Über 40 Festnahmen bei Protest gegen innerkurdischen Konflikt

Bei der Demonstration in Istanbul gegen einen innerkurdischen Konflikt zwischen PKK und PDK kam es am Sonntag zu mehr Festnahmen als zunächst bekannt. Über vierzig Personen wurden in Gewahrsam genommen, gegen einige Betroffene laufen Anzeigen.

Im Zusammenhang mit der Demonstration gegen einen innerkurdischen Konflikt zwischen der PDK und der PKK sind am Sonntag in der westtürkischen Metropole Istanbul mehr Personen festgenommen worden als zunächst bekannt. Insgesamt nahm die Polizei 41 Teilnehmende des Protests in Gewahrsam, wie es aus Anwaltskreisen hieß. Erst nach einem Verhör und einer Nacht auf der Wache wurden die Betroffenen wieder freigelassen. Gegen einige von ihnen wurden Anzeigen wegen vermeintlichen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz geschrieben. Nihat Bozkuş, Ko-Vorsitzender des Bezirksverbands der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Çatalca, erstattete wegen des Vorwurfs der Körperverletzung Anzeige gegen die Polizei. Er sprach von „Gewalt“ und „martialischem Auftreten“ der Beamten.

Aufgerufen zu der Demonstration unter dem Motto „Wir akzeptieren keinen Verrat – Wir verteidigen unsere Errungenschaften“, die am Nachmittag in der Istanbuler Innenstadt stattfand, hatte ein Bündnis, dem kurdische Parteien und zivilgesellschaftliche Gruppen wie die Frauenbewegung Tevgera Jinên Azad (TJA), der Rat der Friedensmütter, die Partei der demokratischen Regionen (DBP) und Solidaritätsvereine von Gefangenen und Angehörigen im Befreiungskampf verstorbener Personen angehören. Ihr Protest richtete sich gegen einen Angriff von Truppen der in Hewlêr (Erbil) herrschenden Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) gegen die Guerilla der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) am vergangenen Donnerstag in Sîdekan. Die kurdische Gesellschaft befürchtet, dass die Provokation, die Gefechte zur Folge hatte, eine Neuauflage des Birakujî („Brudermord“) bedeuten könnte. Die PDK wurde in Istanbul aufgerufen, Angriffe gegen die Guerilla zu unterlassen.

Die türkische Polizei ging teilweise gewaltsam gegen Teilnehmende der Veranstaltung vor, auch Parlamentsabgeordnete waren von den Übergriffen betroffen. Unter den Festgenommenen waren auch Evin Genç, Ko-Vorsitzende von ANYAKAY-DER, ein Hilfsverein für Familien aus Zentralanatolien, die Angehörige im kurdischen Befreiungskampf verloren haben; Esengül Demir, Ko-Sprecherin des HDK (Demokratischer Kongress der Völker), dem Organisierungsgremium hunderter Gruppen und politisch Handelnden, aus dem 2012 die Partei HDP hervorgegangen ist; Murat Kalmaz, Ko-Vorsitzender des Provinzverbands der HDP in Istanbul; die Friedensmutter Hasibe Mengirkağun sowie der Journalist Enes Sezgin, der für die Zeitung „Yeni Yaşam“ arbeitet.