Zahl der Toten steigt auf über 17.000

Nach den Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten auf mehr als 17.000 gestiegen. Allein in der Türkei gibt es inzwischen über 14.300 Tote. Das Parlament in Ankara hat indes den erdbebenbedingten Ausnahmezustand bestätigt.

Nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten auf mehr als 17.000 gestiegen. Es gebe inzwischen 14.351 Tote allein in der Türkei, teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mit. Mehr als 63.000 Menschen seien verletzt worden. Aus Syrien wurden zuletzt mindestens 3.200 Tote und 5.600 Verletzte gemeldet.

Unter den Trümmern der zu tausenden eingestürzten Gebäude in beiden Ländern sind vermutlich noch Zehntausende Opfer zu befürchten. Alleine in der Millionenstadt Dîlok (tr. Antep) sind offiziellen Angaben zufolge 944 von insgesamt mehr als 6.400 Gebäuden zerstört worden. In Hatay, Gurgum (Maraş), Semsûr (Adıyaman) und Meletî (Malatya) gibt es zahlreiche Bezirke, Dörfer und Siedlungen, die noch nicht erreicht wurden. Viele Betroffene klagen weiterhin über fehlende oder nur schleppende Hilfe bei der Bergung von Verschütteten und der Versorgung der Überlebenden. 

Das Dorf Zeynep Uşağı in Markaz (Pazarcık), einem Epizentrum des Bebens, ist nahezu vollständig zerstört. Mehr als drei Tage nach dem Beben ist dort noch keinerlei staatliche Hilfe eingetroffen.


Das Beben mit einer Stärke von 7,7 bis 7,8 hatte am frühen Montagmorgen das Grenzgebiet erschüttert und enorme Zerstörung angerichtet. Am Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region. Bisher gab es laut Afad mehr als 280 Nachbeben. Laut Fachleuten habe es in dem betroffenen Bereich seit etwa 900 Jahren keine so großen Erdstöße mehr gegeben.

Antiterrorpolizei beschlagnahmt Hilfslieferung

Vor allem in den überwiegend kurdisch oder alevitisch bewohnten Regionen ist die staatliche Unterstützung weiterhin am allerwenigsten zu spüren. Im Zentrum der Kreisstadt Elbistan sind rund 3.000 Gebäude durch das Beben zerstört worden, zwei Drittel der Gegend wurden dem Erdboden gleichgemacht. Doch ist bisher noch nicht einmal die Hälfte der eingestürzten Gebäude nach möglichen Opfern abgesucht worden.

Lage vor dem Krankenhaus in Elbistan


In Amed (Diyarbakır), der größten kurdischen Stadt des Landes, kommt so gut wie keine staatliche Hilfe an. In Meletî ist ein aus Mêrdîn (Mardin) vom örtlichen Provinzverband der Demokratischen Partei der Völker (HDP) gestarteter Lastwagen mit Hilfsgütern von der türkischen Antiterrorpolizei (TEM) beschlagnahmt worden. Die Hilfsmittel waren in den besonders betroffenen Landkreis Wêranşar (Doğanşehir) unterwegs. Die Administration von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan lässt in den Erdbebengebieten nur Hilfe zu, die von Afad oder regierungstreuen Stiftungen kommt. In Dîlok gelang es der HDP, drei LKW-Ladungen mit Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und anderem Hilfsmaterial aus der Botan-Region zu verteilen.


Ausnahmezustand im Parlament bestätigt

Im türkischen Parlament ist derweil der erdbebenbedingte Ausnahmezustand bestätigt worden. Zuvor war der Nationalversammlung in Ankara ein entsprechendes Dekret vorgelegt worden. Erdogan hatte am Dienstag für die zehn vom Erdbeben betroffenen Regionen einen dreimonatigen Ausnahmezustand angekündigt. Die Maßnahme solle helfen, unter anderem gegen die vorzugehen, die „Unfrieden und Zwietracht stiften“, sagte Erdogan. Das Kabinett kann mit der Maßnahme unter anderem beschließen, Ausgangssperren zu verhängen. Der Fahrzeugverkehr kann außerdem zu bestimmten Zeiten oder in bestimmten Gegenden verboten werden, auch können Versammlungen und Demonstrationen untersagt werden. Die Oppositionsparteien haben den Vorgang scharf kritisiert und stattdessen gefordert, den Katastrophenfall auszurufen.