In vielen Städten in Nordkurdistan haben Frauen am Samstag auf der Straße ihre Solidarität mit dem „Jin Jiyan Azadî“-Aufstand in Ostkurdistan und Iran zum Ausdruck gebracht. In Amed (tr. Diyarbakir) wurde eine Erklärung auf dem Dağkapı-Platz abgegeben. Zu der Aktion hatten die Frauenplattform Dicle-Amed (DAKP) und das Netzwerk gegen Gewalt aufgerufen. An der Kundgebung nahmen auch die YSP-Abgeordnete Halide Türkoğlu und die HDP-Provinzverbandsvorsitzende Gülistan Atasoy teil.
Die Aktivistinnen zogen in einer langen Reihe auf den Platz, auf Schildern wurde mit einzelnen Buchstaben der Slogan „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) gebildet. Angeführt wurde der Zug von einem Bild von Jina Mahsa Amini, deren gewaltsamer Tod vor einem Jahr die Aufstände in Rojhilat (Ostkurdistan/Westiran) und Iran ausgelöst hatte. Die Aktivistinnen riefen „Tausend Grüße an die kämpfenden Frauen in Rojhilat“ und „Unser Aufstand heißt Jina Amini“.
Zum Auftakt der Kundgebung wurde eine Schweigeminute abgehalten. Im Anschluss wurde auf Kurdisch eine Erklärung verlesen, in der die Kämpfe von Frauen in den verschiedenen Teilen Kurdistans benannt wurden. „Frauen werden seit langer Zeit zu einem unmenschlichen Leben gezwungen und ermordet. Dahinter steht das System männlicher Herrschaft. Heute gehen Frauen in vielen Ländern der Welt auf die Straßen und rebellieren mit dem Slogan Jin-Jiyan-Azadî“, hieß es in der Erklärung.
Halide Türkoğlu, Parlamentsabgeordnete der Grünen Linkspartei (YSP), sagte in einer Rede, dass „Jin Jiyan Azadî“ nicht nur eine Parole ist, sondern vielmehr eine Lebensphilosophie bezeichnet: „Es bedeutet, dass Frauen das Leben verteidigen. Wir kämpfen für ein gleiches und freies Leben, für ein würdevolles Leben.“ Nach den Reden wurde ein fünfminütiger Sit-In abgehalten, der mit den Parolen „Die Staaten sind verschieden, die Mörder sind dieselben“ und „Jin Jiyan Azadî“ endete.