In Istanbul haben zahlreiche Frauenaktivistinnen bei einer Kundgebung die Wiederaufnahme der Suche nach der Studentin Gülistan Doku gefordert. Seit inzwischen 248 Tagen fehlt jede Spur von der 21-Jährigen, die in der nordkurdischen Provinz Dersim Kindheitspädagogik studierte und dort zuletzt am 5. Januar gesehen wurde. Die Istanbuler Kommission „Gerechtigkeit für Gülistan Doku“ verlangt zudem Ermittlungen gegen Zainal A., den Ex-Freund der jungen Frau. Dieser ist inzwischen untergetaucht und wird allem Anschein nach vor Strafverfolgung geschützt. Der russlandstämmige Mann hatte nur einen Tag vor Dokus Verschwinden mit Gewalt versucht, die junge Frau in sein Auto zu zerren. Doku wehrte sich und Passant*innen, die das Geschehen beobachtet hatten, verständigten die Polizei.
„Anstatt eine Familie zu kriminalisieren, die auf der Suche nach ihrer vermissten Tochter ist, sollten Ermittlungen eingeleitet werden, die sich auf Zainal A. konzentrieren“, sagte die Kommissionssprecherin Hivda Selen mit Blick auf einen Sitzstreik von Angehörigen der verschwundenen Studentin in Dersim initiierten Sitzstreik, der gestern gewaltsam von der Polizei aufgelöst wurde. Dokus Mutter und Schwester Bedriye und Aygül waren dabei vorübergehend in Gewahrsam genommen worden. Selen erwähnte zudem, dass einer Delegation der Gerechtigkeitskommission der Zugang zu dem Platz, an dem das Sit-in stattfindet, verweigert wurde. „Wieder mal war es nicht ein Frauenmörder, der unter Anwendung von massiver Polizeigewalt festgenommen wurde. Auch war es nicht Zainal A., den wir für den Tatverdächtigen eines Verbrechens halten. Es waren Mutter Bedriye und Schwester Aygül – Frauen, die nach Gülistan suchen.“
Niemand werde sie dabei aufhalten können, immer wieder nach dem Verbleib von Gülistan Doku zu fragen und nach ihr zu suchen, unterstrich Hivda Selen und richtete dabei ihren Blick auf die anwesende Polizei, die einen Kessel um die Kundgebung vor dem Operngebäude Süreyya im Bezirk Kadıköy gebildet hatte. Andere Aktivistinnen skandierten lautstark und kämpferisch Parolen wie „Männer morden, der Staat ist Mittäter“ und „Lang lebe die Frauensolidarität“.
„Wir sind entschlossen, die Verantwortlichen für das ‚Verschwindenlassen‘ von Gülistan zur Rechenschaft zu ziehen. Im Kampf um Gerechtigkeit für unsere Freundin werden unsere Schritte jeden Tag ein Stück stärker“, sagte Selen. „Wir werden die Suche nach Gülistan nicht aufgeben. Wir Frauen werden sie finden.“