Augustiner Platz)

München: 17 Uhr, Orleans-Platz

Stuttgart: 17 Uhr, Rotebühlplatz