Türkischer Kommandeur der Irak-Invasion ausgetauscht

In der Kommandoebene der türkischen Streitkräfte gibt es personelle Änderungen. Die Verantwortung für die grenzüberschreitende Operation in Südkurdistan wurde dem kürzlich beförderten General Levent Ergün übertragen.

Befehlshaber der Zerstörung von Nisêbîn

Die türkische Armee führt seit Jahren grenzüberschreitende Militäroperationen in der Kurdistan-Region im Irak durch. Seit April 2021 wird mit Bodentruppen und Luftangriffen versucht, die Regionen Metîna, Zap und Avaşîn in den Medya-Verteidigungsgebieten zu besetzen. Im April dieses Jahres begann ein neuer Angriff, der weitere Gebiete in Metîna umfasst. Am 3. Juli wurde das Gebiet Girê Bahar im Zap angegriffen. Dieser Besatzungsangriff erfolgt mit Unterstützung der PDK aus der Kleinstadt Amêdî und dauert weiter an.

Im Zuge der Militäroperation werden Dörfer entvölkert und niedergebrannt. Türkische Militärs führen Personenkontrollen durch, zerstören Anbauflächen und Wälder und benutzen Siedlungen als Basis. Die türkische Regierung und ihre NATO-Armee besetzen irakisches Territorium und werden dabei offen von der Familie Barzanî und der PDK unterstützt.

Die Freiheitsguerilla Kurdistans kämpft in Tunnelanlagen und mit mobilen Einheiten im Gelände gegen die Invasion. Der türkische Staat hat bei der seit knapp dreieinhalb Jahren andauernden Operation nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Dazu haben ihm auch das Schweigen der irakischen Regierung und die uneingeschränkte Kooperation des Barzanî-Clans nicht verhelfen können.

In der Kommandoebene der türkischen Streitkräfte ist durch einen von Präsident und AKP-Chef Recep Tayyip Erdoğan unterzeichneten Erlass vom 9. August eine personelle Veränderung vollzogen worden. Die auffälligste Änderung ist der Führungswechsel für die grenzüberschreitende Operation in Südkurdistan. Anstelle von Metin Tokel wurde die Verantwortung dem vergangene Woche beförderten General Levent Ergün übertragen.

Ergün ist einer von Dutzenden Offizieren, die in einem 2010 eingeleiteten Strafverfahren wegen Umsturzplänen verhaftet und zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Die Urteile in dem als „Balyoz-Prozess“ bekannten Verfahren wurden 2014 vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben, 2015 wurden alle 236 Beschuldigten freigesprochen. Ergün kehrte nach seiner Freilassung in die Armee zurück und übernahm kurz darauf das Kommando bei der Niederschlagung des Widerstands für Selbstverwaltung in Nisêbîn (tr. Nusaybin). Die Stadt in der Provinz Mêrdîn (Mardin) wurde wie zahlreiche weitere Ortschaften in Nordkurdistan 2015/2016 mit martialischer Gewalt zerstört.

Foto: Nisêbîn nach der Zerstörung durch die türkische Armee