Wien: Faschisten greifen erneut linkes EKH an

In Wien ist das linke Zentrum EKH von Anhängern der faschistischen „Grauen Wölfe“ angegriffen worden. Das Haus wurde mit Flaschen und Brandsätzen beworfen, ein Mob versuchte die Türen einzutreten. Bereits am Vortag war es zu ähnlichen Szenen gekommen.

Das linke Zentrum Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in der Wielandgasse in Wien-Favoriten ist am Abend erneut von mehreren hundert Anhängern der faschistischen Organisation „Graue Wölfe“ und der Erdoğan-Partei AKP angegriffen worden. Das Haus wurde mit Flaschen und Brandsätzen beworfen, an einer Stelle am Dach brach ein Feuer aus. Der Parolen wie „Glücklich derjenige, der sich als Türke bezeichnet“ (türk: „Ne mutlu Türküm diyene“) rufende und den sogenannten Wolfsgruß und ausgestreckte Zeigefinger zeigende Mob versuchte außerdem, die Türen des EKH einzutreten. Auch das angrenzende Lokal der türkeistämmigen Föderation Demokratischer Arbeitervereine e.V. (DIDF) wurde angegriffen. Mitglieder des Vereins hätten sich mit Fahnenstangen gegen die Attacken verteidigt, heißt es.

Laut Aktvist*innen vor Ort brauchte die Polizei eine Viertelstunde, um die Wielandgasse zu erreichen. Zu Festnahmen kam es aber nicht, stattdessen halten sich die Faschisten unbehelligt in einem nahgelegenen Park auf.

Erster Angriff bereits am Mittwoch

Bereits am Mittwoch hatten mehr als hundert Faschisten eine von kurdischen und türkischen Frauenorganisationen initiierte Kundgebung gegen den Mord an drei kurdischen Aktivistinnen, die am Dienstag bei einem türkischen Drohnenangriff in Kobanê/Nordsyrien gezielt getötet worden waren, angegriffen. Ausgangspunkt der Auseinandersetzungen war der Keplerplatz/Viktor-Adler-Markt ebenfalls in Wien-Favoriten. Es kam es zu einem stundenlangen Hin und Her und einer Einkesselungen der Demonstrant*innen durch die Polizei, die sich ins EKH zurückgezogen hatten. Eine Augenzeugin berichtete: „Sie haben uns mit Messern bedroht und gesagt, dass sie uns umbringen wollen“. Im EKH haben auch zahlreiche migrantische Organisationen ihre Vereinsräume. 

Situation am heutigen Nachmittag am Viktor-Adler-Markt, Quelle: Antifa-Prinzessin

Währenddessen fanden sich einige hundert weitere türkische, kurdische und österreichische Antifaschist*innen und Linke solidarisch ein. Mit einer spontanen Demonstration wurde am selben Abend dann noch ein starkes Zeichen gegen diesen Angriff gesetzt. Daraufhin wurde für heute eine weitere Kundgebung angekündigt.

Straße vor EKH abgesperrt

Mittlerweile scheint die Lage vor dem EKH unter Kontrolle zu sein. „Die gesamte Straße vor dem Haus ist nach dem faschistischen Angriff voller Splitter. Inzwischen hat die Polizei die Straße abgesperrt. Eine Scheibe ging zu Bruch, doch der faschistische Angriff wurde abgewehrt“, schreibt der Journalist Michael Bonvalot, der vor Ort ist, auf Twitter.