Ermordete Ezidin nach Şengal verabschiedet

Die in Midyad von einem Mann ermordete Genozid-Überlebende und Ezidin Baran Hasan Rasho ist in ihre Heimat Şengal verabschiedet worden.

Der Leichnam der ermordeten Baran Hasan Rasho ist am Freitag aus Mêrdîn (tr. Mardin) in ihre Heimat Şengal verabschiedet worden. Dort wird die Ezidin am Wochenende gemäß der ezidischen Tradition beerdigt. Rasho war am Samstag in Midyad von einem 25-jährigen Mann mit einem Gewehr erschossen worden. Als Überlebende des IS-Genozids in Şengal 2014 war sie mit ihrer Familie nach Nordkurdistan geflüchtet. Der Täter wurde kurz nach dem Mord auf der Flucht gefasst und verhaftet. Laut dem Autopsiebericht wurde Baran Hasan Rasho von vier Kugeln getroffen.

Vater der Getöteten erstattet Anzeige

Vor der Überführung wurde die Verstorbene vom staatlichen Krankenhaus in Midyad, wo der Leichnam von Baran Hasan Rasho aufbewahrt wurde, in Empfang genommen. Unter den Trauergästen befanden sich unter anderem die HDP-Abgeordnete Feleknas Uca, die selbst Ezidin ist, Mitglieder des HDP-Frauenrats Mêrdîn sowie Aktivistinnen der Frauenbewegung TJA. Eine ezidische Delegation hatte zwischenzeitlich den aus Europa angereisten Vater der Verstorbenen, Hasan Rasho Ali, am Flughafen abgeholt und zunächst zur Generalstaatsanwaltschaft Mardin gebracht. Dort erstattete Ali Anzeige gegen den Täter Serkan Ö., der in Untersuchungshaft sitzt, und wurde anschließend vor das Krankenhaus gebracht.

Wut und Trauer vor dem Krankenhaus Midyad

Emotional aufwühlende Momente

Mit gebrochener Stimme und mit den Tränen kämpfend sprach Hasan Rasho Ali einige Worte: „Wir mussten Şengal verlassen, um der Unterdrückung des IS zu entkommen. Doch dieselbe Mentalität, die uns aus unserer eigenen Heimat vertrieben hat, hat mir nun meine Tochter genommen.“ Dann musste er seine Rede abbrechen.

Die türkische Polizei provoziert bei der Verabschiedung von Baran Hasan Rasho

Als die Ko-Vorsitzende des HDP-Provinzverbands, Perihan Ağaoğlu, eine Erklärung abgeben wollte, kam es zu einer polizeilichen Provokation. Die Sicherheitskräfte unterbanden die Ansprache der Politikerin, die anwesenden Aktivistinnen skandierten die Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit). Feleknas Uca verurteilte den Femizid an Baran Hasan Rasho. Mit unendlicher Trauer habe sie die Nachricht von dem brutalen Mord an der Genozid-Überlebenden erfüllt, sagte Uca.

Baran Hasan Rashos Mutter Rasho Murê und die restlichen Familienmitglieder sind aus Europa direkt in den Irak gereist und befinden sich bereits in Şengal. Dort werden sie den Sarg der Getöteten im Laufe des Tages in Empfang nehmen.