Das türkische Innenministerium will jetzt offenbar doch die Uzunçayır-Talsperre in der nordkurdischen Provinz Dersim entleeren lassen, um die Suche nach Gülistan Doku fortzusetzen. Seit dem 5. Januar bereits ist die Kindheitspädagogik-Studentin verschwunden. Schnell wurde die Befürchtung laut, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sein könnte. Nur einen Tag vor Dokus Verschwinden hatte ihr Ex-Freund Zainal A. mit Gewalt versucht, die junge Frau in sein Auto zu zerren. Die 21-Jährige wehrte sich und Passant*innen, die das Geschehen beobachtet hatten, verständigten die Polizei. Diese schloss den Mann, dessen Stiefvater Polizeibeamter in Dersim ist, jedoch relativ früh als Tatverdächtigen aus. Eine Spur hat die Behörde aber auch nicht, obwohl fast jede Gegend in Dersim mit Überwachungskameras und Richtmikrofonen 24 Stunden am Tag observiert wird. Stattdessen mutmaßt die Polizei, die Studentin habe Selbstmord begangen.
Die Suche nach Gülistan Doku wurde immer wieder erfolglos eingestellt. Zuletzt ordnete das Innenministerium am 6. Juli die Einstellung der Suchaktionen an. Und dass, obwohl die junge Frau am Tag ihres Verschwindens auf der Dinar-Brücke über dem Stausee von einer Autokamera eingefangen wurde. Auch ergab die Auswertung ihrer Handydaten-Ortung, dass es sich bei dem letzten registrierten Standort um die Brücke handelt.
Um die Wiederaufnahme der Suche nach Gülistan Doku zu erwirken, wandten sich ihre Angehörigen nun an Innenminister Süleyman Soylu. Wie die Schwester der vermissten Studentin Aygül Doku mitteilte, habe Soylu bei dem persönlichen Gespräch in Ankara die Anordnung erteilt, den Stausee zu entleeren. Wann der Grundablass geöffnet werden soll, ist allerdings unklar. Zudem dauert es abhängig von der Größe des Stauraums und der begrenzten Kapazität des Gewässers unterhalb der Talsperre normalerweise mehrere Wochen oder gar Monate, eine Talsperre zu entleeren.