Wien-Favoriten: Brandanschlag auf migrantischen Arbeiterverein

In Wien-Favoriten haben Unbekannte einen mutmaßlich faschistisch motivierten Brandanschlag auf das Lokal eines türkisch-kurdischen Arbeitervereins im linken Zentrum EKH verübt.

Im Wiener Bezirk Favoriten haben Unbekannte am Dienstag einen mutmaßlich faschistisch motivierten Brandanschlag auf die Räumlichkeiten des „Vereins der Arbeiter*innen aus der Türkei in Wien“ (Viyana Türkiyeli İşçiler Derneği, VTID) verübt. Den Angriff auf das Vereinslokal im linken Zentrum Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in der Wielandgasse hätten Mitglieder, die sich währenddessen im ersten Stock des Gebäudes aufhielten, gegen 17 Uhr wahrgenommen und selbst gelöscht. Angezündet wurden eine Informationstafel im Eingangsbereich und die Holzstiegen. Verletzt wurde niemand.

„Es ist nicht schwer zu erraten, wer diesen Brandanschlag verübt hat“, heißt es in einer Stellungnahme von VTID, die der Verein auf seiner Facebookseite dokumentierte. Erst Ende Juni hatten türkische Nationalisten mehrmals linke und migrantische Vereine im EKH sowie Demonstrationen in Favoriten gegen das Erdogan-Regime angegriffen. Auch das VTID-Lokal war währenddessen attackiert worden. Hinzu kommt, dass nur wenige Stunden vor dem gestrigen Brandanschlag bekannt wurde, dass die Ermittlungen in der Causa Favoriten offenbar einen Spionagefall mit Ausgangspunkt Ankara zu Tage gebracht haben. Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hatte am Dienstag bei einer Pressekonferenz von einer enttarnten Person berichtet, die im Dienst der türkischen Regierung Landsleute bzw. Türkeistämmige mit österreichischer Staatsbürgerschaft bespitzelt haben soll.

Foto: VTID

Angriffe in Favoriten

Nach dem gezielten Mord an drei Aktivistinnen der kurdischen Frauenbewegung im nordsyrischen Kobanê am 23. Juni hatten einen Tag später mehr als hundert Faschisten aus dem Lager der ultranationalistischen „Grauen Wölfe“ eine von kurdischen und türkischen Frauenorganisationen initiierte Kundgebung angegriffen. Auch in den folgenden Tagen kam es zu massiven Angriffen türkischer Nationalisten auf Feministinnen und linke Strukturen. Dabei wurde ein kurdischer Journalist krankenhausreif geprügelt. Auch mehrere Polizisten und ein Diensthund wurden von türkischen Faschisten angegriffen und verletzt. Die österreichische Regierung hat Anhaltspunkte für eine Involvierung des türkischen Geheimdienstes MIT. Bei den Kundgebungen hatte der Verfassungsschutz „Dokumentationsteams” beobachtet, die ihre Kameras ausschließlich auf die Versammlungen von Kurd*innen und Linksaktivist*innen gerichtet haben sollen. Für Franz Ruf, Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, sei das „ein Indiz für typische nachrichtendienstliche Arbeit“.

Foto: VITD

VTID: Wir lassen uns nicht einschüchtern

„Die Öffentlichkeit soll wissen, dass wir uns von diesen und ähnlichen faschistischen und rassistischen Angriffen nicht einschüchtern lassen“, teilte der VTID mit. Der Verein freue sich über Solidarität von allen demokratischen Kräften.