Türkei: Proteste gegen PDK werden brutal unterdrückt

Während die Situation in der Kurdistan-Region im Nordirak immer weiter eskaliert, werden in der Türkei alle öffentlichen Meinungsäußerungen zu dem Thema brutal unterdrückt.

Seit Tagen finden Proteste gegen die Kollaboration der Barzanî-Regierung in der Kurdistan-Region Irak (KRI) mit dem Erdogan-Regime statt. In der Türkei werden alle öffentlichen Meinungsäußerungen zu dem Thema brutal unterdrückt. Auch eine Protestaktion am Sonntag in Istanbul wurde von der Polizei angegriffen, 42 Personen wurden gewaltsam festgenommen.

Einer der Festgenommenen war Nihat Bozkuş, der als Ko-Vorsitzender den Bezirksverband der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Çatalca leitet. Der HDP-Politiker wurde umringt von zwanzig Polizisten über den Boden in eine Seitenstraße gezerrt. Dabei erlitt er mehrere Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt wurden.

Bozkuş hat die beteiligten Polizisten wegen Körperverletzung angezeigt. Er sagt, dass er vor allem auf den Kopf geschlagen wurde. In zwei Istanbuler Krankenhäusern wurde ihm ein Attest über die Spuren der Misshandlung jedoch verweigert. „Wir sind zusammen gekommen, um von unserem Recht auf demokratischen Protest Gebrauch zu machen. Noch während wir uns sammelten, griff die Polizei an. Viele von uns wurden festgenommen und auch ich wurde mitten auf der Straße gefoltert. Wir lassen uns von solchen Angriffen nicht einzuschüchtern und werden unseren Kampf für Demokratie fortsetzen. Die AKP sagt ,Null Toleranz der Folter' und ihre Polizei foltert mittlerweile mitten auf der Straße. Folter ist ein Menschheitsverbrechen und die AKP begeht dieses Verbrechen. Ich wollte meine Verletzungen im Krankenhaus attestieren lassen, sie haben mir kein Attest gegeben. Das könnten sie nicht, sagten sie. Es soll keinen Beweis für die Folter geben“, so der Ko-Vorsitzende der HDP im Istanbuler Bezirk Çatalca, Nihat Bozkuş.

Aufgerufen zu der Demonstration unter dem Motto „Wir akzeptieren keinen Verrat – Wir verteidigen unsere Errungenschaften“, die am Sonntag in der Istanbuler Innenstadt stattfand, hatte ein Bündnis, dem kurdische Parteien und zivilgesellschaftliche Gruppen wie die Frauenbewegung Tevgera Jinên Azad (TJA), der Rat der Friedensmütter, die Partei der demokratischen Regionen (DBP) und Solidaritätsvereine von Gefangenen und Angehörigen im Befreiungskampf verstorbener Personen angehören. Ihr Protest richtete sich gegen einen Angriff von Truppen der in Hewlêr (Erbil) herrschenden Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) gegen die Guerilla der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) am vergangenen Donnerstag in Sîdekan. Die kurdische Gesellschaft befürchtet, dass die Provokation, die Gefechte zur Folge hatte, eine Neuauflage des Birakujî („Brudermord“) bedeuten könnte. Die PDK wurde in Istanbul und vielen weiteren Städten aufgerufen, Angriffe gegen die Guerilla zu unterlassen.

Inzwischen hat sich die Lage in Südkurdistan weiter verschärft. Am Montag wurde der KNK-Vertreter Deniz Cevdet Bülbün in Hewlêr erschossen, eine halbe Stunde später wurden drei Peschmerga der Lexoman-Parastin, einer von der Patriotischen Union Kurdistans (YNK) gegründeten Arbeitsgruppe für Terrorismusbekämpfung, bei einem türkischen Drohnenangriff auf einen Agrarflugplatz in Silêmanî getötet. Bereits am Sonntag sind drei Mitglieder der Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) in Şengal ums Leben gekommen. In der Bradost-Region an der irakisch-iranischen Grenze verstärkt die PDK weiter ihre Kampfeinheiten gegen die Guerilla der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).