Florenz verleiht Ehrenbürgerschaft an Pakhshan Azizi

Der in Iran zum Tode verurteilten kurdischen Sozialarbeiterin Pakhshan Azizi wurde die Ehrenbürgerschaft der italienischen Stadt Florenz verliehen – als Ausdruck der Solidarität mit all jenen, die für ihre Überzeugungen verfolgt werden.

In Iran zum Tode verurteilte Kurdin

Der Stadtrat von Florenz hat einstimmig beschlossen, der kurdischen Menschenrechtsaktivistin und humanitären Helferin Pakhshan Azizi die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Azizi, die sich seit Jahren für Frauenrechte, soziale Gerechtigkeit und die Belange marginalisierter Gemeinschaften einsetzt, sitzt seit zwei Jahren in iranischer Haft und ist zum Tode verurteilt worden.

Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft wurde am Montag mit bewegenden Worten der Bürgermeisterin Sara Funaro begleitet: „Florenz war die erste Stadt der Welt, die die Todesstrafe abgeschafft hat. Heute bekräftigen wir erneut, dass Freiheit, Menschenwürde und Gerechtigkeit keine Grenzen kennen.“ Sie betonte, dass die Entscheidung, Pakhshan Azizi zu ehren, über ein symbolisches Zeichen hinausgehe – sie sei ein konkreter Ausdruck der Solidarität mit all jenen, die für ihre Überzeugungen verfolgt werden.

In einer eindrucksvollen Botschaft aus der Haft im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis dankte Pakhshan Azizi der Stadt Florenz und dem Gemeinderat: „Ich schreibe aus einem Ort, an dem Leben und Tod sich berühren. Diese Ehrenbürgerschaft ist mehr als ein Titel – sie ist Hoffnung, die Grenzen überwindet.“ Azizi unterstrich, dass ihr Geist und ihre Überzeugung nicht gefangen genommen werden können: „Vielleicht ist mein Körper inhaftiert, aber meine Seele bleibt frei.“

Gruppenbild nach der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Pakhsan Azizi © Comune di Firenze

Auch Lorenzo Masi, Fraktionsvorsitzender der Fünf-Sterne-Bewegung im Stadtrat, fand deutliche Worte: „Pakhshan ist keine Kriminelle. Sie ist eine Verteidigerin der Menschenrechte, die ihr Leben dem Schutz der Schwächsten gewidmet hat – vertriebene Frauen, kriegstraumatisierte Kinder, stimmlos Gemachte. Dass sie in einem Unrechtsstaat dafür zur Todesstrafe verurteilt wird, ist nicht hinnehmbar.“

Masi appellierte an die internationale Gemeinschaft, besonders an die EU und die Vereinten Nationen, diplomatischen Druck auf die Führung des Iran auszuüben. Er rief dazu auf, den Protest laut und sichtbar zu machen: „Solange ihre Stimme zum Schweigen gebracht wird, werden wir umso lauter sprechen. Denn wer die Freiheit eines Menschen verteidigt, verteidigt die Freiheit aller.“

Auch Pakhshan Azizis Bruder, Asso Azizi, war im Florenzer Plenarsaal anwesend. Er nahm die Ehrenbürgerschaft stellvertretend an. Azizi dankte dem Stadtrat und Bürgermeisterin Funaro für ihren Einsatz und erinnerte daran, dass nicht nur seine Schwester, sondern auch weitere politische Gefangene wie etwa Varisheh Moradi und Sharifeh Mohammadi in Iran unter der Todesstrafe stehen.

Mit der Ehrenbürgerschaft für Pakhshan Azizi reiht sich Florenz in eine wachsende internationale Bewegung ein, die sich für ihre Freilassung einsetzt und ein Zeichen gegen politische Repression und die Todesstrafe setzt – im Geiste jener Werte, für die die Stadt seit jeher steht: Gerechtigkeit, Freiheit und Widerstand gegen Unterdrückung.

Der Fall Pakhshan Azizi

Pakhshan Azizi wurde im August 2023 gemeinsam mit ihrem Vater, ihrer Schwester und deren Ehemann in Teheran festgenommen. Die Verhaftung erfolgte durch rund 20 bewaffnete Sicherheitskräfte, die das Fahrzeug der Familie stoppten, durchsuchten und die Insassen in die berüchtigte Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses brachten, das unter Kontrolle des Geheimdienstministeriums steht.

Azizi trat aus Protest gegen die Inhaftierung ihrer Familie in den Hungerstreik, den sie erst beendete, als ihre Angehörigen nach zwei Wochen Isolationshaft gegen Kaution entlassen wurden. Sie selbst blieb jedoch fast vier Monate in Einzelhaft, bevor sie im Dezember desselben Jahres in den regulären Frauenflügel von Evin verlegt wurde. Hier wurde sie laut Menschenrechtsorganisationen wiederholt gefoltert und anderweitig misshandelt, um ein falsches „Geständnis“ zu erzwingen.

Vergangenen Juli wurde Pakhshan Azizi schließlich von einem Revolutionsgericht wegen „bewaffnetem Aufstand gegen das System“ und vermeintlichen Verbindungen zu kurdischen Oppositionsgruppen zum Tode sowie zu vier Jahren Haft verurteilt. Die Entscheidung wurde mittlerweile zum zweiten Mal bestätigt. Ihre Angehörigen wurden jeweils zu einem Jahr Gefängnis verurteilt – wegen „Beihilfe zur Flucht“ – ein Urteil, das im Berufungsverfahren bestätigt wurde.

UN: Keine Verbindung zu bewaffneten Gruppen

Einer UN-Expertengruppe zufolge steht die Entscheidung gegen Azizi ausschließlich im Zusammenhang mit ihrem Wirken als Sozialarbeiterin. Die Kurdin aus Mahabad hatte zwischen 2014 und 2022 für humanitäre Hilfsorganisationen gearbeitet, die in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sowie in der Kurdistan-Region des Irak ansässig sind. Ihr Fokus lag auf der sozialen Betreuung von ezidischen Frauen und Kindern in Vertriebenenlagern, die infolge des Genozids der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) im August 2024 in Şengal aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Zuvor arbeitete Azizi auch als Journalistin.