Türkei steht Lebensmittelkrise bevor

Rıdvan Turan von der Landwirtschaftskommission der HDP warnt vor einer bevorstehenden Lebensmittelkrise und erklärt: „Die Bauern zahlen den Preis für die kapitalorientierte Landwirtschaftspolitik.“

Die Wirtschaftskrise in der Türkei und Nordkurdistan verschärft sich immer weiter. Inflation, Verteuerungen und neoliberale Wirtschaftspolitik wie auch der Krieg in Kurdistan haben der Landwirtschaft schweren Schaden zu gefügt, so dass die Türkei im Lebensmittelsektor immer mehr auf Importe angewiesen ist. Der Sprecher der Landwirtschaftskommission der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Rıdvan Turan, warnt insbesondere vor der neoliberalen Wirtschaftspolitik, die unter der Herrschaft der AKP eskaliert ist und die kleinbäuerliche Landwirtschaft „praktisch liquidiert“ hat: „Hunderttausende von Bauern mussten ihr Land verlassen und in die Städte abwandern. Dort haben sie sich der Karawane der Arbeitslosen angeschlossen.“ In der Türkei gibt es praktisch keine Arbeitslosenunterstützung und etwa 30 Millionen Menschen leben unter der Hungergrenze.

Die Ernährungssicherheit wurde vernichtet“

Turan erklärt weiter: „Während der 19-jährigen AKP-Herrschaft wurden Ernährungssouveränität und die Ernährungssicherheit, die der Gesellschaft den Zugang zu gesunden und günstigen Lebensmitteln garantierte, zerstört. Es wurden Maßnahmen umgesetzt, um multinationalen Unternehmen höhere Gewinne zu verschaffen

Durch Wirtschaftskrise, Pandemie und die steigenden Wechselkurse, die die Agrarpolitik der AKP begleiteten, und die herrschende Dürre sind die Bauern nicht mehr in der Lage, produzieren zu können. Sie sind von multinationalen Konzernen mit Vorleistungen abhängig gemacht worden. Im Zusammenhang mit den gleichzeitig steigenden Importkosten haben sich die Bauern bei landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften, Kredithaien und insbesondere privaten und öffentlichen Banken verschuldet. Die Schulden der Landwirte gegenüber öffentlichen und landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften belaufen sich auf über 150 Mrd. TL [etwa 15 Milliarden Euro].“

Als HDP stehen wir an der Seite der Bauern

Die massive Verteuerung von Saatgut und Futtermitteln führt zu einer deutlichen Erhöhung des Produktions- und damit auch des Produktpreises. Angesichts der Verarmung der Gesellschaft können sich viele Menschen landwirtschaftliche Produkte nicht mehr leisten und Bäuer:innen bleiben auf ihrer Produktion sitzen. Turan beschreibt dieses Problem und erklärt: „Heute werfen Landwirte in der Türkei ihre Produkte weg, weil sie sie nicht verkaufen können. Damit protestieren sie gegen die AKP. Es steht eine Nahrungsmittelkrise bevor. Als HDP stehen wir an der Seite der Landarbeiter:innen, die mit größter Anstrengung entgegen dem Profitstreben der multinationalen Konzerne produzieren. Wir glauben, dass wir die Probleme der Bäuer:innen lösen können, indem wir uns zusammenschließen. Trotz allen negativen Entwicklungen haben wir die Macht, dieses kaputte System zu ändern, und wir versprechen, dies gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern zu tun.“