„Den Kampf unserer großen Kommandantin Jiyan Tolhildan fortführen“

In Nordsyrien haben sich Frauenorganisationen auf einem zweitägigen Forum über die Frauenrevolution ausgetauscht. Am ersten Abend hat die Türkei drei Teilnehmerinnen mit einer Drohne ermordet. Ihr Kampf geht trotzdem weiter.

Vom 22. bis 23. Juli hat in Qamişlo ein Forum zu der seit zehn Jahren andauernden Frauenrevolution im Autonomiegebiet Nord- und Ostsyrien stattgefunden. Das von Frauenorganisationen veranstaltete Forum befasste sich mit der Revolution von Rojava und der Rolle von Frauen bei Veränderungsprozessen in der Gesellschaft. Organisiert wurde die Veranstaltung von Kongra Star, dem Rat der Frauen Syriens, der Jineolojî-Akademie, der Frauenunion Zenobiya, dem Rat der Suryoye-Frauen, dem Frauenrat von Nord- und Ostsyrien sowie den Frauenverteidigungseinheiten YPJ.

Eine der Referentinnen am ersten Tag des Forums war die YPJ-Kommandantin Jiyan Tolhildan. Sie erinnerte an die Gefallenen der Revolution von Rojava, die ihr Leben im Kampf gegen patriarchalische Unterdrückung eingesetzt haben und sagte: „Wir glauben, dass wir das Projekt der demokratischen Nation in der Region verwirklichen werden. Zuallererst sollten alle Frauen die Grundsätze der Selbstverteidigung anstreben. Dieses Bewusstsein muss in der Gesellschaft verankert werden.“

Als Jiyan Tolhildan das Forum am Abend verließ, wurde ihr Auto gezielt von einer türkischen Killerdrohne angegriffen. Zusammen mit der langjährigen Kommandantin kamen Roj Xabûr und Barîn Botan in dem Auto ums Leben. Die Frauen waren Mitglieder der Antiterroreinheiten YAT (Yekîneyên Antî Terorê), die gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) kämpfen. Jiyan Tolhildan war auch international als mutige Kämpferin bekannt, im ORF und im Format Real Stories sind Reportagen über ihr Leben und ihren Kampf veröffentlicht worden.

Barîn Botan, Roj Xabûr, Jiyan Tolhildan

Das Forum in der Universität Rojava in Qamişlo ist am Samstag trotzdem fortgesetzt worden. Die PYD-Vorsitzende Asya Abdullah trat mit Bildern der gefallenen Kämpferinnen auf die Bühne und sagte: „Diese drei Revolutionärinnen, Kämpferinnen und Kommandantinnen, sind gefallen. Sie haben an vorderster Front Widerstand gegen den IS geleistet. Wir geben unseren drei Weggefährtinnen unser Wort, dass wir ihren Kampf fortsetzen und ohne Zögern die Fahne des Frauenwiderstands gegen alle Angriffe erheben werden. Im Namen des Forums zur Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien spreche ich den Familien unserer gefallenen Freundinnen unser Mitgefühl aus. Als Teilnehmende des Forums werden wir den Spuren der Gefallenen folgen und den Kampf unserer großen Kommandantin Jiyan Tolhildan fortführen.“

Frauenforum: „Die Errungenschaften der Revolution verteidigen und weiterentwickeln“

Nach dem Gedenken ging das Forum wie geplant weiter. Inhaltlich ging es um die Auswirkungen des Kriegs auf Frauen und Gesellschaft, die Einflüsse der Philosophie Abdullah Öcalans auf die Frauenrevolution und den gemeinsamen Kampf von Frauen. Zum Ende wurde beschlossen, den gemeinsamen Kampf von Frauen noch besser zu organisieren und die Mechanismen zur Selbstverteidigung auszubauen. An dem Forum nahmen ca. 200 Frauen aus Syrien teil, aus dem Nahen Osten und weiteren Ländern wurden Frauen über Zoom zugeschaltet.