Tote und Verletzte bei Drohnenangriffen in Nordsyrien

Andauernder Luftterror der Türkei: Bei neuerlichen Drohnenangriffen sind vier Teilnehmende der zivilen Friedenswache am Tişrîn-Damm getötet worden, 15 weitere Menschen wurden verletzt.

Double-Tap-Taktik

In der nordostsyrischen Autonomieregion sind mindestens vier Menschen bei Drohnenangriffen der Türkei getötet worden, fünfzehn weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Ziel der am Samstagnachmittag verübten Angriffe war nach Angaben der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) die Tişrîn-Talsperre südöstlich von Minbic. Die Autonomieverwaltung verurteilte die Attacken als „furchtbare Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Sie forderte die internationale Gemeinschaft auf, „ihr beschämendes Schweigen zu beenden und ernsthafte Maßnahmen gegen die Türkei zu ergreifen“. 

Perfider Doppelschlag

Bei den Opfern der Angriffe handelt es sich laut der DAANES um Teilnehmende der zivilen Friedenswache an der Staudammanlage am Euphrat, unter ihnen befinden sich vermutlich auch Ersthelfer:innen. Die Attacken erfolgten in kurzen Abständen auf dieselbe Stelle. Diese perfide Taktik ist auch als Double Tap bekannt – ein militärisches Vorgehen, bei dem das gleiche Ziel zweimal nacheinander angegriffen wird, um beim zweiten Schlag primär Rettungskräfte und Sanitäter:innen zu treffen. In Nord- und Ostsyrien kommt es häufig zu solchen geächteten Double Tabs.

Zwölf Tote und 74 Verletzte am Tişrîn in drei Tagen

Mit dem heutigen Angriff steigt die Zahl der seit Mittwoch bei Luft- und Drohnenschlägen auf die Mahnwache am Tişrîn-Damm getöteten Menschen auf zwölf an, die der Verletzten auf 74. Die Selbstverwaltung befürchtet noch mehr Tote, da der Zustand einiger Verwundeter kritisch sei und sie nicht in Krankenhäuser evakuiert werden könnten. Der Grund: die türkische Armee und deren islamistische Proxytruppe SNA greifen auch Ambulanzen gezielt an.

Mahnwache am Staudamm

Die Mahnwache am Tişrîn-Damm war vor zehn Tagen von den Volksräten ins Leben gerufen worden – auch aus Solidarität mit den Demokratischen Kräften Syriens (QSD), die den Damm gegen eine Einnahme durch die Türkei und ihre SNA verteidigen. Bereits am ersten Tag der friedlichen Initiative hatte es einen tödlichen Drohnenschlag auf einen Konvoi gegeben, auch in den darauffolgenden Tagen verübten die türkische Armee und ihre Söldner Angriffe auf Autokonvois und die Talsperre. Dabei waren ebenfalls mehrere Menschen getötet und verletzt worden.

Besatzungsoffensive seit 8. Dezember

Die türkisch-dschihadistische Besatzungsoffensive gegen die Talsperre startete schon am 8. Dezember 2024, dem Tag des Sturzes des syrischen Langzeitherrschers Baschar al-Assad. Ziel der Türkei und ihrer Verbündeten ist es, die QSD von der Westseite des Euphrat zu verdrängen, um das östlich davon gelegene Kobanê leichter angreifen zu können. Der Damm gilt mittlerweile als akut gefährdet, die Selbstverwaltung warnte bereits mehrfach vor einem Kollaps. Bisher stießen Appelle zur Ergreifung von Maßnahmen zum Schutz der Energieanlage und für ein Ende der türkischen Militärgewalt weitestgehend auf Ignoranz. Die YPJ-Sprecherin Ruksen Mihemed schrieb heute auf X: „Das Schweigen der UNO und internationaler Menschenrechtsorganisationen ermöglicht es der Türkei, Kriegsverbrechen zu begehen.“