Suche nach vermisster Studentin wieder aufgenommen
Mit einem Großaufgebot wird seit Donnerstag die Suche nach Gülistan Doku im Stausee Uzunçayır in Dersim fortgesetzt. Die 21-jährige Studentin wird nun schon seit Januar vermisst.
Mit einem Großaufgebot wird seit Donnerstag die Suche nach Gülistan Doku im Stausee Uzunçayır in Dersim fortgesetzt. Die 21-jährige Studentin wird nun schon seit Januar vermisst.
Die staatliche Katastrophenschutzbehörde AFAD hat am Donnerstag im Stausee Uzunçayır in Dersim die Suche nach der Studentin Gülistan Doku wieder aufgenommen. An dem vom Provinzgouverneursamt koordinierten Einsatz beteiligen sich neben Personal vom Wasserrettungsdienst auch Teams von der Türkischen Marine, dem Polizeipräsidium sowie vom Dezernat für Sondereinsätze der Militärpolizei. Insgesamt 45 Rettungskräfte suchen in Schlauchbooten und in Fußgruppen den Stausee ab. Es ist bereits die dritte Suchaktion nach Doku auf dem Uzunçayır.
Die in Amed (türk. Diyarbakir) geborene 21-jährige Kindheitspädagogik-Studentin Gülistan Doku wird seit dem 5. Januar vermisst. Schnell wurde die Befürchtung laut, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sein könnte. Nur einen Tag vor Dokus Verschwinden hatte ihr Ex-Freund Zainal A. mit Gewalt versucht, die junge Frau in sein Auto zu zerren. Doku wehrte sich und Passant*innen, die das Geschehen beobachtet hatten, verständigten die Polizei. Diese schloss den Mann, dessen Stiefvater - mittlerweile suspendierter - Polizeibeamter in Dersim ist, jedoch relativ früh als Tatverdächtigen aus. Eine Spur hat die Behörde aber auch nicht, obwohl fast jede Gegend in Dersim mit Überwachungskameras und Richtmikrofonen 24 Stunden am Tag observiert wird. Stattdessen mutmaßt die Polizei, die Studentin habe Selbstmord begangen.
Doku war am Tag ihres Verschwindens auf der Stauseebrücke von einer Autokamera eingefangen worden. Auch ergab die Auswertung ihrer Handydaten-Ortung, dass es sich bei dem letzten registrierten Standort um die Brücke handelt. Obwohl eine unabhängige Auswertung der Videoaufnahmen des Fahrzeugs sowie Messungen der Wasserbewegungen zu dem Zeitpunkt mittlerweile ergeben haben, dass ein möglicher Selbstmord beziehungsweise Sturz in den Stausee an dem Tag auszuschließen ist, konzentriert sich die Suche erneut auf den Uzunçayır.
Anfang September war in Dersim ein von Angehörigen der vermissten Studentin initiierter Sitzstreik für die Wiederaufnahme der Suchaktionen gewaltsam von der Polizei aufgelöst worden. Dabei wurden Dokus Mutter Bedriye und ihre Schwester Aygül vom Platz gezerrt und vorübergehend in Gewahrsam genommen. Die Behörde begründete die Festnahmen mit einem vom Gouverneursamt über die gesamte Provinz erteilten Aktivitätsverbot. Ali Çimen, der Anwalt der Familie Doku, sprach von Willkürjustiz. Inzwischen ist auch der Jurist im Visier der Justizbehörden. Die Generalstaatsanwaltschaft in Dersim wirft Çimen die Preisgabe von vertraulich zu behandelnden Ermittlungsergebnissen vor und hat ein entsprechendes Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dem Rechtsanwalt wurde zum Verhängnis, dass er den Inhalt des unabhängigen Gutachtens zu den Aufnahmen aus der Autokamera veröffentlichte. Bei einer Verurteilung wegen des Vorwurfs der „Verletzung der Geheimhaltung von Ermittlungen“ drohen Çimen bis zu drei Jahre Haft.