Die Kampagne „Women Defend Rojava“ hat den tödlichen Drohnenangriff der Türkei auf die Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) in Nordostsyrien verurteilt und als Angriff auf alle Frauen bezeichnet. „Schließen wir uns zusammen, um die Frauenrevolution zu verteidigen“, appelliert die Kampagne in einer Mitteilung.
Am Freitag hatte eine türkische Killerdrohne im Kanton Qamişlo gezielt ein Fahrzeug der YPJ angegriffen. In dem Wagen saßen die Kommandantinnen Jiyan Tolhildan und Roj Xabûr sowie die Kämpferin Barîn Botan, keine der Frauen überlebte den Anschlag. Sie hatten sich gerade auf ihrem Rückweg von dem Forum zur Frauenrevolution anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Frauenrevolution in Rojava befunden, als ihr Fahrzeug bombardiert wurde.
Jiyan Tolhildan war nur kurz vor ihrem Tod eine der Referentinnen auf dem Forum und sprach dort über die Bedeutung der Selbstverteidigung von Frauen und der Rolle der YPJ in den zehn Jahren der Revolution: „Wir glauben, dass wir das Projekt der demokratischen Nation in der Region verwirklichen werden. Zuallererst sollten alle Frauen die Grundsätze der Selbstverteidigung anstreben. Dieses Bewusstsein muss in der Gesellschaft verankert werden.“
Das Wrack des bombardierten Wagens der YPJ
„Wieder einmal zeigt der türkische Staat sein mörderisches und frauenfeindliches Gesicht“, erklärt Women Defend Rojava. Weiter heißt es: „Dieser Angriff ist nicht nur ein Angriff auf die Frauenrevolution in Rojava sondern ein Angriff auf uns alle, die Widerstand leisten, sich gegen patriarchale Gewalt erheben und für ein befreites Leben kämpfen. Es waren und sind die Frauenverteidigungseinheiten der YPJ, die Kobanê und viele weitere Städte wie Raqqa vom IS befreiten und den Frauen damit ermöglichten, eigene Institutionen aufzubauen, die ihre Stimme und ihre Perspektiven vertreten. Es sind die YPJ, die bis heute die Errungenschaften der Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien gegen jegliche Angriffe des faschistischen türkischen Staates und seiner Milizen verteidigen.
In einer Zeit, in der die Angriffe seitens des türkischen Staates immer weiter zunehmen und darin Vernichtungspolitik gegen Frauen als systematisches Kriegsmittel eingesetzt wird, wird Selbstverteidigung und die Verteidigung der Revolution in Rojava sowie ihren Errungenschaften umso wichtiger und deutlicher. Mit ihrem Kampf für ein freies Leben und für Frauenbefreiung inspirierten die YPJ viele feministische Bewegungen weltweit und sind zu einem Symbol des Widerstandes geworden. So schlossen sich auch zahlreiche Internationalistinnen den Frauenverteidigungseinheiten im Kampf gegen patriarchale Unterdrückung und für ein freies Leben an. Als Teil der Frauenrevolution nehmen die YPJ eine wichtige Rolle ein, Alternativen zum heutigen patriarchalen-kapitalistischen Weltsystem aufzubauen und diese zu verteidigen.
In den letzten zehn Jahren haben sie sich an dem Aufbau autonomer Frauenstrukturen beteiligt und als Teil der Revolution in Rojava eine gesellschaftliche Alternative aufgebaut – ein basisdemokratisches, feministisches und ökologisches Selbstverwaltungsprojekt – in dem sich die vielen verschiedenen Menschen vor Ort zusammen organisieren. Die Vielfalt und die Kraft, die die Frauenrevolution seitdem entwickelt hat, wurde auch auf dem Forum sichtbar, von dem die drei Frauen auf ihrem Rückweg waren. Auf dem Forum wurde deutlich, was von den Frauen seit 2012 aufgebaut wurde und das Selbstverteidigung vor allem auch bedeutet sich zu organisieren, um sich gemeinsam gegen die patriarchalen Angriffe zu wehren und für eine Alternative zu kämpfen.
Und dies tun wir zusammen, indem wir unsere lokalen Kämpfe und Selbstorganisierung mit einer globalen Perspektive verknüpfen. Die Gewalt, die unsere Freundinnen in Rojava und in Kurdistan durch die Angriffe des türkischen Staates und seiner Verbündeten erfahren, werden wir nicht stillschweigend hinnehmen. Überall auf der Welt setzen wir mit unserem Widerstand ein Zeichen. Mit jedem Mord wächst die Klarheit, dass ein Angriff auf eine, ein Angriff auf uns alle ist; wird die Entschlossenheit stärker, uns gegenseitig zu verteidigen; werden unsere Stimmen des Widerstandes lauter.“