Finale Mobilisierung zur Demonstration in Paris

Die Mobilisierung für die morgige Großdemonstration gegen die Anschläge vom 9. Januar 2013 und 23. Dezember 2022 in Paris geht in die finale Phase. Aktivistinnen der TJK-E kleben Sticker und informieren auf der Straße über den Hintergrund.

In der französischen Hauptstadt Paris geht die Mobilisierung für die Großdemonstration am morgigen Samstag in die finale Phase. Aktivistinnen der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) verteilen Sticker in den Straßen der Demonstrationsroute und informieren Interessierte über den Hintergrund – den zehnten Jahrestag der Morde an den kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez, die am 9. Januar 2013 im Auftrag des türkischen Staates in Paris erschossen wurden. In persönlichen Gesprächen mit Passierenden laden die Aktivistinnen zur Teilnahme ein.


Der Versammlungsbeginn für die Demonstration „Staatsgeheimnis aufheben, zehn Jahre Straffreiheit beenden!“ ist um 10 Uhr am Bahnhof Paris-Nord (Gare du Nord) im 10. Arrondissement. Ganz in der Nähe liegt auch der damalige Tatort – das kurdische Informationszentrum in der Rue la Fayette Nummer 147. Das Motto der Veranstaltung leitet sich von der Forderung der kurdischen Gesellschaft an die Justiz und Regierung Frankreichs ab, alle unter Verschluss gehalten Dokumente freizugeben und so eine juristische Aufarbeitung des vom türkischen Geheimdienst verübten Dreifachmordes zu ermöglichen. Das Verfahren war 2016 nach dem mysteriösen Tod des Auftragsmörders Ömer Güney in französischer Haft kurz vor Prozessbeginn eingestellt worden. Eine auf Betreiben der Angehörigen angestrengte Wiederaufnahme der Ermittlungen wird allerdings auf politischen Druck blockiert, die den französischen Behörden vorliegenden Informationen zu dem Verbrechen gelten als Staatsgeheimnis.

Das Ziel der Demonstration ist der Platz der Republik (Place de la République), dort wird auch eine Abschlusskundgebung stattfinden. Der Protest richtet sich gleichermaßen gegen den Anschlag vom 23. Dezember 2022, bei dem KCK-Exekutivratsmitglied Evîn Goyî (Emine Kara), der kurdische Musiker Mîr Perwer (Mehmet Şirin Aydın) und der langjährige Aktivist Abdurrahman Kızıl ermordet wurden – ebenfalls in Paris. Der Täter William Mallet befindet sich wegen mehrfachem Mord und Mordversuch seit Anfang letzter Woche in Untersuchungshaft, die französische Justiz ermittelt in Richtung Rechtsextremismus. Die kurdische Community dagegen sieht in dem Anschlag einen geplanten Terrorakt und eine Fortsetzung des Massakers vom 9. Januar 2013.