Frauenmord in Göttingen ist kein Einzelfall

„Fast täglich werden in der BRD Frauen* ermordet, weil sie Frauen* sind und weltweit gibt es täglich unzählige Feminizide”, erklärt die junge FLTI* Gruppe FemRiseUp Celle in einer Stellungnahme zu den Frauenmorden in Göttingen.

„Die Menschen in Göttingen können aufatmen“, sagte ein Nachrichtensprecher, als die Botschaft bekannt gegeben wurde, dass der zweifache Frauenmörder und vorbestrafte Vergewaltiger von der Polizei gefasst wurde.

Der Täter hatte am Donnerstag den 26. September auf offener Straße zwei Frauen auf grausamste Art und Weise ermordet.

„Die schreckliche Bluttat von Göttingen“ lässt sich in den Schlagzeilen der Nachrichtenseiten lesen. In den Berichterstattungen fällt nicht einmal das Wort „Feminizid“. Das bedeutet Mord an einer Frau, WEIL sie eine Frau ist.

Was in Göttingen passiert ist, ist kein Einzelfall. Fast täglich werden in der BRD Frauen* ermordet, weil sie Frauen* sind und weltweit gibt es täglich unzählige Feminizide.

In Göttingen löste die brutale Tat große Betroffenheit und Wut aus. Bis auf die Verurteilung solcher Täter mangelt es jedoch zutiefst an langfristigen gesellschaftlichen Lösungen.

In Anbetracht dessen können wir als Frauen* nicht aufatmen. Denn auch wenn dieser Täter gefasst wurde, gibt es unzählige Männer, potentielle Vergewaltiger und Mörder, die auf den Straßen herumlaufen. Und nicht nur das … Gewalt fängt oft sehr viel früher an. Die meiste Gewalt gegen Frauen* wird in Liebesbeziehungen ausgeübt. Vieles davon bleibt unsichtbar.

Auch wenn manche dieser Täter gefasst werden, bleibt fraglich, ob einzelne Freiheitsstrafen ausreichend sind. Vielmehr braucht es grundlegende Aufarbeitung solcher Taten, sowie ein Umdenken in unserer Gesellschaft, dahingehend gewaltvolle und unterdrückerische Verhältnisse grundsätzlich zu verändern und zu überwinden.

Wir müssen Feminizide und jegliche Form von psychischer und physischer Gewalt an Frauen* als Ausdruck unserer gesellschaftlichen Verhältnisse erkennen.

Was hinter solch grausamen Taten steht, ist das unterdrückerische System des Patriarchats, in dem wir aufwachsen und leben. Dieses System erhalten wir alle weiterhin aufrecht, solange wir nicht damit beginnen, ein gemeinsames Umdenken zu entwickeln, solange wir uns nicht gegen jegliche Form von Gewalt und Unterdrückung zur Wehr setzen, solange wir nicht für eine herrschaftsfreie Gesellschaft einstehen und kämpfen.

Ob sexistische Werbung oder der zunehmende Rechtsruck und faschistische Ideologien von Parteien, wie z.B. der AFD – dies und vieles mehr führt in unserer Gesellschaft dazu, dass abwertende Frauen*bilder erhalten, neu geschaffen und bestärkt werden. Dies steht einem Umdenken und notwendiger gesellschaftlicher Veränderung absolut entgegen. Diese Bilder werten uns Frauen* ab und wollen uns in Rollenbilder drängen bzw. uns in bestehenden festhalten, die nicht wir für uns wählen – sondern die ein männlich geprägtes System für uns vorsieht.

Gegen diese Rollenbilder werden wir am 25. November – am Tag gegen Gewalt gegen Frauen* weltweit auf die Straßen gehen.