Viele „Jin, Jiyan, Azadî“-Demonstrationen in Deutschland

In Deutschland sind am Sonnabend zahlreiche Menschen anlässlich des Jahrestags des staatlichen Femizids an Jina Mahsa Amini und des Beginns der Aufstände in Ostkurdistan und Iran auf die Straße gegangen.

In Deutschland sind am Sonnabend zahlreiche Menschen anlässlich des Jahrestags des staatlichen Femizids an Jina Mahsa Amini und des Beginns der Aufstände in Ostkurdistan und Iran auf die Straße gegangen. In Hamburg kamen viele Demonstrierende an der Sternschanze in Altona zusammen, um mit viel Musik, verschiedenen Redebeiträgen und Sprechchören Solidarität mit den für Freiheit kämpfenden Menschen auszudrücken. Dabei wurde immer wieder die zentrale Bedeutung der Frau und des Kampfes gegen das Patriarchat in dem revolutionären Kampf betont. Es wurde zu mehr Solidarität und Unterstützung der Revolution aufgerufen.

In mehreren Redebeiträgen wurde die Instrumentalisierung des Leitspruchs „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) durch die deutsche Regierung scharf kritisiert und auf die Verstrickungen Deutschlands mit dem iranischen Regime hingewiesen. Das Ergebnis der Kooperationen mit der Türkei und dem Iran seien auch Repressionen im eigenen Land, sagte Cansu Özdemir, Ko-Vorsitzende der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft.


Eine afghanische Rednerin bekräftigte die Verbundenheit der Frauen in Afghanistan mit den Kämpfen in Ostkurdistan und Iran und sprach solidarische Grüße aus. Die Vertreterin der Basisfrauen sprach über die Gefahr durch den weltweiten Aufbau faschistischer Regime und durch die Normalisierung rechter Ideologie. Sie kritisierte auch, wie wenig Hamburger:innen die Demonstration durch ihre Anwesenheit unterstützten und sprach über die fehlende langfristige Solidarität mit den für Freiheit kämpfenden Menschen.

Die Koordination der Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (Komelgeha Jinên Azadiya Rojhilat, KJAR) wies in ihrem Redebeitrag darauf hin, dass die „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution das Jahrhundert bestimme und Frauen weltweit sich dadurch näherkommen und sich gemeinsam gegen das Patriarchat verteidigen. Die Wurzeln dieses Kampfes würden in der kurdischen Freiheitsbewegung und in den Kämpfen der Frauen in Kurdistan liegen. Die KJAR-Vertreterin appellierte an eine weltweite Organisierung – insbesondere der Frauen und der Jugend – gegen Patriarchat und Faschismus und für die Freiheit.                        

Es wurde Jina Mahsa Amini und allen vom Regime ermordeten Menschen mit großer Anerkennung und Liebe gedacht.

Kundgebung in Kiel

In Kiel fand eine Kundgebung auf dem Europa-Platz statt, zu der unter anderem Komeleya Jiyana Jin und Defend Kurdistan mobilisiert hatten.


Dortmund: „Mit Jin-Jiyan-Azadî zur Frauenrevolution“

Auch in anderen deutschen Städten, zum Beispiel in Dortmund, erinnerten Menschen an Jina Mahsa Amini. Die 22-jährige Kurdin aus Seqiz war im September 2022 in Teheran nach einer Festnahme durch die sogenannten Sittenwächter im Polizeigewahrsam zu Tode misshandelt worden. Ihr Tod löste die heftigsten Proteste in der Islamischen Republik seit ihrem Bestehen aus. Das autokratische Mullah-Regime war den Demonstrationen mit brutaler Härte begegnet. Weit mehr als 500 Menschen wurden bei den Protesten getötet, tausende verletzt und zehntausende festgenommen.


Ayten Kaplan, Sprecherin der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E), rief die Kurdinnen auf, sich im Rahmen der Kampagne „Mit Jin-Jiyan-Azadî zur Frauenrevolution“ an der Organisierung einer globalen Frauenrevolution zu beteiligen.

München: Ende der patriarchalen Gewalt gefordert

In München wurde ebenfalls an Jina Mahsa Amini erinnert. Hunderte Menschen forderten ein Ende der Unterdrückung von Frauen durch das iranische Mullah-Regime. Thematisiert wurde auch die patriarchale Gewalt des türkischen Staates gegen Frauen.


Weitere Demonstrationen, an denen sich die TJK-E, KJAR und andere kurdische Frauenstrukturen beteiligten, gab es in Münster, Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Saarbrücken, Hannover und Freiburg.