Rund 25 Menschen trafen sich am Dienstagabend an der Ecke Eintrachtstraße/Arnoldstraße in Wuppertal zu einem gemeinsamen offenen Gedenken. Zum zweiten Todestag von Max hatte die „Initiative gegen Polizeigewalt“ dazu aufgerufen. Der 25-Jährige wurde am 7. Dezember 2019 im Stadtteil Wichlinghausen von sechs Polizeischüssen getroffen. Mindestens eine Kugel hatte tödliche Folgen. Max starb kurze Zeit später im Helios-Universitätsklinikum Barmen an seinen Verletzungen.
„Die positiven Reaktionen von einigen Anwohner:innen zeigen, dass es wichtig ist, das Gedenken und die Thematisierung von Fällen tödlicher Polizeigewalt auf die Straße zu tragen, damit Max und all die anderen nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Mike Sieber von der Initiative gegen Polizeigewalt.
Gedenken am Tatort
Max ist einer von drei Wuppertalern, die in den letzten zwei Jahren bei einer „Maßnahme“ der Polizei ums Leben kamen. Der 35-jährige Alexander wurde im Juni dieses Jahres in seiner Wohnung am Arrenberg durch drei Schüsse aus einer Maschinenpistole eines Polizisten getötet. Die Nachbarn hatten wohl die Polizei wegen Ruhestörung gerufen. Der 25-jährige Giórgos starb am 1. November in Polizeigewahrsam nach einer brutalen Festnahme. Für Mike Sieber ist die „Häufigkeit, in der Menschen in Wuppertal in Zusammenhang mit der Polizei sterben“, schockierend. Sie offenbare ein „gewaltiges Problem“, das in der Stadt bestehe.
Demonstration im Januar angekündigt
Aus diesem Grund planen verschiedene Gruppen und Initiativen für den 29. Januar 2022 eine Demonstration in Wuppertal. „Bereits vor zwei Jahren, einige Tage nach Max‘ Tod, gedachten wir als Initiative gegen Polizeigewalt mit rund 80 Menschen in Wuppertal-Barmen dem Verstorbenen und trugen die Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung des Polizeieinsatzes und der Beantwortung der offenen Fragen in die Öffentlichkeit“, berichtet Sieber. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten sich nach den tödlichen Schüssen bedeckt gehalten. Die Initiative ging schon damals von einer Taktik aus, mit der das polizeiliche Verhalten als „Notwehr“ betitelt werden sollte, um „unangenehme Fragen“ abzuwehren. Das Ermittlungsverfahren gegen die beteiligten Polizist:innen wurde im November 2020 nach fast einem Jahr eingestellt.
Chronik zu polizeilichen Todesschüssen veröffentlicht
Die Fachzeitschrift „Bürgerrechte & Polizei/CILIP“, die seit 1978 dreimal jährlich herausgegeben wird, hat den zweiten Jahrestag der tödlichen Polizeischüsse zum Anlass genommen, um eine digitale und interaktive Chronik zu polizeilichen Todesschüssen zu veröffentlichen. Das Redaktionskollektiv, das die gesammelten Polizeischüsse umfangreich analysiert, zählt von 1976 bis 1990 allein 146 tödliche Schüsse in Westdeutschland, seit der Wiedervereinigung wurden 306 Personen durch Kugeln der deutschen Polizei getötet. Die Webseite mit den Visualisierungen der Todesschüsse ist unter https://polizeischuesse.cilip.de/ erreichbar.