Vom 22. auf den 23. Juli fand in der Stadt Qamişlo in Rojava/Nordsyrien ein Frauenforum statt, bei dem es um die Frauenrevolution in Rojava ging, die genau vor zehn Jahren in Kobanê begann. Bei diesem Forum sprach am ersten Tag auch Jiyan Tolhildan, eine Kommandantin der YPJ (Yekîneyên Parastina Jin – Frauenverteidigungseinheiten), über die Bedeutung von Selbstverteidigung. Jiyan Tolhildan war in ihrer Funktion als YPJ-Vertreterin Mitglied des Militärrats der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und Kommandantin der Antiterroreinheiten YAT. Am Abend, als sie die Veranstaltung verließ, zielte eine türkische Drohne auf ihr Auto. Gemeinsam mit der YPJ-Kommandantin Roj Xabûr und und der YAT-Kämpferin Barîn Botan wurde sie getötet.
Jiyan Tolhildan (Selwa Yusuf), Mitbegründerin der YPJ, seit 2013 im Kampf gegen Islamisten
Cenî, das Kurdische Frauenbüro für Frieden e.V., macht immer wieder auf die Zusammenhänge zwischen Krieg und Patriarchat aufmerksam. Und es wird in diesem Fall wieder einmal deutlich, „dass es sich bei dem Krieg der Türkei in Kurdistan um einen explizit patriarchalen Krieg handelt, der die Errungenschaften der Frauenrevolution angreifen und den starken Willen der Frauen Kurdistans brechen will“, erklärt Cenî zu dem Angriff.
Roj Xabûr (Ciwana Heso), YPJ-Kommandantin, die an vorderster Front gegen den IS kämpfte
Weiter heißt es in der am Montag veröffentlichten Erklärung: „Während die Türkei täglich Zivilist:innen und zivile Infrastruktur angreift, sind Frauen und ihre autonomen Strukturen auch immer wieder Ziel der türkischen Angriffe. Denn das, wofür die kurdische Frauenbewegung in Kurdistan kämpft, steht im Widerspruch zu all dem, wofür der türkische Staat steht. Auf der einen Seite wird in Rojava für Emanzipation, Autonomie und Freiheit gekämpft. Und auf der anderen Seite steht die Türkei, die Frauen und queere Menschen täglich bedroht, kriminalisiert und tötet und jeglichen Versuch, sich zu organisieren und Widerstand zu leisten, zunichte machen will.
Barîn Botan (Ruha Beşar), 19-jährige Antiterrorkämpferin der YPJ/YAT
Lasst uns nicht stillschweigend zusehen, wie die Türkei – mit freundlicher Unterstützung und Deckung durch ihre Freunde in der NATO – die Bevölkerung Kurdistans terrorisiert und ihren femizidalen Krieg weiterhin ohne Konsequenzen durchführt. Wir appellieren als Cenî an alle Aktivist:innen, Journalist:innen und Personen der Öffentlichkeit: Bezieht aktiv Stellung zu diesen Angriffen! Positioniert euch zur Rolle Deutschlands und der NATO! Werdet aktiv und organisiert euch! Vor allem jetzt, da die Türkei erneut eine Invasion plant, ist Solidarität und Protest in jeglicher Form gefragt. Verteidigen wir Rojava, verteidigen wir die Frauenrevolution!“