72 Stunden Freiheit: Karawane-Frauenfestival beendet

In Hamburg ist nach drei Tagen das Frauenfestival der Karawane zu Ende gegangen. „Wir müssen das Gefühl kennenlernen, uns zu wehren. Wir kämpfen, damit die Angst uns nicht beherrscht“, hieß es auf dem Abschlussplenum.

„Gemeinsam gegen Isolation! Für ein solidarisches Leben in Freiheit und Selbstbestimmung“ – Unter diesem Motto fand in Hamburg die dritte Konferenz der Karawane-Flüchtlingsfrauen statt. Nachdem gestern Abend der Film „Abschieben ist wie Sterben“ gezeigt und eine sehr bunte Tanzparty mit Livemusik der Rapperin Asmara aus St. Pauli und einer D-Jane gefeiert wurde, fand am Vormittag die Abschlussveranstaltung auf dem Hein-Köllisch-Platz statt.

Eylem, einer der Sprecherinnen der Karawane fasste die Ergebnisse der Konferenz zusammen: „Die Frauen in den Lagern dürfen diese nur für 72 Stunden verlassen. Ihre Freiheit ist nur auf 72 Stunden begrenzt. In einem Land, das sich demokratisch nennt, ist das eine sehr grobe Menschenrechtsverletzung. Für einige, für die die Gefahr der Abschiebung sehr real ist, sind es vielleicht noch nicht einmal 72 Stunden. Unsere Antwort ist: Zusammenkommen und uns organisieren.

Gegen uns alle wird Gewalt angewandt, das ist überall bekannt, was aber nicht gezeigt werden soll, sind die Kämpferinnen. Darum haben wir hier überall ihre Bilder und Geschichten aufgehängt. Sie sind unsere Vorbilder. Ja, es kann sein, dass einige Schwestern auch abgeschoben werden. Aber wir müssen das Gefühl kennenlernen, uns zu wehren. Wir kämpfen dagegen an, damit die Angst uns nicht beherrscht. Der Kampf um unsere Selbstbestimmung ist unsere Antwort.

Auch diejenigen, die schon Papiere haben: Vergesst nicht den Rassismus, der Kampf ist nicht beendet, wenn wir Papiere haben. Der Kampf muss auch dann weitergehen, gegen die koloniale Ungerechtigkeit“, appellierte sie an die Teilnehmerinnen.

Gülay forderte alle Frauen auf, eine „Blackbox“ zu nehmen: Schwarze Kartons, die mit Parolen und Forderungen versehen sind. „Sie stellen die Geschichte unserer Unterdrückung dar und unseren Widerstand“, erklärte sie. Mit einem Garnknäul, das von einer zur anderen geworfen wurde, entstand so ein Netzwerk von Frauen und Forderungen wie Bleiberecht, Recht auf Glück, Recht auf medizinische Versorgung, Abschaffung der Residenzpflicht.

Dieses Netzwerk trägt unseren Kampf, hieß es am Schluss. Gemeinsam wurden noch Lieder gesungen und Parolen gerufen: „Jin, Jiyan, Azadî, Hurriyet“.

Viele verabschiedeten sich innig voneinander mit dem Versprechen, in Kontakt zu bleiben. Adressen und Telefonnummern wurden ausgetauscht. Gemeinsam und in Windeseile wurden die Zelte, Transparente und Ausstellungen abgebaut.

„Wir haben in den letzten Tagen viel Schwesterlichkeit erlebt und auch nach außen sichtbar gemacht. Viele Geschichten waren hart anzuhören, aber wir haben auch wundervoll zusammen getanzt", erklärte eine der Mitorganisatorinnen von der Karawane. „Diejenigen, die es hierher geschafft haben, sind sowieso die stärksten Löwinnen, sehr starke Persönlichkeiten. Ihre gegenseitige Solidarität trägt sie.“

„Die letzten beiden Tage war hier eine so schöne Stimmung auf dem Platz, das ist unbeschreiblich“, so eine Anwohnerin des Hein-Köllisch-Platzes. Langsam verschwinden die schönen Frauen, ihre Bilder, ihre Musik, die tobenden Kinder und der Platz kehrt zu seinem Alltag zurück.